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Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war.« Sie sprach plötzlich mit belegter Stimme. »Haben Sie dort etwas entdeckt?«
    »Jedenfalls nicht das, was Sie vielleicht denken, Ms. Colquhoun.«
    »Sie haben sie dort ausgegraben, nicht wahr?«
    »Nein, wirklich nicht.«
    »Was dann?«, kreischte sie.
    »Leider kann ich Ihnen dazu...«
    Sie hängte einfach ein. Er starrte einige Sekunden die Sprechmuschel an und tat dann das Gleiche.
    Auf der Herrentoilette klatschte er sich Wasser ins Gesicht. Er hatte Tränensäcke unter den Augen. Am Vorabend war er nach seinem zweiten Besuch in der Surgeon's Hall noch nach Portobello rausgefahren und hatte vor Jeans Haus angehalten. Doch die Fenster waren bereits dunkel gewesen. Er hatte die Wagentür schon halb geöffnet, es sich dann aber wieder anders überlegt. Was sollte er denn zu ihr sagen? Was wollte er überhaupt von ihr? Also hatte er die Tür vorsichtig wieder ins Schloss gezogen, war bei ausgeschaltetem Motor in seinem dunklen Auto sitzen geblieben und hatte leise Hendrix gehört: »The Burning of the Midnight Lamp«.
    Als Rebus jetzt zu seinem Schreibtisch zurückkam, erschien gerade ein Mitarbeiter in Zivil und stellte einen großen Karton mit Akten auf seinen Schreibtisch. Rebus nahm den Deckel ab und beäugte den Inhalt. Der Karton war noch nicht einmal halb voll. Er zog den obersten Ordner heraus und inspizierte die Aufschrift: Paula Jennifer Gearing (geb. Mathieson): geb. 4. 10. 50, gest. 7. 6. 77. Die Wasserleiche in Nairn. Rebus setzte sich an den Schreibtisch und fing an zu lesen. Als etwa zwanzig Minuten später Ellen Wylie auftauchte, machte Rebus sich gerade eine Notiz.
    »Tut mir Leid, dass ich zu spät dran bin«, sagte sie und zog ihren Mantel aus.
    »Scheint so, als ob wir recht unterschiedliche Auffassungen davon hätten, was unter ›Dienstbeginn‹ zu verstehen ist«, sagte er. Sie musste an ihren Ausspruch vom Vortag denken und errötete, doch dann sah sie, dass er lächelte.
    »Was gibt's Neues?«, fragte sie.
    »Unsere Freunde oben im Norden sind fleißig gewesen.«
    »Die Paula-Gearing-Geschichte?«
    Rebus nickte. »Das Mädchen war damals siebenundzwanzig und schon vier Jahre mit einem Mann verheiratet, der auf einer Bohrinsel in der Nordsee gearbeitet hat. Hübscher Bungalow am Stadtrand. Keine Kinder. Hat stundenweise in einem Zeitschriftenladen gearbeitet, aber vermutlich nicht, weil sie Geld gebraucht hätte, sondern vielmehr, um sich die Zeit zu vertreiben.«
    Wylie kam zu ihm an den Schreibtisch. »Scheidet ein Verbrechen aus?«
    Rebus wies auf seine Aufzeichnungen. »Aus der Akte geht nur hervor, dass die Sache nie richtig aufgeklärt worden ist. Jedenfalls galt die Frau nicht als selbstmordgefährdet. Außerdem ist nicht bekannt, wo genau an der Küste ihr Körper ins Wasser gelangt ist.«
    »Und der pathologische Befund?«
    »Befindet sich hier bei den Unterlagen. Könnten Sie bitte mal Donald Devlin anrufen und ihn fragen, ob er etwas Zeit für uns hat?«
    »Professor Devlin?«
    »Ja, ich habe ihn gestern Nachmittag zufällig getroffen. Er hat sich bereit erklärt, die Autopsieberichte für uns durchzusehen.« Allerdings verschwieg er ihr, weshalb augerechnet Devlin diese Aufgabe übernommen hatte, und dass er - Rebus - bei Gates und Gurt abgeblitzt war. »Seine Nummer finden Sie in der Ermittlungsakte«, sagte Rebus. »Er wohnt im gleichen Haus wie Philippa Balfour.«
    »Ich weiß. Haben Sie schon einen Blick in die Zeitung geworfen?«
    »Nein.«
    Sie zog ein Exemplar aus der Handtasche und schlug eine Seite im Lokalteil auf. Ein Phantombild: der Mann, den Devlin wenige Tage vor Philippas Verschwinden unten vor dem Haus gesehen haben wollte.
    »Könnte jeder sein«, sagte Rebus.
    Wylie nickte. Kurzes dunkles Haar, gerade Nase, eng aneinander liegende Augen und dünne Lippen. »So langsam verzweifeln wir, oder?«, fragte sie.
    Diesmal nickte Rebus. Dass man ein derart nichts sagendes Phantombild an die Medien weiterleitete, zeugte in der Tat von einem hohen Maß an Verzweiflung. »Rufen Sie jetzt Devlin an«, sagte er.
    »Ja, Sir.«
    Sie nahm die Zeitung wieder an sich, setzte sich an einen freien Schreibtisch und schüttelte leicht den Kopf, wie um ihn klar zu bekommen. Dann hob sie den Hörer ab, räusperte sich und führte das erste Telefonat des Tages, dem noch zahllose weitere folgen sollten.
    Rebus vertiefte sich wieder in die Akten, aber nur kurz. Ein Name sprang ihm ins Auge, der Name eines Beamten, der damals in Nairn an den Ermittlungen beteiligt gewesen war.
    Ein

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