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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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unbeschwertes Dasein, der Hass auf ihre Freunde mit den schnellen Autos, der Hass auf die Bars und die Nachtclubs und die Essenseinladungen, auf den ganzen Lebensstil dieser jungen Leute, die noch nie wirklich gelitten, noch nie in ihrem ganzen Leben etwas verloren hatten, das sich nicht mit Geld wiederbeschaffen ließ.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie und fuhr sich so heftig mit den Fingern durch die Haare, dass ihre Kopfhaut wehtat. »Ich weiß es beim besten Willen nicht.«
    »Umso besser«, sagte Bain. »Haben wir doch schon in der Grundausbildung gelernt, dass wir unvoreingenommen in Vernehmungen gehen sollen.«
    Sie lächelte müde, drückte seine Hand. »Danke, Eric.« »Wird schon werden«, sagte er. Sie hoffte, dass er Recht behalten würde. Man hätte fast meinen können, dass die Zentralbibliothek für Rebus genau der richtige Ort war. Wenigstens machten viele der Benutzer, die sich an diesem Tag dort eingefunden hatten, einen ziemlich heimatlosen, müden Eindruck; Leute, die auf dem Arbeitsmarkt offenbar zu nichts Rechtem mehr zu gebrauchen waren. Einige hatten sich zum Schlafen die bequemeren Stühle ausgesucht, und die aufgeschlagenen Bücher auf ihrem Schoß waren lediglich Attrappen. Direkt neben den Telefonbüchern, von denen eines aufgeklappt vor ihm lag, saß an einem Tisch ein alter Mann mit zahnlosem, offen stehendem Mund, und ging mit dem Finger aufmerksam jede einzelne Spalte von oben bis unten durch. Rebus erkundigte sich bei einer Mitarbeiterin des Hauses nach dem Mann.
    »Ach, der kommt schon seit Jahren. Liest nie was anderes«, erhielt er als Antwort.
    »Dann wäre er doch genau richtig bei der Telefonauskunft.«
    »Oder man hat ihn dort vor die Tür gesetzt.«
    Rebus musste anerkennen, dass die Auskunft ziemlich plausibel klang, und er beschäftigte sich wieder mit seinen eigenen Recherchen. Bislang hatte er Folgendes klären können: Albert Camus war ein französischer Autor und Denker, der Romane wie La Chute und La Feste geschrieben hatte. Er hatte den Nobelpreis erhalten und war mit sechsundvierzig Jahren durch einen Unfall ums Leben gekommen. Obwohl die Bibliothekarin extra noch mal für ihn nachgesehen hatte, war ihr ein weiterer namhafter Camus nicht untergekommen.
    »Es sei denn, Sie meinen einen Straßennamen.«
    »Wie bitte?«
    »Einen Straßennamen in Edinburgh.«
    Und dann hatte sich herausgestellt, dass es in der Stadt nicht nur eine Camus Road gab, sondern außerdem noch eine Avenue, einen Park und einen Platz, die sich mit dem Namen des Dichters schmückten. Niemand konnte ihm genau sagen, ob sie wirklich nach dem französischen Autor benannt waren, aber Rebus hielt das für ziemlich wahrscheinlich. Dann suchte er noch im Telefonbuch, das der alte Mann gerade nicht benutzte, nach dem Namen Camus, fand aber keinen Eintrag. Er machte eine kurze Pause vor der Bibliothek und überlegte, ob er nach Hause gehen und seinen Wagen holen sollte, um zur Camus Road zu fahren, doch dann kam gerade ein Taxi vorbei, und er hielt es an. Die Camus Road und der gleichnamige Park und Platz lagen in einer ruhigen Wohngegend ein kleines Stück abseits der Comiston Road in Fairmilehead. Der Taxifahrer schien überrascht, als Rebus ihn dort bat, direkt zur George-IV.-Bridge zurückzufahren. Am Greyfriars-Friedhof geriet das Taxi dann in einen Stau, und Rebus bezahlte und stieg aus. Er spazierte schnurstracks ins Sandy Bell's, wo die nachmittägliche Stammkundschaft noch unter sich war. Ein Bier und einen Kurzen. Da der Barmann ihn kannte, gab er ein paar Geschichten zum Besten. Er erzählte zum Beispiel, dass das Lokal bestimmt die Hälfte seiner Kundschaft verlieren würde, sobald das Krankenhaus nach Petty France verlegt worden war. Aber nicht etwa wegen der Ärzte und Schwestern - nein, sondern weil dann nicht mehr so viele Patienten kämen.
    »Die kreuzen hier im Schlafanzug und in Pantoffeln auf. Kein Witz: Direkt von der Station kommen die zu uns rüber. Ein Typ hatte sogar noch die Schläuche an den Armen.«
    Rebus lächelte und leerte beide Gläser, die vor ihm standen. Gleich um die Ecke lag der Eingang zum Greyfriars-Friedhof, also beschloss er, der Anlage einen Besuch abzustatten. Vermutlich waren die protestantischen Märtyrer aus den Religionskämpfen des 17. Jahrhunderts, die dort bestattet lagen, gar nicht glücklich darüber, dass der Ort seinen Ruhm in erster Linie einem kleinen Skye-Terrier namens »Greyfriars Bobby« verdankte. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte dieser Hund

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