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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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an. »Gucken wir uns nur mal an, was er getan hat, eingestandenermaßen getan hat, und sehen, was das ergibt«, sagte er.
    »Er bekommt eine lebensgroße Puppe . . .«
    »Woher?«
    »Er sagt, er hat sie von seiner Frau. Wo er sie herhat, spielt keine Rolle.«
    »Er sagt, er hätte sie zum ersten Mal bei Pringsheims gesehen.«
    »Vielleicht hat er das. Ich bin bereit, ihm das zu glauben. Ganz egal, wo er sie herhatte, es bleibt die Tatsache, daß er sie absichtlich so anzog, daß sie wie Mrs. Wilt aussah. Er wirft sie in dieses Loch bei der Schule, ein Loch, von dem er weiß, daß es mit Beton gefüllt wird. Er stellt sicher, daß er vom Hausmeister gesehen wird, da er weiß, daß die Schule zu ist. Er läßt sein Fahrrad mit seinen Fingerabdrücken zurück und einem Buch im Gepäckkorb, das ihm gehört. Er legt mit seinen Notizblättern eine Spur zu dem Loch. Er taucht um Mitternacht vollkommen verdreckt bei Mr. Braintree auf und sagt, er habe eine Reifenpanne gehabt, obwohl er keine hatte. Und nun erzählen Sie mir doch bitte nicht, er hätte nichts im Schilde geführt.«
    »Er sagte, er hätte bloß versucht, die Puppe loszuwerden.«
    »Und mir hat er gesagt, er hätte den Mord an seiner Frau geprobt. Das hat er zugegeben.«
    »Ja, aber nur in der Phantasie. Für mich heißt seine Geschichte, daß er diese Puppe loswerden wollte«, beharrte Mr. Gosdyke.
    »Warum dann die Kleider, warum das Ding aufblasen und so zurücklassen, daß es unbedingt entdeckt werden mußte, als der Beton reingeschüttet wurde? Warum hat er das verdammte Ding nicht einfach verbrannt oder am Straßenrand liegengelassen? Es ergibt einfach keinen Sinn, wenn man es nicht als den wohlüberlegten Plan ansieht, unsere Aufmerksamkeit von dem wahren Verbrechen abzulenken.«
    Der Inspektor machte eine Pause. »Tja also, wie ich es sehe, ist auf der Party irgendwas passiert, wovon wir keine Ahnung haben. Vielleicht überraschte Will seine Frau mit Dr. Prings-heim im Bett. Er tötete beide. Mrs. Pringsheim erscheint auf der Bildfläche und er tötet sie auch.«
    »Wie?« sagte Mr. Gosdyke. »So viel Blut haben Sie doch gar nicht gefunden.«
    »Er hat sie erwürgt. Er erwürgte seine Frau, und Prings-heim erschlug er. Dann versteckte er die Leichen irgendwo, geht nach Hause und legt die Spur mit der Puppe. Und am Sonntag beseitigt er die wirklichen Leichen .. .«
    »Wo?«
    »Das weiß der Himmel, aber das finde ich schon noch raus. Mir ist nur klar, daß ein Mann, der einen solchen Plan aushek-ken kann, sich irgendwas Teuflisches ausgedacht haben muß, wo er seine wahren Opfer hinbrachte. Ich war nicht überrascht, wenn ich hörte, er hätte am Sonntag illegal das Krematorium benutzt. Egal, was er getan hat, Sie können sicher sein, er hat es gründlich getan.«
    Aber Mr. Gosdyke war immer noch nicht überzeugt. »Wenn ich doch bloß wüßte, warum Sie so sicher sind«, sagte er.
    »Mr. Gosdyke«, sagte der Inspektor müde, »Sie haben zwei Stunden mit Ihrem Klienten zugebracht. Ich den größten Teil der Woche, und wenn ich aus Erfahrung eins weiß, dann das, daß dieser Kerl da drin genau weiß, was er tut. Jeder normale Mensch in seiner Lage wäre besorgt und beunruhigt, und ehrlich geängstigt. Jeder unschuldige Mensch, der erfährt, seine Frau sei spurlos verschwunden und es gebe Beweise, wie wir sie ja haben, daß sie ermordet worden sei, hätte einen Nervenzusammenbruch bekommen. Wilt nicht. O nein, er sitzt da drin so frech wie Sie wollen und sagt mir, wie ich die Ermittlungen zu führen hätte. Und wenn mich irgendwas davon überzeugt, daß dieser Mistkerl wirklich schuldig ist, dann das. Aber mehr noch, ich werde es beweisen.«
    »Er scheint jetzt ein bißchen besorgt zu sein«, sagte Mr. Gosdyke.
    »Dazu hat er auch Grund«, sagte der Inspektor, »denn bis Montag kriege ich die Wahrheit aus ihm raus, und wenn wir beide dabei draufgehen.«
    »Inspektor«, sagte Mr. Gosdyke und erhob sich, »ich muß Sie darauf aufmerksam machen, daß ich meinem Klienten empfohlen habe, kein Wort mehr zu sagen, und falls er vor Gericht auch nur mit einem Kratzerchen am Leibe erscheint .. .«
    »Mr. Gosdyke, Sie sollten mich besser kennen. Ich bin doch kein Vollidiot, und wenn Ihr Klient am Montag irgendeine Schramme am Leib hat, dann hat er sie weder von mir noch von einem meiner Männer. Das kann ich Ihnen garantieren.«
    Mr. Gosdyke ging sehr verwirrt aus dem Polizeirevier fort. Er mußte zugeben, daß Wilts Geschichte nicht sehr überzeugend gewesen war.

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