Puppenspiel - Inspektor Rebus 12
Zeitpunkt muss ich schon wieder in Inverness gewesen sein. Für mich hatte sich diese Gearing-Geschichte ziemlich schnell erledigt.«
»Niemand hat die beiden Vorfalle damals miteinander in Verbindung gebracht. Paulas Leiche ist etwa sechs Kilometer außerhalb des Ortes angeschwemmt worden. Falls überhaupt jemand zwischen Paulas Tod und dem Sarg einen Zusammenhang gesehen hat, wird er oder sie sich vermutlich gedacht haben, dass es sich um eine Art Abschiedsgruß handelt.« Rebus hielt inne. »Gill glaubt übrigens nicht, dass es zwischen beiden Vorfällen eine Verbindung gibt.«
Der Farmer nickte. »Natürlich denkt sie vor allem an die Gerichtsverhandlung. Sie haben nämlich bisher lediglich Indizien zusammengetragen.«
»Ich weiß.«
»Allerdings...« Der Farmer lehnte sich zurück. »... kommt da einiges zusammen.«
Rebus gab einen Stoßseufzer von sich. Der Farmer sah ihn an und lächelte. »Schlechtes Timing - was, John? Da bin ich gerade erst in den Ruhestand getreten, und schon überzeugen Sie mich davon, dass Sie vielleicht auf eine wichtige Spur gestoßen sind.«
»Vielleicht könnten Sie ja mal mit Gill reden und sie ihrerseits davon überzeugen.«
Der Farmer schüttelte den Kopf. »Ich glaube kaum, dass sie auf mich hören würde. Sie hat jetzt das Sagen... und sie weiß ganz genau, dass ich jetzt zu nichts mehr nütze bin.«
»Klingt ein bisschen sehr hart.«
Der Farmer sah ihn an. »Aber Sie wissen genau, dass es stimmt. Also müssen Sie Gill überzeugen und nicht einen alten Mann, der in Pantoffeln zu Hause sitzt.«
»Sie sind doch kaum zehn Jahre älter als ich.«
»Ich hoffe, Sie werden es persönlich erleben: Es ist etwas völlig anderes, ob man zwischen fünfzig und sechzig oder schon jenseits der sechzig ist. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, wenn Sie sich mal ärztlich untersuchen ließen.«
»Ich weiß doch sowieso schon, was ich dort zu hören bekomme.« Rebus führte die Tasse zum Mund und trank seinen Tee aus.
Der Farmer betrachtete wieder die Zeitungsmeldung aus Nairn. »Und was genau erwarten Sie nun von mir?«
»Sie haben zwar schon gesagt, dass es sich bei der Geschichte damals lediglich um eine Routineangelegenheit gehandelt hat. Aber vielleicht könnten Sie trotzdem noch mal darüber nachdenken, ob Ihnen nicht doch noch eine Unstimmigkeit einfällt, wie belanglos sie Ihnen auch erscheinen mag.« Er unterbrach sich. »Außerdem wollte ich Sie fragen, ob Sie wissen, was damals aus der Puppe geworden ist.«
»Aber ich hab Ihnen ja schon gesagt, dass ich über die Existenz dieser Puppe damals nichts wusste.«
Rebus nickte.
»Sie wollen alle fünf Puppen ausfindig machen, nicht wahr?«, fragte der Farmer.
Rebus nickte. »Sonst habe ich gar keine Chance, zu beweisen, dass sie miteinander zu tun haben.«
»Dann glauben Sie also, dass derjenige, der 1972 die erste dieser Puppen in Nairn am Strand deponiert hat, auch die Puppe in Falls neben den Wasserfall gelegt hat?«
Wieder nickte Rebus.
»Wenn jemand es schafft, das nachzuweisen, dann Sie, John. Ich habe schon immer auf Ihre gnadenlose Sturheit vertraut und auf Ihre gegen null tendierende Bereitschaft, sich von einem Vorgesetzten etwas sagen zu lassen.«
Rebus stellte die Tasse wieder auf den Unterteller. »Ich nehme das mal als Kompliment«, sagte er. Als er dann in dem Zimmer umherblickte und Anstalten machte, sich zum Abschied zu erheben, kam ihm plötzlich der Gedanke: Hier in diesem Haus hatte der Farmer noch immer das Sagen, hier sorgte er mit derselben Gründlichkeit für Ordnung wie früher in der St. Leonhard's Street. Und sollte er dafür irgendwann nicht mehr den Willen aufbringen oder dazu im Stande sein, dann würde er sich einfach hinlegen und sterben. »Völlig hoffnungslos«, sagte Siobhan Clarke.
Sie hatten ungefähr drei Stunden in der Zentralbibliothek verbracht und hinterher in einer Buchhandlung fast fünfzig Pfund für Karten und Reiseführer über Schottland ausgegeben. Jetzt hockten sie im Kaffeeausschank des Elephant House und hielten einen Sechspersonentisch besetzt. Der Tisch stand direkt unter dem Fenster auf der Rückseite des Cafes, und Grant Hood ließ seinen Blick über den Greyfriars-Friedhof und die Burg schweifen.
Siobhan musterte ihn. »Kann es sein, dass Sie nicht ganz bei der Sache sind?«
Grant blickte weiterhin aus dem Fenster. »Das muss manchmal sein.«
»Na, dann besten Dank für Ihre Hilfe«, sagte sie gereizter, als sie eigentlich wollte.
»So eine kleine
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