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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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ich. Ich wünschte, ich hätte es getan. Aber ich hatte gedacht, Bankes sei hinter
mir
her, und ich wusste, dass ich nichts tun konnte, damit er wieder ins Gefängnis musste. Anfangs glaubte ich noch, wenn ich ihm genug Geld anbieten würde …«
    »Und wenn er es nicht genommen hätte, wäre es auch egal gewesen«, warf Neil mit rauher Stimme ein. »Denn mittlerweile wärst du mit ihm zurechtgekommen. Du bist stark geworden.«
    »Nicht darauf antworten, Beth«, befahl Lochner. »Er versucht, Sie …«
    »Stopp.« Beth fühlte sich, als sei ein Damm in ihrem Inneren am Einbrechen. Sie wandte sich Neil zu. »Du hast recht. Ich hatte geglaubt, allein mit Bankes zurechtzukommen …«
    »Beth!«, rief Lochner.
    »Und ich wollte ihn töten.«
    Adele Lochner ließ sich auf einen Stuhl sinken.
    »Die Justiz hat ihn freigelassen, und ich dachte, er wäre nun hinter mir und meiner Tochter her. Da ich ihn nicht mit Geld loswurde, dachte ich, dass mir nichts anderes bliebe, als ihn umzubringen. Aber letztlich habe ich es nicht getan. Stattdessen habe ich versucht«, sie blickte Neil unverwandt in die Augen, »dich zu erreichen.«

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    21
    I
ch habe versucht, dich zu erreichen.
Das Gewicht ihrer Worte lastete wie eine Tonne Ziegelsteine auf Neils Schultern. Pass auf, was du dir wünschst, warnte ihn eine Stimme in seinem Inneren. Doch die andere Stimme seines Gewissens war lauter: Sie braucht dich, sieh zu, dass du dieses Mal keinen Mist baust.
    Sie kauten die Geschiche noch weitere zehn Minuten durch, ohne dass sich etwas Neues ergab. Stattdessen ging Beth immer weiter auf Distanz, je mehr Standlin nachbohrte.
    »Es reicht jetzt«, sagte Neil. »Beth braucht etwas Schlaf.«
    Er glaubte, den Ausdruck von Dank in ihrer Miene erkannt zu haben. Und einen weiteren Augenblick lang glaubte er, dass sie dieses Mal völlig ohne Diskussionen auskommen würden. Dann erhob sie sich. »Wie es aussieht, soll ich hier bleiben, stimmt’s?«
    »Ja, du bleibst hier.«
    »Gilt dein Angebot noch, mir ein paar Sachen aus meinem Haus zu holen?«
    Neil nickte. »Klar, was brauchst du?«
    »Ich bekomme von einer Witwe aus Boise regelmäßig Puppen geschickt. Zwei sind leider schon verlorengegangen, aber heute Morgen soll die nächste kommen. Es muss jemand den Empfang quittieren.« Sie überlegte kurz. »Außerdem brauche ich Schwarzlicht und meinen Laptop, um arbeiten zu können.«
    »Dein Haus wird von Beamten überwacht, falls Bankes auftaucht«, sagte Neil. »Ich werde ihnen Bescheid sagen, dass sie das Paket in Empfang nehmen und es dann später selbst abholen und herbringen.« Es wäre gar nicht so schlecht, wenn Beth etwas zu tun hätte, während man sie hier festhielt. Er wäre verdammt noch mal der Letzte, der ihr erlauben würde, sich wieder überall frei zu bewegen.
    Standlin trat zu ihnen, eine Arzttasche in der Hand.
    »Was ist das?«, fragte Beth beim Anblick der Spritzen, die Standlin der Tasche entnahm.
    »Zwei Dinge«, erwiderte Standlin. »Erstens, wir brauchen eine Blutprobe von Ihnen, um sie mit der nicht identifizierten Spur am Fundort von Anne Chaneys Leiche zu vergleichen. Und zweitens, ich werde Ihnen ein leichtes Beruhigungsmittel verabreichen.«
    Beth erstarrte. »Sie können so viel Blut von mir haben, wie Sie wollen, aber ich brauche kein Beruhigungsmittel.«
    »Sie werden Alpträume bekommen. Neil sagte, dass Sie ohnehin dazu neigen.«
    Neil fing einen düsteren Blick von Beth auf, den ein schwächerer Mann nicht überstanden hätte. »Lass dir die Spritze geben, Beth. Es ist niemandem geholfen, wenn du halb im Koma durch die Gegend rennst.«
    »Du meinst wohl halb am Durchdrehen«, schnaubte sie spöttisch. »Dabei hast du bloß Angst, dass ich überschnappe und dir heimlich entwische, um – wie hast du noch so schön gesagt? – ihm das Hirn aus dem Schädel zu pusten.«
    »Davor habe ich keine Angst«, sagte er und beschloss, eines ein für alle Mal klarzustellen. »Ich würde nie im Leben zulassen, dass du mir heimlich entwischst.«
     
    Chevy lag auf Beths Bett und konnte sie fühlen und riechen. Er glitt gelegentlich in Träume ab, in denen sie verzweifelt weinte und vor Schmerz schrie, ihn anbettelte, dass er aufhören möge, wohl wissend, dass er das nicht tun würde, nicht, bis er auch das letzte Wimmern, Keuchen und Kreischen aus ihr herausgepresst hatte. Er erwachte mit einem mächtigen Ständer. Am liebsten hätte er sich sofort einen runtergeholt, doch es fiel bereits Sonnenlicht durch die

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