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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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»Ich wollte bloß an die Waffe kommen.«
    »Es ist alles in Ordnung, Beth«, sagte der Lieutenant sanft.
    Aber nichts war in Ordnung. Anne war tot.
    Erzähl niemandem davon,
hatte Adam gedrängt.
Niemand wird es verstehen.
Später hatte er gesagt, wenn man sie als Zeugin brauchte, sollte sie der Polizei erzählen, dass sie dort gewesen war. Aber das war nicht nötig gewesen. Am nächsten Tag wurde Bankes verhaftet und nach einem kurzen Prozess verurteilt. Sie fanden Spuren an seinen Schuhen, die bewiesen, dass er in Annes Wohnanlage gewesen war, sein Alibi war geplatzt, und er hatte Schmauchspuren an den Händen. Ohne dass jemand Beths Version des Geschehens erfahren hatte, wurde er zu lebenslänglicher Haft verurteilt.
    Und jetzt war er frei.
    Standlin hielt ein paar Ausdrucke hoch. »Es wurden Blutspuren am Tatort gefunden, die weder zu Bankes noch zu Chaney gehörten. Und zwei Patronenhülsen einer Achtunddreißiger Halbautomatik. Ein Geschoss traf Anne Chaney in den Rücken, während Sie mit Bankes rangen. Doch was geschah mit dem anderen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Haben Sie die Blutgruppe 0 negativ?«
    Beth nickte.
    »Dann war das Ihr Blut am Tatort, stimmt’s?«, fragte Standlin.
    »Meine Mandantin wird keine weiteren Fragen mehr …«
    »Wurdest du angeschossen, Beth?«, fragte Neil. Er klang besorgt.
    »Nein, nein. Ich weiß nicht, was mit der anderen Kugel passiert ist.«
    »Was geschah, nachdem Anne zu Boden gegangen war?«, drängte Standlin.
    Anne war zu Boden gegangen. So einfache Worte und doch so treffend. Endlich war Anne losgerannt, nachdem Beth sie dazu gebracht hatte, und dann war sie … einfach zu Boden gegangen. Mit einem einzigen Zucken des Rückgrats. Der tödliche Schuss hatte sich beim Versuch von Bankes, Beth die Waffe zu entwinden, gelöst. Beth mit brennender Handfläche. Bankes, der sich neben Annes Körper niederließ, brüllte und hektisch in seiner Tasche wühlte.
    Und der dann völlig ausflippte.
    »Was danach geschah?«, flüsterte Beth. »Er wollte, dass ich statt Anne schrie. Aber das tat ich nicht. Ich hatte Angst, dass es ihn …«, sie berührte die Narbe an ihrer Wange. »Dann schlug er mich mit der Pistole.«
    »Lieber Himmel«, entfuhr es Neil. Er starrte sie an, als sie nichts mehr weiter sagte. »Und das war’s dann? Er hat dich k.o. geschlagen?«
    Nicht ganz. Sie war nicht so weit weggetreten, dass sie nicht den kühlen Boden unter ihr, die widerliche Kombination aus Dreck, Blut und Galle schmeckte, die ihr in der Kehle steckte. Oder dass sie nicht spürte, wie ihre Wange brannte. Oder seine Hände auf ihren Oberschenkeln. So sehr war sie nicht weggetreten.
    Erzähl niemandem davon.
    »Als ich wieder zu mir kam, war er verschwunden. Nur noch Annes Leiche lag da.« Sie fröstelte. »Ich rannte los, den Weg zurück, den wir gekommen waren. Dann stieg ich in meinen Wagen und verriegelte die Türen von innen. Ich fuhr los.« Die Heizung aufgedreht. Bis zum Anschlag. »Ich bin nach Hause gefahren, doch Adam war nicht in unserem Apartment.« Er war wütend, weil sie nicht ins Restaurant gekommen war. »Ich nahm eine Dusche. Ich hatte Blut und Dreck am ganzen Körper.«
    Ihr war kalt gewesen, so kalt.
    »Und Sie haben niemandem davon erzählt?«, fragte Standlin. Es klang mehr wie eine Feststellung als wie eine Frage.
    »Doch, natürlich habe ich es Adam erzählt.«
    »Und?«
    »Er hat sich um mich gekümmert. Mir ein Pflaster aus einem Erste-Hilfe-Kasten für meine Wange besorgt und mir beim Einschlafen geholfen.«
    »Hat er dich nicht in eine Klinik gebracht oder die Polizei gerufen?«, fragte Neil ungläubig.
    »Das wollte er am nächsten Morgen tun. Doch dann sah er die Fernsehnachrichten. Annes Leiche war schon nach wenigen Stunden gefunden worden. Und am Nachmittag hatten sie bereits einen Verdächtigen. Er war in den Nachrichten zu sehen, und ich wusste, dass sie den Richtigen geschnappt hatten. Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen erklären soll …« Sie senkte den Blick und wappnete sich innerlich gegen die Schuldgefühle, die wieder an ihr zu nagen begonnen hatten. »Wir hatten damals gerade erst festgestellt, dass ich schwanger war. Adam machte sich Sorgen, ob das Gerichtsverfahren mir und dem Baby schaden könnte. Und man brauchte mich dort nicht. Bankes wurde verurteilt und nicht vorher auf Kaution freigelassen.«
    Standlin sagte: »Das alles hätten Sie Sacowicz oder Sheridan erzählen können, als die beiden letzte Woche nach Bankes suchten.«
    »Hätte

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