Puppengrab
Landschaft bestand aus sanft gewellten Hügeln und Gehölzen, während es von der Galerie und den Gebäuden ein paar malerische Ausblicke auf die Wiesen gab. Ansonsten wurde das Anwesen von einem Wohngebiet, einem Highway und den Wäldchen der Vorstadt begrenzt. Während der letzten Tage war alles schwer bewacht gewesen, doch heute, so glaubte Chevy, würde es einfach werden. Das FBI hielt sich im Ellis Park auf und bereitete darüber hinaus alles für Hannah Blakes Beerdigung vor.
Er grinste, als er daran dachte, wie wunderbar sein Plan für Beth aufging und wie ihm Neil Sheridans Tod in die Hände spielte. Obwohl Chevy alles ganz genau geplant hatte, so hatte er doch nicht voraussehen können, dass ausgerechnet der Mann, der Jenny weh getan hatte, derjenige war, der Beth vögelte. Doppelte Sühne bei diesem Mord, dachte er.
Heinz zog so eifrig an der Leine, dass Samantha fast hingefallen wäre.
»Halt ihn fester«, sagte Chevy. »Lass nicht eher los, bis ich dir Bescheid sage, dass es so weit ist.«
»Das versuche ich ja«, antwortete sie fast weinerlich. Sie war ein zimperliches kleines Ding, und er war froh, dass er sie bald los sein würde.
»Streng dich mehr an.« Er bewegte die . 22 er in seiner Hosentasche und vergewisserte sich, dass sie den Umriss der Waffe erkannte. »Linksrum, durch die Bäume dort. Wir müssen jetzt schneller gehen.«
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46
L os, Bewegung«, sagte Neil. Eine kühle Brise kündigte den Vorabend an, und die Sonne stand bereits tief am Himmel. »Es ist halb sieben.«
»Die Kollegen der städtischen Polizei schaffen noch die restlichen Leute aus dem Park«, erklärte Copeland. »Erzählen denen etwas von giftigen Gasen, die aus einer defekten oberirdischen Leitung strömen.«
»Damit könnte es klappen«, murmelte Harrison. Er wippte auf den Fußballen, wie alle anderen auch. Es war fünf Stunden her, dass Bankes wegen Mabel Skinners Haus angerufen hatte. Danach hatten sie die Leiche gefunden, die G.I.-Puppe und sich im Park bereit gemacht. Alle waren in hastiger Bewegung, denn nun gab es kein Zurück mehr.
Wie Bankes es gewollt hatte, hatte Neil seine Krawatte abgelegt, ebenso sein Schulterhalfter und die Waffe, und sein Hemd aufgeknöpft, damit man auf Anhieb erkennen konnte, dass er keine schusssichere Weste trug. Es war, als würde er mit kiloweise rohem Fleisch um den Hals die Höhle des Löwen betreten.
»Nehmen Sie die hier«, sagte Copeland. »Sie können zwar nicht mit einer großen Fünfundvierziger dort hineingehen, aber die hier wird er nicht in Ihrer Hosentasche entdecken, wenn sie von Ihren Hemdschößen bedeckt ist. Nehmen Sie sie. Sobald sich etwas Verdächtiges in dem Tunnel bewegt, schießen Sie.«
Neil überlegte kurz und erinnerte sich an Bankes’ Warnung, allein und unbewaffnet herzukommen. Er ließ die . 22 er trotzdem in seine Hosentasche gleiten.
»Hören Sie, mein Sohn«, sagte Copeland. »Sie gehen langsam hinein, immer auf diesem Weg entlang. Dort hinter der Anhöhe ist ein Scharfschütze postiert. Und ein weiterer steht hinter der riesigen Eiche dort.«
Neil verkniff sich ein grimmiges Lächeln. »Wollen Sie mich erschießen lassen? Außer mir werden die nichts erkennen können.«
Copeland fluchte. »Verdammt, Sheridan.«
Neil schlug ihm auf die Schulter. Copeland war zu tausend Prozent gegen diesen Plan, und es waren einige heftige Worte zwischen ihnen gefallen. »Ich gehöre offiziell nicht zu Ihrem Team«, hatte Neil gesagt. »Wenn ich mir da draußen den Hintern wegschießen lasse, dann können Sie jedem erzählen, was für ein Idiot ich gewesen bin und dass ich zehn direkte Befehle missachtet habe. Und wenn wir Erfolg haben, dann sorge ich dafür, dass Sie den Ruhm einheimsen.« Plötzlich schien Copeland um hundert Jahre gealtert zu sein, und Neil brauchte einen Augenblick, um zu begreifen, weshalb. Er sorgte sich nicht um den Ruf des FBI oder darum, ob er am Ende gut dastehen würde. Copeland sorgte sich um Neil.
Doch darüber konnte sich Neil jetzt keine Gedanken machen. »Ich werde also gleich den Pfad entlanggehen, hinter mir der beste Scharfschütze des FBI , bereit, auf alles zu schießen, was aus dem Durchlass hervorlugt«, meinte Neil. »Weiß er, dass es auch eine Frau oder ein Kind sein könnte?«
»Das weiß er. Sheridan, wenn Bankes Ihnen tatsächlich die Frau und das Kind übergibt, dann spielen Sie bloß nicht den Helden und begeben sich an ihrer Stelle in seine Gewalt. Sehen Sie zu, dass Sie dort so schnell wie möglich
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