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Puppenmord

Titel: Puppenmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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»Nachdem ich nun so viel zu Gesicht bekommen habe, wovon ich dachte, es sei sie, werde ich, falls ich je das Vergnügen haben sollte, sie wiederzusehen, ihr mit der größten Liebenswürdigkeit begegnen. Eine verblüffend wandlungsfähige Frau und so interessant proportioniert. Ich denke, ich werde meine Puppe Eva taufen.«
    »Aber die Polizei scheint immer noch zu glauben, sie ist tot.«
    »Eine solche Frau kann niemals sterben«, sagte Dr. Board. »Sie mag explodieren, aber die Erinnerung an sie lebt unauslöschlich weiter.«
    Hochwürden St. John Froude teilte in seinem Arbeitszimmer Dr. Boards Meinung. Die Erinnerung an die gewaltige und offensichtlich nackte Dame, die er für einen kurzen Augenblick gesehen hatte, als sie wie eine abscheulich riesenhafte Nymphe hinten in seinem Garten unter der Weide hervorgekommen und durch den Friedhof gehetzt war, war etwas, was er wohl kaum jemals vergäße. Und weil er sie so kurz nach der Erscheinung der aufgeblasenen Präservative gesehen hatte, verstärkte sich sein Verdacht, daß er es mit dem Alkohol wohl zu weit getrieben habe. Die Predigt über den abtrünnigen Erzdiakon von Ongar, über die er gerade nachgedacht hatte, ließ er Predigt sein - er hatte als Text »An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen« im Sinn gehabt -, stand auf, sah durch das Fenster zur Kirche hinüber und fragte sich, ob er nicht vielleicht runtergehen und nachsehen solle, ob nicht wirklich eine gewaltige, fette, nackte Dame da sei, als seine Aufmerksamkeit auf das Schilf auf der anderen Seite des Wassers gelenkt wurde. Da waren sie wieder, diese höllischen Dinger. Diesmal konnte es keinen Zweifel daran geben. Er griff zum Fernglas und starrte wütend hindurch. Er sah sie viel deutlicher als das erste Mal, und sie wirkten sehr viel bedrohlicher. Die Sonne stand hoch am Himmel, und über dem Aalfleet stieg etwas Dunst auf, so daß die Präservative ein gleißender Schimmer umgab, eine Unwirklichkeit, die schlichtweg etwas Geistiges an sich hatte. Schlimmer noch, es zeigte sich, daß was drauf geschrieben stand. Die Botschaft war klar, wenn auch unverständlich. Sie lautete HIFISOSE. Hochwürden St. John Froude nahm das Fernglas herunter, griff nach der Whiskyflasche und dachte über die Bedeutung von HIFISOSE nach, das hauchzart und gefühlsecht an den Himmel gemalt war. Als er, immer flott weg, sein drittes Glas ausgetrunken hatte und zu der Überzeugung gekommen war, daß am Spiritismus trotz allem doch was dran sei, auch wenn man fast immer bloß mit alten Indianern in Berührung kam, die ihre toten Tanten durch sich sprechen ließen, was erklärte, daß Haifischsoße falsch geschrieben war, weil sie ein paar von den weniger schmackhaften Zutaten aus dem Zeug einfach wegließen, hatte der Wind die Buchstaben umgeordnet. Als er diesmal hinsah, lautete die Botschaft SEIFEHILFLOS. Der Pfarrer erschauerte. Welche Seife war hilflos und wieso.
    »Die Sünde der geistlichen Getränke«, sagte er vorwurfsvoll zu seinem vierten Whisky, bevor er das Orakel erneut befragte. Auf FIISHOELLE folgte HOHLFISSEL, worauf SLIESLOFF kam, was noch schlimmer war. Hochwürden St. John Froude schob Fernglas und Whiskyflasche zur Seite, kniete nieder und betete um Vergebung oder wenigstens einen Wink, wie die Botschaft zu verstehen sei. Aber jedesmal, wenn er aufstand um nachzusehen, ob sein Wunsch erfüllt worden sei, war die Buchstabenkombination genauso sinnlos wie vorher oder eher geradezu bedrohlich. Was bedeutete zum Beispiel FLOEHFILS, oder HEISSLOEFFL? Endlich beschloß er, dem wahren Wesen der Erscheinung selber auf den Grund zu gehen, zog seine Soutane an und schwankte den Gartenweg zum Bootshaus runter.
    »Denen wird der Tag noch leidtun«, murmelte er, als er in das Ruderboot kletterte und zu den Riemen griff. Hochwürden St. John Froude hatte eine strenge Meinung über Empfängnisverhütung. Das war einer der Grundsätze seines An-glokatholischen Glaubens.
    Im Kajütboot schlief Gaskell tief und fest. Um ihn herum traf Sally ihre Vorbereitungen. Sie zog sich aus und schlüpfte in den Plastikbikini. Sie nahm ein viereckiges Seidentuch aus ihrer Tasche und legte es auf den Tisch, holte aus der Küche einen Krug und füllte ihn, über die Reling gelehnt, mit Wasser. Dann ging sie in die Toilette und schminkte sich vor dem Spiegel.
    Als sie rauskam, trug sie falsche Wimpern, ihre Lippen waren dunkelrot, und ein maskenhaftes Make-up gab ihrem blassen Teint eine dunklere Tönung. Sie hatte eine Badekappe

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