Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
haben mal zusammen einen Fall bearbeitet, sonst nichts«, protestierte er.
»Ist ja schon gut. Ich hatte nur das Gefühl, dass Sie sich prächtig mit ihr verstehen.«
»Wir sind ganz gut zurechtgekommen.« »Sag ich doch. Also, wo liegt das Problem?« Er errötete. »Wie meinen Sie das?«
»Ich hab mich nur gerade gefragt, ob der Rangunterschied entscheidend gewesen sein könnte. Es gibt nämlich Männer, die damit nicht klarkommen.« »Sie meinen, weil sie Sergeant ist und ich bloß Detective?«
»Ja.«
»Unsinn. Stand nie zur Debatte.«
Die beiden hatten jetzt das Rondell erreicht, von dem aus rechter Hand die Straße zur Burg hinaufführte, Grant fuhr allerdings nach links.
»Wohin fahren wir?«, fragte Siobhan.
»Wenn wir weiter vorne noch mal links abbiegen, finden wir mit etwas Glück am Grassmarket vielleicht einen Parkplatz.«
»Und dann ziehen Sie natürlich einen Parkschein?«
»Es sei denn, Sie möchten das unbedingt übernehmen.«
Siobhan schnaubte verächtlich. »Ich lebe lieber wild und gefährlich.«
Tatsächlich fanden sie eine Parklücke. Grant warf ein paar Münzen in den Automaten, zog einen Parkschein und deponierte ihn hinter der Windschutzscheibe.
»Ob 'ne halbe Stunde reicht?«, fragte er.
Sie zuckte mit den Achseln. »Kommt darauf an, was wir finden.«
Dann marschierten sie an einem Lokal namens Last Drop vorbei. Ihren Namen verdankte die Kneipe dem Umstand, dass sich auf dem Grassmarket früher einmal eine Richtstätte befunden hatte. Die von Bars und Geschenkeläden gesäumte Victoria Street wand sich in einem steil ansteigenden Bogen wieder zur George IV. Bridge hinauf. Allerdings befanden sich die meisten Pubs und Clubs auf der anderen Straßenseite. Eines der Lokale nannte sich Kuba-Bar und -Restaurant.
»Und - was meinen Sie?«, fragte Siobhan.
»Nicht gerade besonders viele Statuen, so weit ich sehe, es sei denn, es gibt da drüben irgendwo ein Castro-Denkmal.«
Sie schritten die Straße zunächst auf der einen, dann auf der anderen Seite in ihrer ganzen Länge ab. Auf der rechten Seite gab es drei Restaurants, einen Käseladen und ein Geschäft, das nichts als Pinsel und Seile verkaufte. Das erste Lokal, das sie betraten, war das Pierre Victoire. Siobhan hatte zwar schon durchs Fenster gesehen, dass in dem spärlich dekorierten Lokal kaum etwas los war. Trotzdem gingen sie hinein, standen allerdings zehn Sekunden später bereits wieder draußen auf der Straße.
»Bleiben noch zwei«, sagte Grant. Er klang nicht sehr optimistisch.
Das nächste Restaurant trug den Namen Grain Store. Die beiden Polizisten gingen eine Treppe hinauf und standen in einem Raum, der gerade für den Mittagstisch hergerichtet wurde. Weit und breit keine Statue.
Sie gingen wieder nach unten, und Siobhan murmelte zum x-ten Mal den merkwürdigen Satz: »Diese Königin diniert direkt vor der Büste.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ob wir was missverstanden haben?«
»Keine Ahnung. Aber wir können Quizmaster ja noch eine E-Mail schicken und fragen.«
»Unwahrscheinlich, dass er sich darauf einlässt.«
Grant stand ratlos da und zuckte mit den Achseln. »Können wir nicht wenigstens in dem nächsten Lokal einen Kaffee trinken? Ich hab nämlich noch nicht gefrühstückt.«
Siobhan schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Wenn das Ihre Mami wüsste.«
»Meine Mami würde sagen, dass ich zu spät aufgestanden bin. Und dann würde ich ihr sagen, dass ich die halbe Nacht auf den Beinen gewesen bin und versucht habe, dieses verdammte Rätsel zu lösen.« Er hielt inne. »Und dass jemand mir versprochen hat, mich zum Frühstück einzuladen...«
Die letzte Anlaufstation der beiden präsentierte sich unter dem französischen Namen »Restaurant Bleu«. Auf der Karte vorne neben dem Eingang war zwar von »internationaler Küche« die Rede, doch dann standen sie in einem ganz gewöhnlichen Lokal mit Tischen und Stühlen, von denen der Lack abblätterte, und einem winzigen Fenster, das kaum einem Lichtstrahl Einlass in den voll gestopften Raum gewährte. Siobhan blickte umher, vermochte aber nicht mal eine kümmerliche Blumenvase zu entdecken.
Sie sah Grant an, der auf eine Wendeltreppe wies. »Scheint so, als ob es oben noch weitere Räume gibt.«
»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte eine Bedienung.
»Im Augenblick noch nicht«, entgegnete Grant. Er ging hinter Siobhan die Treppe hinauf. Oben gab es zwei kleine durch eine Bogenöffnung verbundene Zimmer. Als Siobhan durch den Bogen trat,
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