Puppenmord
Wäsche.
»Das weiß ich nicht so ganz genau«, sagte er, »aber es ist offenbar etwas, was der Mann nicht tun sollte. Wenn ich nach Hause käme und Betty erzählte, ich hätte ein Flötensolo gemacht, dächte sie bestimmt, ich hätte jemandem ein Ständchen gebracht.«
»Überhaupt wollte ich es sowieso nicht machen«, sagte Wilt. »Sie wollte es bei mir machen.«
»Vielleicht heißt es, jemandem einen ablutschen«, sagte Braintree und setzte Wasser auf. »So hört es sich für mich ah.«
»Na, für mich hat sich's nicht so angehört«, sagte Wilt mit Schaudern. »Bei ihr klang's so, als wollte sie mir mit 'ner Trompete in die Ohren tuten. Du hättest mal ihren Blick sehen sollen.«
Er setzte sich verzagt an den Küchentisch.
Braintree musterte ihn neugierig. »Du siehst ja aus, als wärst du im Krieg gewesen«, sagte er.
Wilt sah an seinen Hosen runter. Sie waren schlammverschmiert und an seinen Knien klebten runde Lehmplacken. »Ja ... äh ... also, ich hatte auf dem Weg hierher 'ne Panne«, erklärte er wenig überzeugend, »ich mußte einen Reifen wechseln und habe mich hingekniet. Ich war ein bißchen blau.« Peter Braintree grunzte mißtrauisch. Das hörte sich für ihn nicht sehr überzeugend an. Der arme, alte Junge war offenbar ein bißchen aus dem Tritt.
»Wasch's dir halt in der Spüle aus«, sagte er.
Wenig später kam Betty Braintree die Treppe herunter. »Entschuldige, aber ich habe mit angehört, was du über Eva gesagt hast«, sagte sie. »Das tut mir ja so leid, Henry. Ich würde mir aber keine Sorgen machen. Sie kommt bestimmt zurück.«
»Da wäre ich nicht so sicher«, sagte Wilt düster, »und überhaupt bin ich mir nicht sicher, ob ich will, daß sie wiederkommt.«
»Ach, Eva ist doch in Ordnung«, sagte Betty. »Sie kriegt diese plötzlichen Rappel, aber die dauern doch nie lange. So ist sie halt nun mal. Eva ist schnell begeistert, aber es legt sich auch schnell wieder.«
»Ich glaube, das machte Henry ja gerade Kummer«, sagte Braintree, »daß sie schnell begeistert ist und sich schnell hinlegt.«
»Nein, bestimmt nicht. So ist nun Eva ganz und gar nicht.«
Wiltsaß am Küchentisch und nippte an seinem Kaffee. »Bei der Sippschaft, in der sie jetzt verkehrt, bin ich auf alles bei ihr gefaßt«, murmelte Wilt kummervoll. »Erinnert ihr euch noch, was war, als sie diese Phase mit der makrobiotischen Schonkost hatte? Dr. Mannix sagte mir damals, ich war fast der schwerste Skorbutfall, den er seit dem Bau der BurmaEisenbahn zu Gesicht bekommen hätte. Und dann diese Geschichte mit dem Trampolin. Sie ging zu einem »Halt-dich-f it«-Kursus an der Volkshochschule in Bulham und kaufte sich so ein Scheiß Trampolin. Ihr wißt ja, die alte Mrs. Portway hat sie mit dem Ding ins Krankenhaus gebracht.«
»Ich weiß, es hat irgend'n Unfall gegeben, aber Eva hat mir nie erzählt, was wirklich passiert ist«, sagte Betty.
»Natürlich nicht. Es war ein verfluchtes Wunder, daß wir nicht angezeigt worden sind«, sagte Wilt. »Es fetzte Mrs. Portway einfach durchs Treibhausdach. Überall lag Glas auf dem Rasen, und Mrs. Portway war ja auch nie gerade die Gesündeste.«
»Hatte sie nicht diese rheumatische Gelenkentzündung?«
Wilt nickte bekümmert. »Und die Schmisse in ihrem Gesicht«, sagte er, »das war unser Gewächshaus war das.«
»Ich muß schon sagen, ich kann mir bessere Orte für'n Trampolin vorstellen als Gewächshäuser«, sagte Braintree. »Das war doch kein sehr großes Gewächshaus, gelt?«
»Es war auch gottseidank kein sehr großes Trampolin«, sagte Wilt, »sonst war sie sonst wohin geflogen.«
»Also, das zeigt doch nur«, sagte Betty, die die Sache von der heiteren Seite nahm, »Eva stellt vielleicht irrsinnige Dinge an, aber sie wird schnell davon geheilt.«
»Aber Mrs. Portway nicht«, sagte Wilt, der nicht zu trösten war, »sie lag sechs Wochen im Krankenhaus, und die Hautverpflanzungen wuchsen nicht an. Seither hat sie sich nicht mehr an unser Haus rangetraut.«
»Du wirst sehen, Eva hängt diese Pringsheim-Clique in ein oder zwei Wochen aus dem Hals. Das ist eben wieder so'ne Laune von ihr.«
»Eine Laune mit 'ner Masse Vorteilen, wenn ihr mich fragt«, sagte Wilt, »Geld, gesellschaftliches Ansehen und Gruppensex. Alles, was ich ihr nicht bieten könnte, und alles hochgemotzt mit 'ner Menge intellektuellem Blabla über Frauenemanzipation und Gewalt und die Intoleranz der Toleranz und die Revolution der Geschlechter, und man ist nicht richtig reif, wenn man
Weitere Kostenlose Bücher