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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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laufenden Motor des Wagens hören. Ihr Herz pochte.
    Dann ging der Türsummer. Jemand wollte rein. Sie stand reglos da und hielt das Glas mit den Fingern so krampfhaft umschlossen, dass es schon fast wehtat. Sie wechselte die Hand. Wieder der Türsummer.
    Nein nein nein nein nein...
    Jetzt hör schon auf, Grant. Steig in deinen Alfa und fahr nach Hause. Und morgen tun wir einfach so, als ob das alles nie passiert wäre...
    Dssss dssss dssss...
    Sie fing leise an zu summen, eine ausgedachte Melodie, im Grunde nicht mal eine richtige Melodie, nur Laute, um den Lärm des Türsummers und das Rauschen in ihren Ohren zu übertönen.
    Dann hörte sie, wie unten eine Wagentür ins Schloss fiel und ihre Anspannung ließ ein wenig nach. Fast wäre ihr das
    Glas aus der Hand gefallen, als plötzlich das Telefon zu läuten anfing.
    Sie konnte es im Licht der Straßenbeleuchtung sehen - auf dem Boden neben dem Sofa. Noch ein paar Mal, dann musste sich der Anrufbeantworter einschalten. Zwei... drei... vier...
    Vielleicht der Farmer!
    »Hallo?« Sie ließ sich aufs Sofa fallen, presste den Hörer ans
    Ohr.
    »Siobhan? Hier spricht Gram.«
    »Wo sind Sie?«
    »Ich habe gerade bei Ihnen geklingelt.«
    »Offenbar ist die Klingel kaputt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Mich reinlassen zuerst mal...«
    »Ich bin müde, Grant. Ich bin gerade dabei, ins Bett zu gehen.«
    »Bloß fünf Minuten, Siobhan.«
    »Nein, das möchte ich nicht.«
    »Oh.« Das Schweigen stand jetzt wie eine dritte Person zwischen ihnen, ein riesiger humorloser Freund, der nur einem von ihnen willkommen war.
    »Bitte fahren Sie nach Hause, Grant. Wir sehen uns morgen früh.«
    »Und wenn es dann für Quizmaster zu spät ist?«
    »Ach, sind Sie aus beruflichen Gründen hier?« Sie schob ihre freie Hand unter den Arm, mit dem sie das Telefon hielt.
    »Nein, eigentlich nicht«, gab er zu.
    »Hatte ich auch nicht erwartet. Hören Sie, Grant: Am besten, wir betrachten das von heute einfach als einen kleinen Anfall von Wahnsinn. Damit könnte ich leben.«
    »Das war es aus Ihrer Sicht also?«
    »Ja, was denn sonst?«
    »Wovor haben Sie eigentlich Angst, Siobhan?«
    »Was soll das nun wieder heißen?« Ihre Stimme klang plötzhart.
    Ein kurzes Schweigen, dann gab er klein bei und sagte-»Nichts. Das sollte gar nichts heißen. Tut mir Leid.«
    »Dann sehen wir uns also morgen im Büro.«
    »Ja.«
    »Gehen Sie schlafen. Morgen lösen wir das Rätsel bestimmt.«
    »Wenn Sie meinen.«
    »Ja. Gute Nacht, Grant.«
    »Nacht, Shiv.«
    Sie legte auf, nahm sich nicht mal die Zeit, ihm zu sagen, dass sie »Shiv« nicht ausstehen konnte: Schon die Mädchen in der Schule hatten sie so genannt. Auch ein Junge, mit dem sie während des Studiums zusammen gewesen war, hatte diesen Spitznamen gemocht. Er hatte ihr erzählt, dass »Shiv« ein Slangausdruck für »Messer« war. Siobhan: Sogar die Lehrer an ihrer Schule in England hatten Schwierigkeiten mit ihrem Namen gehabt. »Ssii-oban« hatten sie sie genannt, sodass sie sie ständig korrigieren musste.
    Nacht, Shiv...
    BlödeKuhBlödeKuh...
    Sie hörte, wie sein Auto davonfuhr, beobachtete, wie die Decke und die gegenüberliegende Wand im Licht der Scheinwerfer kurz aufleuchteten. Und dann saß sie im Dunkeln und nippte an ihrem Drink, ohne etwas zu schmecken. Als das Telefon erneut läutete, fing sie laut an zu fluchen.
    »Jetzt reicht's mir aber«, brüllte sie in die Muschel, »lassen Sie mich gefälligst in Ruhe, kapiert?«
    »Na gut, wenn Sie es sagen.« Die Stimme des Farmers.
    »Oh, verdammt, Sir, entschuldigen Sie vielmals.«
    »Hatten Sie jemand anderes erwartet?«
    »Nein, ich... aber um diese Uhrzeit...«
    »Stimmt auch wieder. Ich habe mich ein bisschen urnge^ hört. Es gibt da ein paar Leute, die sich in der Freimaurerei wesentlich besser auskennen als ich. Ich dachte, die könnten vielleicht helfen.«
    poch seine Stimme sagte alles. »Fehlanzeige?«
    »Bisher leider ja. Allerdings habe ich einige meiner Freunde nicht erreicht, denen hab ich eine Nachricht hinterlassen. Nil desperandum - so sagt man doch, oder?«
    Sie lächelte freudlos. »Ja, manche Leute behaupten das wenigstens.« Hoffnungslose Optimisten zum Beispiel.
    »Sie können also morgen mit einem weiteren Anruf von mir rechnen. Wann läuft die Frist ab?«
    »Am späten Vormittag.«
    »Dann werde ich gleich morgen früh ein paar Anrufe tätigen.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Es ist schön, wenn man wieder mal das Gefühl hat, gebraucht zu werden.« Er hielt inne.

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