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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ansehen.«
    »Und jetzt trinken Sie?« »Bitte, kein Sorgentelefon.«
    Sie lachte. »War nicht so gemeint. Ich sitze hier nar gerade mit einer Flasche Wein vor dem Fernseher...«
    »Und?«
    »Und, na ja, ich hätte gegen ein bisschen Gesellschaft nichts einzuwenden.«
    Rebus wusste, dass er nicht mehr im Stande war, Auto zu fahren, dass er auch zu nichts anderem im Stande war, sollte es zu irgendetwas kommen. »Also, ich weiß nicht, Jean, Sie haben mich ja noch nie erlebt, nachdem ich was getrunken habe.«
    »Wieso? Bringt der Alkohol in Ihnen den Mr. Hyde zum Vorschein?« Wieder lachte sie. »Das hatte ich alles schon mit meinem Mann. Ich glaube kaum, dass Sie mich in der Hinsicht noch überraschen können.« Sie gab sich Mühe, locker zu klingen, konnte allerdings eine gewisse Nervosität nicht verbergen. Entweder war es ihr unangenehm, sich durch ihre Einladung vorgewagt zu haben: Wer holt sich schon gerne eine Abfuhr? Oder es steckte noch was anderes dahinter...
    »Ich könnte natürlich ein Taxi nehmen.« Er sah an sich herunter. Noch immer trug er den Beerdigungsanzug. Nur den Schlips hatte er inzwischen abgenommen und die beiden obersten Hemdknöpfe geöffnet. »Allerdings sollte ich mich vielleicht vorher noch zu Hause umziehen.«
    »Wenn Sie möchten.«
    Er blickte über die Straße. Auf der anderen Seite stand die Frau mit der Einkaufstüte jetzt an der Bushaltestelle. Ein ums andere Mal inspizierte sie den Inhalt ihrer Tüte, um sich davon zu überzeugen, dass noch alles da war. Großstadtleben: Die Leute waren so misstrauisch, hatten sich einen so dicken Panzer zugelegt, dass sie sogar hinter einem Akt der Hilfsbereitschaft noch eine böse Absicht vermuteten.
    »Ich komme.«
    In dem Lokal stand Grant vor seinem leeren Bierglas. Als Rebus näher kam, hob er sofort abwehrend die Hände.
    »Also, ich muss jetzt los.«
    »Ja, ich auch«, sagte Rebus.
    Grant schien fast ein wenig enttäuscht. Offenbar hätte er es lieber gesehen, wenn Rebus weitergetrunken hätte und immer betrunkener geworden wäre. Rebus blickte auf das leere Glas und überlegte kurz, ob der Barmann es auf Grants Geheiß wohl in die Spüle gekippt hatte.
    »Und - können Sie noch fahren?«, fragte Rebus.
    »Kein Problem.«
    »Umso besser.« Rebus klopfte Grant auf die Schulter. »Dann können Sie mich ja nach Portobello mitnehmen.« Schon seit einer Stunde versuchte Siobhan vergeblich, sich die Ermittlungen und alles, was damit zusammenhing, aus dem Kopf zu schlagen. Das Bad hatte nichts genützt, und selbst der Gin verfehlte seine gewohnte Wirkung. Nicht einmal die Musik aus ihrer Stereoanlage, die Mutton Birds mit Envy of Angels, vermochte ihr die übliche wohlige Entspannung zu verschaffen. Pausenlos ging ihr das verdammte Rätsel durch den Kopf. Und etwa alle dreißig Sekunden - zum Beispiel jetzt gerade wieder - erschien vor ihrem geistigen Auge Grant, der ihre Arme umklammert hielt, während ausgerechnet John Rebus die ganze Szene beobachtete. Sie überlegte, was aus der Situation wohl geworden wäre, wenn Rebus sich nicht bemerkbar gemacht hätte. Außerdem fragte sie sich, wie lange er wohl schon in der Tür gestanden und ob er etwas von dem Streit mitbekommen hatte.
    Sie sprang vom Sofa auf und lief ein weiteres Mal mit dem Glas in der Hand unruhig im Zimmer auf und ab. Nein, nein, nein... als ob die mechanische Wiederholung dieses einen Wortes alles ungeschehen machen konnte. Das war das Problem: Man konnte eben nichts ungeschehen machen.
    »Blöde Kuh«, sagte sie laut, verfiel dann in eine Art Singsang und wiederholte die beiden Wörter so oft, bis sie jeden Sinn verloren.
    BlödeKuhBlödeKuhBlödeKuh...
    Nein nein nein nein nein nein nein...
    The mason's dream...
    Flip Balfour... Gandalf... Ranald Man...
    Grant Hood...
    BlödeKuhBlödeKuhBlödeKuh...
    Sie stand gerade am Fenster, als ein Song zu Ende ging. In der kurzen Pause, die folgte, hörte sie, wie ein Auto in ihre kleine Straße einbog, und wusste instinktiv, wer es war. Sie rannte zu ihrer Stehlampe hinüber und trat auf den Bodenschalter, sodass es in dem Raum schlagartig dunkel war. Allerdings brannte das Licht im Flur noch, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass es von der Straße aus zu sehen war. Sie traute sich kaum, sich zu bewegen, hatte Angst, einen verräterischen Schatten zu werfen. Das Auto hielt unten vor dem Haus. Auf der CD hatte ein neues Stück angefangen. Sie griff nach der Fernbedienung und schaltete den CD-Player aus. Jetzt konnte sie sogar den

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