Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
glaube nicht, dass eine Tonbandaufzeichnung erforderlich ist«, ließ McCoist verlauten. »Am besten wir sprechen ganz offen über alles und sehen einfach, wohin uns das führt. Einverstanden?«
    Er sah Gill Templer an, die zögernd nickte.
    »Bitte, Detective Clarke«, sagte Templer.
    Siobhan versuchte, mit Claire in Blickkontakt zu treten, doch die spielte mit ihrer Coladose und ließ sie zwischen den Handflächen hin- und herrollen.
    »Claire«, sagte sie, »Sie wissen ja über diese Rätsel Bescheid, die Flip per E-Mail bekommen hat. Unsere Nachforschungen haben nun ergeben, dass wenigstens eine der Mails von Ihrem Computer aus verschickt worden ist.«
    McCoist hatte einen Din-A4-Block vor sich liegen und bereits mehrere Seiten in einer völlig unleserlichen Krakelschrift voll geschrieben, die fast an einen Geheimcode erinnerte. Eben begann er eine neue Seite.
    »Darf ich fragen, wie Sie in den Besitz dieser E-Mails gelangt sind?«
    »Na ja, Besitz ist nicht ganz das richtige Wort. Jemand, der sich Quizmaster nennt, hat Flip Balfour eine Nachricht geschickt, die bei mir gelandet ist.«
    »Wie das?«, fragte McCoist, ohne aufzublicken. Siobhan konnte nichts weiter von ihm sehen als seine dunkelblau-nadelgestreiften Schultern und sein bereits deutlich gelichtetes schwarzes Haar, das den nackten Schädel nur mehr notdürftig bedeckte.
    »Also, ich habe Ms Balfours Computer überprüft, weil ich mir davon Aufschluss über ihren Verbleib erhofft habe.«
    »Das war aber doch bereits nach ihrem Verschwinden?« Er blickte auf: dicke schwarze Brillenränder und ein Mund, der, wenn McCoist nicht gerade sprach, an zwei misstrauische dünne Striche erinnerte.
    »Ja«, räumte Siobhan ein.
    »Und die Mail ist nachweislich vom Computer meiner Mandantin aus gesendet worden?«
    »Ja, sie ist zumindest über das Konto abgerechnet worden, das Claire bei ihrem Provider unterhält.« Siobhan bemerkte, dass Claire zum ersten Mal aufblickte. Der Grund: Die Wortwahl ihres Stiefvaters, der sie als »meine Mandantin« bezeichnet hatte. Claire sah McCoist aufmerksam an. Wahrscheinlich hatte sie ihn bis dahin noch nie von seiner professionellen Seite erlebt.
    »Sie meinen bei ihrem Internetdienstanbieter?«
    Siobhan nickte. McCoist wollte ihr anscheinend zu verstehen geben, dass ihm der Jargon vertraut war.
    »Gibt es noch weitere Nachrichten dieser Art?«
    »Ja.«
    »Ebenfalls mit Claires Absender?«
    »Das wissen wir noch nicht.« Siobhan hatte sich entschlossen, ihm nichts davon zu sagen, dass mehrere Provider im Spiel waren.
    »Sehr gut.« McCoist machte mit seinem Stift auf dem Blatt einen dicken Punkt und lehnte sich nachdenklich zurück.
    »Darf ich Claire jetzt ein paar Fragen stellen?«, fragte Siobhan.
    McCoist sah sie über den Rand seiner Brille hinweg an. »Meine Mandantin würde lieber zuerst eine kurze Erklärung abgeben.«
    Claire zog aus der Tasche ihrer Jeans ein Blatt hervor, das offensichtlich von dem Block auf dem Tisch abgerissen war. Die Schrift stimmte nicht mit McCoists Gekrakel überein, doch offenbar hatte der Anwalt an einigen Stellen Streichungen vorgenommen.
    Claire räusperte sich. »Ungefähr vierzehn Tage vor Flips Verschwinden habe ich ihr meinen Laptop geliehen. Sie musste eine Seminararbeit schreiben, und ich habe gedacht, dass ihr der Computer die Arbeit erleichtern könnte. Ich wusste, dass sie selbst keinen Laptop hat. Danach habe ich keine Gelegenheit mehr gehabt, das Gerät zurückzuverlangen. Im Übrigen wollte ich ihre Eltern erst nach dem Begräbnis darum bitten, mir den Computer zurückzugeben, der sich noch in Flips Wohnung befinden muss.«
    »Ist dieser Laptop Ihr einziger Computer, Claire?«, unterbrach Siobhan sie.
    Claire schüttelte den Kopf. »Nein, aber er hat denselben Internetzugang wie mein PC.«
    Siobhan fixierte sie. Noch immer vermied es das Mädchen sie anzusehen. »Wir haben in Philippa Balfours Wohnung keinen Laptop gefunden«, sagte sie.
    Endlich Blickkontakt. »Und wo ist er dann geblieben?«, fragte Claire.
    »Ich nehme an, dass Sie den Kaufbeleg oder eine Quittung verwahrt haben?«
    McCoist reagierte äußerst ungehalten. »Wollen Sie meine Tochter etwa der Lüge bezichtigen?« Das Mädchen war plötzlich nicht mehr nur seine Mandantin...
    »Ich meine nur, dass Claire uns das alles wohl auch etwas früher hätte mitteilen können.«
    »Aber ich wusste doch nicht, dass...« fing Claire an.
    »Hauptkommissarin Templer«, erklärte McCoist überheblich, »eigentlich hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher