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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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keifte Dr. Mayfield, »Hammer? Sie können in so einem Moment kaltblütig von ...«
    Es gab einen lauten Knall. Judy war mit ihrem Latein zu Ende. Dr. Mayfield auch. Der Penis wurde als erstes weich. Dr. Mayfield als zweiter. Als Judy schrumpfte, stürzte er sich auf Dr. Board, sank jedoch zu Boden und stieß unartikulierte Töne aus.
    Dr. Board beachtete seinen Kollegen nicht. »Wer hätte gedacht, daß die alte Schachtel so ein Windbeutel war?« murmelte er und trank seinen Kaffee aus. Als Dr. Mayfield vom Stellvertretenden Direktor hinausgeführt wurde, wandte sich Dr. Board an Professor Baxendale.
    »Ich muß Sie wegen Dr. Mayfield um Nachsicht bitten«, sagte er, »ich fürchte, dieser neue Unterrichtszweig war zu viel für ihn, und um ehrlich zu sein, habe ich ihn schon immer für fundamental gefährdet gehalten. Ein Fall von Dementia post Cox, möchte ich sagen.«
    Inspektor Flint fuhr in einem Zustand, der an Wahnsinn grenzte, zum Polizeirevier zurück.
    »Wir stehen wie Idioten da«, giftete er Sergeant Yates an. »Wie die gelacht haben. Was die Schweinehunde alles gesagt haben!« Eine besondere Wut hatte er auf die Pressefotografen, die ihn gebeten hatten, sich neben die schlappen Reste der Plastikpuppe zu stellen. »Wir sind öffentlich lächerlich gemacht worden. Nun ja, bei Gott, dafür wird jemand bezahlen.«
    Er schwang sich aus dem Wagen und eilte den Gang hinun ter zum Vernehmungsraum. »Na schön, Wilt«, schrie er, »Sie hatten Ihren kleinen Spaß, und ein verflucht dreckiger war's obendrein. Aber jetzt vergessen wir mal die Feinheiten und reden Tacheles miteinander.«
    Wilt besah sich das Stück Plastik. »So sieht's besser aus, wenn Sie mich fragen«, sagte er. »Natürlicher, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Sie werden verdammt unnatürlich aussehen, wenn Sie meine Fragen nicht beantworten«, bellte der Inspektor. »Wo ist sie?«
    »Wo ist wer?« sagte Wilt.
    »Die Scheiß Mrs. Wilt. Wo haben Sie sie hingebracht?«
    »Ich hab's Ihnen doch gesagt. Ich habe sie nirgendwo hingebracht.«
    »Und ich sage Ihnen, das haben Sie. Jetzt sagen Sie mir entweder, wo sie ist, oder ich prügle es aus Ihnen raus.«
    »Sie können mich verprügeln, wenn Sie wollen«, sagte Wilt, »aber Ihnen wird das nicht gut bekommen.«
    »O doch, das wird's«, sagte der Inspektor und zog seinen Mantel aus.
    »Ich verlange, einen Anwalt zu sprechen«, sagte Wilt schnell.
    Inspektor Flint zog sich den Mantel wieder an. »Na endlich, darauf habe ich gewartet, Henry Wilt, hiermit beschuldige ich Sie des . . .«

- 16 -
    Im Schilf begrüßte Eva die Morgenröte des neuen Tages damit, daß sie die Luftmatratze zum zehnten Mal aufblies. Entweder hatte sie ein Loch, oder am Ventil war irgendwas kaputt. Egal, was es war, es hatte sie furchtbar langsam vorwärtskommen lassen, und schließlich gezwungen, weit entfernt vom Flußlauf im Schilf Schutz zu suchen. Hier hatte sie, im Röhricht eingekeilt, eine feuchte Nacht verbracht, die daraus bestand, daß sie von der Luftmatratze runterstieg, sie aufblies, wieder draufkletterte und versuchte, sich den Schlamm und das Grünzeug runterzuwaschen, die an ihr klebengeblieben waren, als sie runtergestiegen war. Dabei hatte sie das Unterteil ihres zitronengelben Hosenanzugs verloren und sich das Oberteil zerrissen, so daß sie, bis der Morgen dämmerte, weniger der spinnerten Hausfrau aus der Parkview Avenue Nr. 34 glich, als vielmehr einer Endkampfteilnehmerin im Schwergewicht bei den Schlammringmeisterschaften der Frauen. Außerdem fror sie furchtbar und war darum froh, als die Sonne aufging und die Aussicht auf einen heißen Sommertag mitbrachte. Jetzt mußte sie nur noch ans Land oder ins offene Wasser finden und jemanden dazu bewegen ... Da wurde sich Eva bewußt, daß sie in ihrem Auf zug wahrscheinlich einige Verwirrung stiften würde. Der gelbe Hosenanzug war überkandidelt genug gewesen, um sie nicht die Straße langgehen zu lassen, wenn sie ihn anhatte, aber jetzt, wo er zum größten Teil nicht mehr vorhanden war, wollte sie nun bestimmt nicht öffentlich gesehen werden. Andererseits konnte sie auch nicht den ganzen Tag im Schilf hocken blei ben. Die Luftmatratze hinter sich herziehend arbeitete sie sich weiter, teils schwimmend, größtenteils aber, indem sie mühevoll durch Schlamm und Wasser watete. Schließlich fand sie aus dem Schilf ins offene Wasser hinaus und sah in einiger Entfernung ein Haus, einen Garten, der zum Ufer hin schräg abfiel, und eine Kirche liegen. Es

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