Puppenmord
irgendein neues Geheimnis der Frauenemanzipation eingeführt zu werden.
»Plastikflaschen, die sich auflösen, statt rumzuliegen und einen ökologischen Morast zu erzeugen«, sagte Sally, öffnete eine Luke und warf eine leere Zigarrenschachtel über die Reling. »Das ist Gs Lebensbeschäftigung. Das und Recycling. Unendliches Recycling.«
»Genau«, sagte Gaskell. »Wir haben schon eine eingebaute Obsolenz im Automotionssektor, wo er unmodern geworden ist. Also ist, was wir nun brauchen, die eingebaute bio-abbau-tnäßige Deliqueszenz auf dem allgemeinen Verbrauchssektor.«
Eva hörte verständnislos, aber mit dem Gefühl zu, sich irgendwie im Zentrum einer intellektuellen Welt zu befinden, die weit über die von Henry und seinen Freunden hinausging, die so langweilig über neue Leistungskurse und ihre Schüler redeten.
»Wir haben ganz hinten im Garten einen Komposthaufen«, sagte sie, als sie endlich verstand, worüber geredet wurde. »Ich tu die Kartoffelschalen und den ganzen Müll drauf.«
Gaskell hob die Augen zum Kabinendach. Pardon, zur Kajütdeckung. »Da wir gerade von Müll reden«, sagte Sally, und strich zärtlich über Evas Hintern, »wie mag Henry wohl mit Judy zurechtkommen.«
Eva zuckte zusammen. Der Gedanke daran, wie Henry und die Puppe im Bad lagen, quälte sie noch immer.
»Ich weiß einfach nicht, was in ihn gefahren war«, sagte sie und sah Gaskell mißfällig an, als er kicherte. »Ich meine, es ist doch nicht so, daß er jemals untreu gewesen ist oder irgend sowas. Und 'ne Masse Ehemänner sind das. Patrick Mottram geht dauernd fremd und hat Affären mit anderen Frauen, aber Henry war in dieser Hinsicht immer sehr zuverlässig. Er mag ja still und nicht sehr unternehmend sein, aber niemand könnte von ihm sagen, er war ein Windhund.« »Oh, sicher«, sagte Gaskell, »er hat bestimmt *ne Sendepause sexmäßig. Mir blutet das Herz für ihn.«
»Ich verstehe nicht, warum ihr behauptet, daß mit ihm was nicht in Ordnung ist, bloß weil er treu ist.«
»G hat das nicht so gemeint, nicht wahr, G?« sagte Sally, »er meinte, in einer Ehe muß es echte Freiheit geben. Kein Herrschen, keine Eifersucht, kein Besitzenwollen. Richtig, G?«
»Richtig«, sagte Gaskell.
»Der Beweis wahrer Liebe ist, wenn man seiner Frau dabei zusehen kann, wie sie's mit einem anderen treibt, und sie immer noch liebt«, fuhr Sally fort.
»Ich könnte Henry nie zusehen ...«, sagte Eva. »Nie.«
»Also liebst du ihn nicht. Du bist unsicher. Du vertraust ihm nicht.«
»Ihm vertrauen?« sagte Eva. »Wenn Henry mit 'ner anderen ins Bett ginge, versteh ich nicht, wie ich ihm vertrauen könnte. Ich meine, wenn es das ist, was er will, warum hat er mich dann geheiratet?«
»Das«, sagte Gaskell, »ist die Goldene Quizfrage.«
Er nahm seinen Schlafsack und ging an Deck. Eva flennte schon wieder. »Is ja gut«, sagte Sally und legte den Arm um sie. »G hat doch bloß Spaß gemacht. Er hat's überhaupt nicht so gemeint.«
»Das ist es doch nicht«, sagte Eva, »ich verstehe bloß überhaupt nichts mehr. Es ist alles so kompliziert.«
»Großer Gott, du siehst schrecklich aus«, sagte Peter Brain-tree, als Wilt vor seiner Haustür stand.
»Ich fühle mich auch schrecklich«, sagte Wilt. »Alles der Gin.«
»Willst du damit sagen, Eva ist nicht zurück?« sagte Brain-tree und ging durch den Flur voran zur Küche.
»Sie war nicht da, als ich heimkam. Bloß ein Brief, in dem stand, sie führe mit Pringsheims weg, um über alles nachzudenken.« »Um über alles nachzudenken? Eva? Worüber denn?«
»Na ja . ..«, begann Wilt und besann sich eines Besseren, »die Sache mit Sally, wahrscheinlich. Sie sagt, sie wird mir nie verzeihen.«
»Aber du hast doch mit Sally nichts gemacht. Hast du mir jedenfalls erzählt.«
»Klar, hab ich nicht, aber da liegt ja der Hund begraben. Wenn ich getan hätte, was dieses nymphomanische Miststück wollte, dann hätt's diesen ganzen Scheiß Ärger nicht gegeben.«
»Das verstehe ich nicht, Henry. Ich meine, wenn du gemacht hättest, was sie wollte, hätte Eva was zu meckern gehabt. Ich kapier aber nicht, warum sie explodiert sein sollte, wenn du gar nichts gemacht hast.«
»Sally muß ihr gesagt haben, ich hätte was gemacht«, sagte Wilt, der entschlossen war, die Geschichte mit der Puppe im Badezimmer nicht zu erwähnen.
»Meinst du das Flötensolo?«
»Ich weiß selber nicht, was ich meine. Was ist überhaupt ein Flötensolo?«
Peter Braintree guckte verdutzt aus der
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