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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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angeblich vierzehn Jahre lang täglich am Grab seines verstorbenen Herrn Wache gehalten. Es gab abendliche Führungen auf dem Friedhof, und der Legende zufolge konnte es dem Besucher dort passieren, dass eine eiskalte Hand ihn plötzlich an der Schulter fasste. Rebus fiel wieder ein, dass seine Exfrau Rhona unbedingt in der zum Greyfriars-Friedhof gehörigen Kirche hatte heiraten wollen. Einige Gräber hier wurden von merkwürdigem Eisengestänge überspannt, so genannten Sargtresoren, die die Verstorbenen Mitte des 19. Jahrhunderts vor den damals aktiven Leichenräubern hatten schützen sollen. Offenbar hatte sich in Edinburgh das Geschäft mit der Grausamkeit schon von jeher großer Beliebtheit erfreut, eine Barbarei, die sich nur notdürftig hinter einer Fassade der Wohlanständigkeit und der strikten Gesetzestreue verborgen hatte.
    Stricture... Er überlegte, in welcher Beziehung das Wort zu dem Rätsel stehen mochte. Soweit er sich erinnerte, bedeutete es Fessel oder etwas Derartiges, doch ganz sicher war er sich nicht. Er verließ den Friedhof und lief Richtung George-IV.-Bridge und dann zurück zur Zentralbibliothek. Die Bibliothekarin, die er bereits kannte, hatte immer noch Dienst.
    »Wörterbücher?«, fragte er. Sie wies zu dem gewünschten Regal hinüber.
    »Mit den Nachforschungen, um die Sie mich gebeten hatten, bin ich schon fertig«, sagte sie. »Wir haben zwar einige Bücher von einem Mark Smith in unseren Beständen, aber nichts von einem M. E. Smith.«
    »Vielen Dank.« Er hatte sich schon beinahe wieder abgewandt.
    »Und dann habe ich noch alles für Sie ausdrucken lassen, was wir von Camus auf Lager haben.«
    Sie reichte ihm das Blatt. »Sehr schön. Herzlichen Dank.«
    Sie sah ihn lächelnd an. Offenbar kannte sie so viel Dankbarkeit überhaupt nicht. Doch dann roch sie den Alkohol in seinem Atem, und ihr Blick wurde gleich etwas skeptischer.
    Auf dem Weg zum Regal bemerkte Rebus, dass der Tisch neben den Telefonbüchern frei war. Offenbar hatte der alte Mann für heute Schluss gemacht. Ob er wirklich von neun Uhr früh bis nachmittags um fünf hier an dem Tisch saß? Dann zog er das erstbeste Wörterbuch aus dem Regal und sah unter »Stricture« nach. Tatsächlich: Bindung, Verengung, Ver-schluss. »Bindung« klang für ihn nach Bandagierung, nach Mumien oder nach einer Fessel.
    Hinter ihm räusperte sich jemand. Als er sich umdrehte, stand die Bibliothekarin vor ihm.
    »Schluss für heute?«, fragte Rebus.
    »Noch nicht ganz.« Sie wies zu ihrem Schreibtisch hinüber, wo jetzt ein Kollege von ihr saß und freundlich zu ihnen herüberblickte. »Mein Kollege, Kenny. Er glaubt zu wissen, wer dieser Mr. Smith ist.«
    »Mr. was?« Rebus sah Kenny an: ein junger Bursche um die zwanzig mit einer Art Nickelbrille und einem schwarzen T-Shirt.
    »M. E. Smith«, sagte die Bibliothekarin. Also ging Rebus zu Kenny hinüber und nickte ihm zur Begrüßung zu.
    »Das ist ein Sänger«, sagte Kenny ohne weitere Einführung. »Wenigstens, wenn es sich um den M. E. Smith handelt, den ich meine: Mark E. Smith. Kann sein, dass nicht jeder die Beschreibung ›Sänger‹ akzeptieren würde.«
    Die Bibliothekarin saß jetzt wieder auf der anderen Seite des Schreibtischs. »Nie von ihm gehört, muss ich zugeben«, sagte sie.
    »Könntest ruhig deinen Horizont mal ein bisschen erweitern, Bridget«, sagte Kenny. Dann sah er Rebus an, und wunderte sich, dass der mit weit aufgerissenen Augen vor ihm stand.
    »Der Sänger von The Fall?«, sagte Rebus leise, als ob er mit sich selbst redete.
    »Kennen Sie die?« Kenny schien überrascht, dass jemand in Rebus' Alter die Gruppe kannte.
    »Habe ich vor zwanzig Jahren mal in Abbeyhill in einem Club gesehen.«
    »Ziemlich laut, was?«, sagte Kenny.
    Rebus nickte gedankenverloren. Dann sprach Bridget genau das aus, was er dachte:
    »Komisch«, sagte sie. Dann wies sie auf das Blatt in Rebus' Hand. »Camus' Roman La Chute heißt auf Englisch ›The Fall‹. Wir haben sogar ein Exemplar in unserer Belletristikabteilung. Wenn Sie...« Claire Benzies Stiefvater entpuppte sich als Jack McCoist, einer der fähigsten Strafverteidiger der Stadt. Er bat um die Erlaubnis, vor Beginn des Verhörs zehn Minuten mit Claire allein sprechen zu dürfen. Dann trat Siobhan wieder in das Vernehmungszimmer, diesmal gemeinsam mit Gill Templer, die Eric Bain zu dessen sichtlicher Verärgerung abgelöst hatte.
    Claires Coladose war leer. McCoist hatte eine Tasse mit lauwarmem Tee vor sich stehen.
    »Ich

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