Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Grant vorbeigeschaut und ihm viel Glück gewünscht. Als Carswell gehört hatte, dass Hood nur einfacher Detective war, hatte er nur bedächtig genickt und ihn prüfend gemustert.
»Hm. Wenn Sie keinen Mist bauen, werde ich mal sehen, was ich für Sie tun kann«, hatte er gesagt.
Also offenbar eine Beförderung. Hood wusste, dass Carswell so etwas durchdrücken konnte. Der Vize hatte nämlich schon einen anderen jungen Kollegen unter seine Fittiche genommen: Inspektor Derek Linford. Doch es gab da ein Problem: Sowohl Linford als auch Carswell standen mit John Rebus auf Kriegsfuß, also musste Hood außerordentlich vorsichtig vorgehen. Einmal war er schon zu Rebus auf Distanz gegangen, als der ihn vor einigen Tagen mit den übrigen Kollegen auf einen Drink eingeladen hatte. Allerdings war Hood sich schmerzlich bewusst, dass er erst vor wenigen Tagen ganz allein mit Rebus eine Kneipe besucht hatte. Sollte Carswell davon etwas erfahren, konnte das die Zusammenarbeit erheblich belasten. Ihm fiel wieder ein, was Templer gesagt hatte: Doch falls Sie sich mal eine Blöße geben, ziehen die Ihnen die Daumenschrauben an... Und noch ein Bild schoss ihm plötzlich durch den Kopf: sein Umarmungsversuch bei Siobhan. Von nun an musste er vorsichtig sein, sorgfältig abwägen, mit wem er sprach und was er sagte, genau überlegen, mit wem er seine Zeit verbrachte, und was er tat.
Darauf bedacht sein, dass er sich keine Feinde machte.
Wieder klopfte es an der Tür. Eine Mitarbeiterin in Zivil. »Ist gerade für Sie gekommen«, sagte sie und reichte ihm eine iragetasche. Dann lächelte sie und entfernte sich wieder. Er öffnete die Tüte und fand darin eine Flasche: Jose Cuervo Gold. Und beiliegend ein Kärtchen:
Alles Gute in Ihrer neuen Position. Wir sind wie schläfrige Kind die täglich von Ihnen eine Gutenachtgeschichte erwarten. Ihre neigen Freunde von der vierten Gewalt Grant lächelte. Er glaubte in dem Schreiben Allan Gillies Handschrift zu erkennen. Und dann fiel ihm plötzlich ein dass er Gillies auf dessen Frage nach seinem - Hoods - Lieblingstropfen gar keine Antwort gegeben hatte, und trotzdem hatte Gillies die richtige Wahl getroffen. Das war nicht nur Intuition: Jemand musste geplaudert haben. Das Lächeln erstarb auf Grants Gesicht. Der Tequila war nicht nur ein Geschenk, sondern zugleich eine Demonstration von Stärke. Und dann schrillte sein Handy. Er kramte es aus der Tasche hervor.
»Hallo?«
»Detective Hood?«
»Am Apparat.«
»Ich wollte mich Ihnen nur kurz vorstellen. Scheint so, als ob ich versehentlich nicht auf Ihrer Einladungsliste vermerkt bin.«
»Mit wem spreche ich?«
»Ich heiße Steve Holly. Sie haben meinen Namen bestimmt schon in der Zeitung gelesen.«
»Ja, richtig.« Aber dieser Holly gehörte definitiv nicht zu den Namen, die Templer ihm besonders ans Herz gelegt hatte. Ihre knappe Charakterisierung: »ein Arschloch«.
»Natürlich werden wir uns in Zukunft ständig über den Weg laufen, aber ich hab trotzdem gedacht, dass ich mich mal kurz bei Ihnen melde. Haben Sie die Flasche übrigens schon bekommen?«
Als Grant schwieg, fing Holly an zu lachen.
»Macht er jedes Mal, der alte Allan. Kommt sich offenbar besonders schlau vor. Aber Sie und ich, wir wissen natürlich, dass die Nummer auch nicht mehr ganz frisch ist.«
»Wirklich?«
»Nicht mein Niveau, wie Ihnen nicht entgangen sein
dürfte.«
»Entgangen sein?«, sagte Grant und legte die Stirn in Falten.
»Denken Sie darüber nach, Detective Hood.« Und dann
war die Leitung tot.
Grant starrte auf sein Handy, und dann dämmerte es ihm. Er hatte den anderen Journalisten, mit denen er bisher gesprochen hatte, lediglich seine Telefon-, seine Fax- und seine Funkrufnummer gegeben. Als er jetzt noch einmal angestrengt nachdachte, fiel ihm keiner ein, dem er seine Mobilnummer gegeben hatte. Auch dazu hatte Templer bereits das Notwendige gesagt:
»Sicher werden Sie in der Medienmeute schon sehr bald ein paar Gestalten entdecken, die Ihnen besonders sympathisch sind. Und das sind selbstverständlich bei jedem Pressesprecher andere Personen. Diesen ›Auserwählten‹ können Sie natürlich Ihre Handynummer geben, sozusagen als Vertrauensbeweis. Aber damit hat es sich dann auch, weil Sie sonst keine ruhige Minute mehr haben werden... Und wie sollen im Übrigen Ihre Kollegen Sie erreichen, wenn Sie ständig Gott und die Welt in der Leitung haben? Vergessen Sie nie: Unsere Seite und die andere Seite, Grant, wir und sie...«
Und
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