Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
Vom Netzwerk:
das Maul über diese Puppe verbrennen mußtest.«
    »Das erzähl mal der Polente, wenn sie ihre Leiche den Fluß runter treiben sehen. Erklär ihnen halt, wie's dazu kam, daß sie mitten im Sturm baden gehen mußte.«
    »Du versuchst bloß, mir Angst zu machen«, sagte Sally. »Ich habe sie nicht rausgeschmissen oder sowas.«
    »Ich sage ja bloß, es wird verdammt brenzlig riechen, wenn ihr etwas passiert ist. Und nun erzähl mir mal, wie wir jetzt von hier wegkommen. Wenn du meinst, ich ginge ohne Schwimmweste ins Wasser, hast du dich geschnitten. Ich bin nicht Mark Spitz.«
    »Ach, du großer Held«, sagte Sally.
    Gaskell ging in die Kajüte und guckte in den Schrank neben dem Herd. »Und noch was. Mit den Lebensmitteln wird's langsam kritisch. Und Wasser. Es ist nicht mehr viel da.«
    »Du hast uns in die Scheiße geritten, da zieh uns gefälligst auch wieder raus«, sagte Sally.
    Gaskell setzte sich in die Koje und versuchte nachzudenken. Es mußte doch eine Möglichkeit geben, irgendwelchen Leuten mitzuteilen, daß sie hier und in der Patsche saßen. Sie konnten nicht weit vom Land weg sein. Soweit er wußte, lag Land direkt auf der anderen Seite des Schilfs. Er ging raus und stieg auf s Kajütendach, aber außer der Kirchturmspitze in der Ferne konnte er jenseits des Schilfs nichts sehen. Wenn sie ein Stück Stoff nähmen und damit herumwedelten, sähe es vielleicht jemand. Er ging hinunter, holte sich einen Kissenbezug und machte zwanzig Minuten nichts weiter, als mit ihm her-umzuwedeln und zu schreien. Dann stieg er wieder runter in die Kajüte, holte die Karte raus und hockte über ihr in dem vergeblichen Versuch rauszufinden, wo sie wären. Er faltete die Karte eben wieder zusammen, als sein Blick auf die Scrabble-Steinchen fiel, die noch auf dem Tisch lagen. Buchstaben, einzelne Buchstaben. Wenn sie doch irgendwas hätten, was mit Buchstaben drauf in der Luft schwebte. Wie ein Drachen. Gaskell überlegte, wie er einen Drachen bauen könnte, und kapitulierte. Vielleicht wäre es schließlich doch das Beste, Rauchsignale zu geben. Er holte sich eine leere Büchse aus der Küche, füllte sie mit Dieselöl aus den öllachen neben dem Motor, tauchte ein Taschentuch hinein und kletterte auf das Kajütendach. Er zündete das Taschentuch an und versuchte, das öl zum Brennen zu kriegen, aber als es brannte, gab's nur ganz wenig Rauch, und die Dose wurde ihm viel zu heiß in den Händen. Gaskell kickte sie ins Wasser, wo sie zischend verschwand.
    »Genie-Baby«, sagte Sally, »du bist der Größte.«
    »Ja ja, wenn dir was Brauchbares einfällt, dann laß mich's wissen.«
    »Schwimm doch.«
    »Ersauf doch«, sagte Gaskell.
    »Du könntest ein Floß oder sowas bauen.«
    »Ich könnte Scheimachers Boot hier kaputthacken. Mehr brauchen wir nicht.«
    »Ich habe mal einen Film gesehen, mit Gauchos oder Römern oder sowas, die kamen an einen Fluß und wollten rüber, und da haben sie Schweinsblasen genommen.«
    »Und ausgerechnet jetzt haben wir alles, bloß kein Schwein.«
    »Du könntest die Mülltüten aus der Küche nehmen«, sagte Sally. Gaskell holte sich eine Plastiktüte, blies sie auf und band sie oben mit Bindfaden zu. Dann drückte er sie zusammen. Die Tüte hielt die Luft nicht.
    Gaskell setzte sich verzagt hin. Es mußte doch irgendeine simple Möglichkeit geben, Aufmerksamkeit zu erregen, und auf keinen Fall hatte er Lust, mit einer aufgeblasenen Mülltüte im Arm durch das trübe Wasser da rüberzuschwimmen. Er spielte mit den Scrabble-Steinchen rum und dachte nochmal über Drachen nach. Oder Ballons. Ballons.
    »Hast du die Gummis mit, die du immer nimmst?« fragte er plötzlich.
    »Du lieber Gott, ausgerechnet jetzt kriegt er einen hoch«, sagte Sally, »denk nicht an Sex. Denk lieber darüber nach, wie du uns hier rausbringst.«
    »Habe ich ja«, sagte Gaskell, »ich brauch diese Gummis.«
    »Willst du dich auf einem Floß aus Parisern den Fluß runtertreiben lassen?«
    »Ballons«, sagte Gaskell. »Wir blasen sie auf, malen Buchstaben drauf und lassen sie im Wind schweben.«
    »Genie-Baby«, sagte Sally und ging in die Toilette. Sie kam mit einem Schwammtäschchen zurück. »Hier sind sie. Und ich dachte schon einen Augenblick, du wolltest mich.«
    »Die Tage des Weins und der Rosen«, sagte Gaskell, »sind vorbei. Erinner mich dran, daß ich mich von dir scheiden lassen will.« Er riß ein Päckchen auf, blies ein Präservativ auf und knotete es oben zu.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Zum Beispiel,

Weitere Kostenlose Bücher