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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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sollten und dass »die Nacht doch gerade erst anfängt«. Doch der junge Mann stand nur mit rot glänzendem Gesicht geistlos grinsend vor der Bar und hörte gar nicht zu. Harry schüttelte angewidert den Kopf. Als der Junge schließlich mit einem Tablett voll überlaufender Biergläser wieder abzog, belehrte einer der Stammgäste Harry darüber, dass er wohl dabei sei, sein berühmtes Einfühlungsvermögen zu verlieren. Die Flut von Verwünschungen, die daraufhin über dem Gast niederging, bezeugte allerdings definitiv das Gegenteil.
    Rebus hatte mit seinem Besuch in dem Lokal eigentlich das Ziel verfolgt, die kleinen Särge wenigstens vorübergehend aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Doch vergeblich. Er sah sie im Geist unentwegt vor sich, war fest davon überzeugt, dass sie ihre Existenz ausnahmslos ein und demselben Mann respektive Mörder verdankten. Und er überlegte verzweifelt, ob es noch weitere solcher Kisten geben mochte, die auf einsamen Anhöhen oder in Felsspalten oder aber in harmlosen Geräteschuppen vor sich hingammelten. Die Särge von Arthur's Seat und der aus Falls sowie Jeans vier Kisten, das war bislang alles, worauf er sich stützen konnte. Aber er vermutete zwischen den verschiedenen Funden einen Zusammenhang, und das machte ihm Angst. Jedenfalls lass ich mich später mal verbrennen, dachte er, oder in einem Baum festbinden, wie es bei den australischen Ureinwohnern Brauch ist. Alles, nur nicht in eine enge Holzkiste gesperrt sein, alles lieber als das.
    Als die Tür aufging, drehten sich alle nach dem neuen Gast um. Rebus drückte das Kreuz durch und gab sich Mühe, seine Überraschung zu verbergen. Es war niemand anderer als Gill Templer höchstpersönlich. Natürlich hatte sie ihn sofort entdeckt und kam lächelnd auf ihn zu, während sie den Mantel aufknöpfte und ihren Schal abnahm.
    »Hab ich mir doch gedacht, dass ich Sie hier finde«, sagte sie. »Telefonisch sind Sie ja nicht zu erreichen, war nur ihre Mailbox.«
    »Was darf ich Ihnen bestellen?«
    »Einen Gin-Tonic.«
    Harry hatte ihren Wunsch bereits vernommen und griff nach einem Glas. »Eis und Zitrone?«, fragte er.
    »Ja, bitte.«
    Rebus bemerkte, dass die übrigen Zecher sich ein wenig abgewandt hatten und sich Mühe gaben, ihn und Gill so unbehelligt zu lassen, wie das an einer voll besetzten Bar eben möglich ist. Er bezahlte den Drink und sah zu, wie Gill einen kräftigen Schluck nahm.
    »Ah, das hab ich jetzt gebraucht«, sagte sie.
    Rebus hob das Glas und prostete ihr zu. »Slainte.« Dann nahm er selbst einen Schluck. Gill sah ihn lächelnd an.
    »Entschuldigung«, sagte sie, »dass ich das Zeug so herunterkippe.«
    »Anstrengender Tag?«
    »Kann man wohl sagen.«
    »Und was führt Sie hierher?«
    »Verschiedenes. Zum einen haben Sie es mal wieder nicht für nötig befunden, mich über ihre neuesten Ermittlungsergebnisse zu informieren.«
    »Leider gibt es da nicht viel zu berichten.«
    »Das heißt, Sie haben sich mit Ihrer Theorie in eine Sackgasse manövriert?«
    »Hab ich nicht gesagt. Ich brauch noch ein paar Tage. «Wieder hob er das Glas.
    »Und dann wäre da noch eine Kleinigkeit: Ihr Arzttermin.«
    »Ja, ich weiß schon. Darum kümmere ich mich sobald ich Zeit habe, Ehrenwort.« Er wies mit dem Kopf auf sein Glas. »Das ist übrigens mein erster heute Abend.«
    »Das stimmt«, murmelte Harry und machte sich mit seinem Trockentuch an einigen frisch gespülten Gläsern zu schaffen.
    Gill lächelte, ohne Rebus auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Und wie läuft's so mit Jean?«
    Rebus zuckte mit den Achseln. »Gut. Sie bemüht sich, die historischen Zusammenhänge für uns aufzuklären.«
    »Gefällt sie Ihnen?«
    Rebus sah Gill an. »Ist die Heiratsvermittlung kostenlos?«
    »Ich bin nur neugierig.«
    »Und deswegen sind Sie extra hier aufgekreuzt?«
    »Es hat schon einmal ein Alkoholiker Jean Schaden zugefügt - ihr Mann hat sich zu Tode getrunken.«
    »Hat sie mir schon erzählt. Da machen Sie sich mal keine Sorgen.«
    Sie fixierte ihr Glas. »Und wie läuft's so mit Ellen Wylie?«
    »Kein Grund zur Klage.«
    »Hat sie was über mich gesagt?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Rebus leerte sein Glas und bestellte gleich nach. Harry legte augenblicklich das Geschirrtuch beiseite und schenkte ihm einen Whisky ein. Rebus fühlte sich nicht sehr wohl in seiner Haut. Es passte ihm überhaupt nicht, dass Gill ihn hier so unvorbereitet angetroffen hatte. Und es passte ihm ebenso wenig, dass die übrigen

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