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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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daß du lesbisch bist«, sagte Gaskell und hielt den Dildo hoch. »Und deine Kleptomanie und die Angewohnheit, andere Männer in Puppen festzuklemmen. Du erzählst es mir, und ich verwende es. Wie auch, daß du nymphomanisch bist.«
    »Das traust du dich nicht. Deine Familie wäre entzückt von dem Skandal.«
    »Wart's ab«, sagte Gaskell und blies noch ein Präservativ auf.
    »Plastik-Depp.«
    »Kesser Vater.«
    Sallys Augen wurden schmal. So langsam glaubte sie, daß er meinte, was er von Scheidung sagte, und wenn Gaskell sich in England von ihr scheiden ließ, was bekäme sie dann Unterhalt? Sehr wenig. Kinder hatten sie nicht, und sie hatte das unbestimmte Gefühl, britische Gerichte seien in Geldsachen knickerig. Gaskell war das auch, und seine Familie ebenfalls. Reich und knickerig. Sie saß da und beobachtete ihn.
    »Wo ist dein Nagellack?« fragte Gaskell, als er fertig war und sich dreizehn Luftballons in der Kajüte türmten.
    »Leck mich«, sagte Sally und ging raus aufs Deck, um nachzudenken. Sie starrte in das trübe Wasser und dachte über Ratten und den Tod und darüber nach, wie das wohl wäre, arm aber emanzipiert zu sein. Das Ratten-Musterbeispiel. Die Welt war schlecht. Die Menschen waren Dinge, die benutzt und weggetan wurden. Das war Gaskells eigene Philosophie, und jetzt tat er sie weg. Aber ein falscher Schritt auf diesem öligen Deck konnte ihre Probleme lösen. Gaskell mußte bloß ausrutschen und ertrinken, und sie wäre frei und reich, und niemand würde jemals was erfahren. Ein Unfall. Ein natürlicher Tod. Aber Gaskell konnte schwimmen, und Fehler durften nicht passieren. Einmal versucht und gescheitert, und sie würde zu keinem zweiten Versuch mehr kommen. Er wäre auf der Hut. Es mußte ganz sicher und ganz natürlich sein.
    Gaskell kam mit den aufgeblasenen Präservativen an Deck. Er hatte sie aneinandergebunden und auf jedes mit Nagellack einen einzelnen Buchstaben gemalt, so daß das ganze HILFE SOS HILFE ergab. Erkletterte auf das Kajütendach und warf sie hoch. Einen Augenblick schwebten sie in der Luft, wurden dann von dem leichten Wind erfaßt und fielen seitwärts aufs Wasser. Gaskell zog sie an dem Faden wieder ins Boot und versuchte es nochmal. Sie fielen wieder aufs Wasser.
    »Ich warte, bis mehr Wind ist«, sagte er und band sie an die Reling, wo sie träge hin- und herbaumelten. Dann ging er in die Kajüte und legte sich in die Koje.
    »Was machst du jetzt?« fragte Sally.
    »Schlafen. Weck mich, wenn Wind ist.«
    Er nahm die Brille ab und zog sich eine Decke über den Kopf. Draußen saß Sally auf einer Kiste und dachte über das Ertrinken nach. Im Bett.
    »Mr. Gosdyke«, sagte Inspektor Flint, »Sie und ich, wir haben jetzt schon 'ne ganze Menge Jahre miteinander zu tun, und ich bin bereit, offen mit Ihnen zu sein. Ich weiß es nicht.«
    »Aber Sie haben ihn des Mordes beschuldigt«, sagte Mr. Gosdyke.
    »Am Montag wird er dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Bis dahin verhöre ich ihn weiter.«
    »Aber sicherlich läßt die Tatsache, daß er zugibt, eine lebensgroße Puppe . . .«
    »In den Kleidern seiner Frau, Gosdyke, in den Kleidern seiner Frau. Vergessen Sie das nicht.«
    »Das scheint mir noch nicht ausreichend. Woher nehmen Sie denn die Gewißheit, daß ein Mord begangen worden ist?«
    »Drei Menschen verschwinden spurlos von der Erdoberfläche. Sie lassen zwei Autos zurück, ein Haus voll mit schmutzigen Gläsern und den Überresten einer Party . .. Das Haus sollten Sie mal sehen . . . Badezimmer und Treppenabsatz voller Blut. . .«
    »Sie könnten doch im Auto von jemand anderem mitgefahren sein.«
    »Sie könnten, aber sie sind's nicht. Dr. Pringsheim ließ sich nicht gern von jemand anderem fahren. Das wissen wir von seinen Kollegen am Biochemischen Institut. Er hatte eine tief sitzende Abneigung gegen englische Autofahrer. Fragen Sie mich nicht warum, aber er hatte sie.«
    »Und Eisenbahnen, Busse? Flugzeuge?«
    »Geprüft, nachgeprüft und nochmal nachgeprüft. Niemand, auf den ihre Beschreibung paßt, hat irgendein öffentliches oder privates Verkehrsmittel aus der Stadt raus benutzt. Und wenn Sie meinen, sie hätten eine Fahrradtour unternommen, irren Sie auch. Dr. Pringsheims Fahrrad steht in der Garage. Nein, Sie können vergessen, daß sie irgendwohin gefahren sind. Die sind tot, und der naseweise Herr Wilt weiß das.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wieso Sie so sicher sein können«, sagte Mr. Gosdyke.
    Inspektor Flint zündete sich eine Zigarette

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