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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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in den Lehm grub.
    »Halt«, hörte man Barney undeutlich schreien, aber es war zu spät. Durch den Anblick der Last um seine Nerven gebracht, oder im falschen Glauben, ihm sei gesagt worden, schneller zu machen, kurbelte der Kranführer los. Es war ein gräßliches Knacken zu hören, als die Schlinge sich enger zog, und im nächsten Augenblick sah Judys Betonkopf, den Eva
    209 Wilts Perücke krönte, aus, als sollte sich Inspektor Flints Voraussage, daß sie enthauptet würde, doch noch erfüllen. Aber in diesem Fall waren seine Sorgen ganz fehl am Platz. Judy war aus härterem Stoff als erwartet. Als der Kopf immer weiter nach oben ging, während der Körper fest in den Schacht geklemmt blieb, zeigte Judys Hals, was in ihm steckte. Er zog sich in die Länge.
    »Du lieber Gott«, sagte Professor Baxendale außer sich, »will das denn nie enden?«
    Dr. Board beobachtete die Erscheinung mit wachsendem Interesse. »Es sieht nicht so aus«, sagte er. »Meinen Sie nicht auch, wir sollten es zu unserem Prinzip machen, unsere Schüler so langzuziehen, na, Mayfield?«
    Aber Dr. Mayfield gab keine Antwort. Als Judy die Gestalt eines Straußes annahm, der seinen Kopf aus Versehen in einen Zementeimer gesteckt hatte, war ihm War, daß der neue Unterrichtszweig gestorben war.
    »Eines muß man ja von Mrs. Wilt sagen«, sagte Dr. Board, »sie hält was aus. Man könnte sie hartnäckig, aber gewiß nicht halsstarrig nennen. Gestreckt vielleicht, partiell verjüngt, wenn auch nicht gerade verdünnt. Man beginnt zu begreifen, worauf Modigliani hinaus wollte.«
    »Um Gottes willen, hören Sie auf«, kreischte Dr. Cox hysterisch, »ich glaube, ich verliere noch den Kopf.«
    »Was man von Mrs. Wilt kaum sagen kann«, sagte Dr. Board ungerührt.
    Er wurde von einem weiteren furchtbaren Krachen unterbrochen, als Judys Körper endlich den Kampf mit dem Bohrloch aufgab. In einem Schlammregen schnellte er nach oben, um wieder in engere Beziehung zum Kopf zu treten, und hing nackt und rosa, und jetzt, wo die Kleider und der Beton nicht mehr dran waren, bemerkenswert naturgetreu, etwa fünf Meter über der Erde an dem Seil.
    »Ich muß sagen«, sagte Dr. Board, und musterte mit Wohlgefallen Judys Geschlechtsteil, »ich habe bis jetzt nie große Neigung zu Nekrophilie gehabt, aber ich erkenne langsam
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    ihre Reize. Das ist natürlich nur von historischem Interesse, aber zu Shakespeares Zeit gehörte es zu den Rechten des Henkers ... «
    »Board«, schrie Dr. Mayfield, »ich bin in meinem Leben schon so mancher verfluchten Sau begegnet. ..«
    Dr. Board goß sich noch etwas Kaffee ein. »Ich glaube, der Jargonausdruck dafür ist, man liebt den Braten kalt.«
    Unter dem Kran wischte sich Inspektor Flint den Matsch aus dem Gesicht und guckte hoch zu dem fürchterlichen Etwas, das über ihm pendelte. Jetzt sah er, daß es nur eine Puppe war. Er sah auch, warum Wilt das widerliche Ding hatte beerdigen wollen.
    »Laßt sie runter. Laßt sie um Himmels willen runter«, brüllte er, als ihn die Pressefotografen umringten. Aber der Kranführer hatte die Nerven verloren. Er kniff die Augen zu, zog am falschen Hebel und Judy machte sich erneut an den Aufstieg.
    »Halt, halt, das ist ein Scheiß-Beweisstück«, schrie der Inspektor, aber es war schon zu spät. Als sich das Seil das letzte Mal um die Rolle wickelte, folgte Judy nach. Das Betonmütz-chen löste sich, ihr Kopf schlüpfte zwischen die Rollen, und ihr Körper schwoll langsam an. An den Beinen sah man es zuerst.
    »Ich habe mich schon oft gefragt, wie wohl Elephantiasis aus sieht«, sagte Dr. Board, »Shelley hatte, glaube ich, eine Hei denangst davor.«
    Dr. Cox hatte sie bestimmt. Er saß in einer Ecke und redete irre, und der Stellvertretende Direktor beschwor ihn, sich zusammenzureißen.
    »Ein treffender Ausdruck«, bemerkte Dr. Board über das entsetzte Keuchen hinweg, als Judy, jetzt offenbar im zwölften Monat schwanger, ihre Verwandlung weiter fortsetzte. »Frühminoisch, meinen Sie nicht auch, Mayfield?«
    Aber Dr. Mayfield war zu keinem Wort mehr fähig. Er starrte wie von Sinnen auf die sich in rasender Geschwindigkeit vergrößernde Vagina, die jetzt gut dreißig Zentimeter lang und zwanzig breit war. Es gab einen Knall und dem Ding wuchs ein Penis, ein enormer Penis, der dicker und dicker wurde. Jetzt würde er verrückt. Das wußte er.
    »Na das«, sagte Dr. Board, »ist ja ein Hammer. Ich habe ja schon von Geschlechtsumwandlung bei Männern gehört, aber... «
    »Hammer?«

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