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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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und Würdenträgern eingefunden. Mag ja sein, dass sie Leary einen »anständigen« Abschied bereiten, dachte Rebus, aber von »schnell« oder »schlicht« kann nun wirklich nicht die Rede sein...
    Gurt kam über die Straße auf ihn zu. Rebus schnipste den kümmerlichen Rest seiner Zigarette auf den Asphalt und schob die Hände in die Taschen. Er bemerkte, dass an seinem Ärmel noch etwas Asche hing, machte sich aber nicht die Mühe, sie abzubürsten.
    »Schöner Tag für einen solchen Anlass«, sagte Gurt und inspizierte den Himmel, an dem die schweren dunklen Wolken einem bläulichen Grau gewichen waren. Selbst im Freien kam man sich irgendwie eingesperrt vor. Rebus strich sich mit der Hand über den Kopf und bemerkte erst jetzt, dass seine Haare im Nacken ganz nass geschwitzt waren. An Nachmittagen wie diesem kam man sich in Edinburgh wie im Gefängnis vor - eingemauert.
    Gurt zupfte an seinen Manschetten und sorgte dafür, dass sie - sowie die silbernen Manschettenknöpfe - rund zwei Zentimeter aus dem Jackettärmel hervorschauten. Er trug einen dunkelblauen Anzug, dazu ein weißes Hemd und eine schwarze Krawatte. Seine ebenfalls schwarzen Schuhe waren frisch poliert. Tadellos gekleidet wie immer. Rebus wusste, dass sich sein eigener Anzug, der beste, den er besaß, im Vergleich zu Gurts feinem Tuch reichlich schäbig ausnahm. Rebus hatte diesen Anzug schon seit sechs, sieben Jahren. Er hatte den Bauch einziehen müssen, um die Hose oben zuzuknöpfen. Und bei der Jacke hatte er es gar nicht erst versucht. Erstanden hatte er beides bei Austin Reed. Vielleicht war dort wieder mal ein Besuch fällig. Hochzeits- oder Taufeinladungen erhielt er zwar kaum noch, aber dafür mehrten sich mittlerweile die Beerdigungen: Kollegen oder Trinker, die er kannte, die den Löffel abgaben. Erst vor drei Wochen war er bei einer Feuerbestattung gewesen: ein Beamter aus der St. Leonard's Street, der kaum ein Jahr nach dem Eintritt in den Ruhestand gestorben war. Das weiße Hemd und den schwärzen Schlips hatte Rebus hinterher wieder auf den Bügel gehängt. Bevor er an diesem Nachmittag in das Hemd geschlüpft war, hatte er deshalb für alle Fälle den Kragen genau inspiziert.
    »Sollen wir hineingehen?«, fragte Gurt.
    Rebus nickte. »Gehen Sie schon mal vor.«
    »Stimmt was nicht?«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Doch, doch, alles in Ordnung. Ich weiß nur noch nicht...« Er nahm die Hände aus den Taschen, kramte eine Zigarette aus der Packung und bot auch Curt eine an, der sie dankend entgegennahm.
    »Was wissen Sie noch nicht?«, fragte der Pathologe, als Rebus ihm Feuer gab. Doch Rebus ließ sich Zeit mit der Antwort, zündete sich zunächst seine eigene Zigarette an, zog ein paar Mal genüsslich daran und ließ den Rauch dann hörbar aus der Lunge entweichen.
    »Ich möchte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn gekannt habe«, sagte er. »Wenn ich jetzt dort in d Kirche
    ie gehe, muss ich mir bloß die pompösen Reden oder die Erinnerungen anderer Leute anhören. Und das ist dann nicht mehr der Conor, den ich gekannt habe.«
    »Sie zwei haben sich mal ziemlich nahe gestanden, nicht wahr?«, sagte Curt. »Ich habe ihn ja im Grunde gar nicht so gut gekannt.«
    »Kommt Gates eigentlich?«, fragte Rebus.
    Curt schüttelte den Kopf. »Der hat schon einen anderen Termin.«
    »Haben Sie zwei die Autopsie vorgenommen?«
    »Ja, es war eine Hirnblutung.«
    Weitere Trauergäste trafen ein, manche zu F uß, andere mit dem Auto. Dann fuhr wieder ein Taxi vor, und Donald Dev-1m stieg aus. Rebus hatte den Eindruck, dass der Mann unter dem Anzugjackett noch eine graue Strickjacke trug. Devlin ging rasch die Stufen hinauf und verschwand in der Kirche.
    »Hat er eigentlich was für Sie tun können?«, fragte Curt.
    »Wer?«
    Gurt wies mit dem Kopf auf das Taxi, das gerade wieder wegfuhr. »Der alte Knabe.«
    »Ach, eigentlich nicht. Aber er hat sein Bestes getan.«
    »Mehr hätten Gates und ich auch nicht machen können.«
    »Schon möglich.« Rebus dachte an Devlin, sah ihn wieder vor sich, wie er am Schreibtisch hockte und die Papiere durchforstete, während Ellen Wylie auf Abstand bedacht war. »Er war früher mal verheiratet, oder?«, fragte er.
    Gurt nickte. »Ja, verwitwet. Wieso fragen Sie?«
    »Ach, nur so.«
    Gurt sah auf die Uhr. »Ich glaube, ich sollte jetzt reingehen.« Er trat die Zigarette auf dem Pflaster aus. »Kommen Sie nun mit?«
    »Nein, glaub ich nicht.«
    »Und auf den Friedhof?«
    »Ich glaube, das spar ich mir

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