Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Puppenspiel - Inspektor Rebus 12

Titel: Puppenspiel - Inspektor Rebus 12 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Unterbrechung wirkt bisweilen Wunder«, sagte er, ohne auf ihren Ton einzugehen. »An manchen Tagen komme ich beispielsweise mit so einem verdammten Kreuzworträtsel einfach nicht weiter. Aber dadurch lass ich mich nicht verrückt machen. Ich leg das Rätsel einfach 'ne Weile beiseite und nehm es mir dann später noch mal vor. Meistens fällt mir dann sofort was ein. Also, die Sache ist doch die...« Er drehte sich zu ihr um. »Wenn man sich in was verbeißt, ist man nicht mehr offen genug für andere Assoziationen.« Er stand auf, ging zu dem Zeitungsständer hinüber und kehrte mit dem Scotsman an den Tisch zurück. »Peter Bee«, sagte er und faltete das Blatt so, dass das Kreuzworträtsel auf der letzten Seite oben zu liegen kam. »Was er macht, ist zwar verrätseit, aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen arbeitet er nicht ausschließlich mit Anagrammen.«
    Er schob die Zeitung zu ihr hinüber, und sie sah, das es sich bei Peter Bee um den Kreuzworträtselexperten des Blattes handelte.
    »Einmal wollte er den Namen einer römischen Waffe wissen«, sagte Grant, »zwölf waagerecht. Doch am Ende war dann wieder mal ein Anagramm.«
    »Hochinteressant«, sagte Siobhan und warf die Zeitung auf den Tisch, sodass die Straßenkarten darunter verschwanden.
    »Also, worauf ich hinauswill: Manchmal muss man erst den Kopf freibekommen, und dann kann man unbefangen wieder von vorne loslegen.«
    Sie sah ihn wütend an. »Wollen Sie damit vielleicht sagen, dass wir gerade den halben Tag verplempert haben?«
    Er zuckte mit den Achseln.
    »Na, dann besten Dank.« Sie stemmte sich aus ihrem Stuhl hoch und stolzierte Richtung Toilette. Dort stützte sie sich auf das Waschbecken und starrte auf die blitzend weiße Keramikflache. Das Problem war: Natürlich hatte Grant Recht. Nur dass sie nicht so leicht abschalten konnte wie er. Sie hatte nun mal beschlossen, sich auf das Spiel einzulassen, und jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie überlegte, ob es Flip Balfour vielleicht ähnlich ergangen war. Ob das junge Mädchen möglicherweise ebenfalls am Ende ihres Lateins gewesen war und jemanden um Hilfe gebeten hatte? Siobhan fiel wieder ein, dass sie noch mit Flips Angehörigen und Freunden über das Spiel sprechen musste. In dutzenden von Vernehmungen hatte keiner von ihnen das Spiel auch nur mit einem Wort erwähnt. Aber warum auch? Möglich, dass sie in Flips Vorliebe lediglich eine Zerstreuung gesehen hatten - ein Computerspiel eben. Also, nicht der Rede wert...
    Gill Templer hatte ihr - Siobhan - den Pressejob zwar angeboten, allerdings erst, nachdem sie zuvor an Ellen Wylie eine Art ritueller Demütigung vollzogen hatte. Wie gerne hätte sie vor sich selbst behaupten mögen, dass sie den Job aus Solidarität mit Wylie abgelehnt hatte, doch das war nicht der Fall. Siobhan selbst hegte die Befürchtung, dass in gewisser Weise John Rebus' Einfluss dahinter steckte, und sei es auch um noch so viele Ecken. Sie arbeitete nun schon seit mehreren Jahren mit ihm zusammen, kannte seine Stärken und seine Schwächen. Und wenn es darauf ankam, verließ sie sich, wie viele ihrer Kollegen, lieber auf sich selbst und ging ihre eigenen Wege. Was weiter oben allerdings nicht gerne gesehen wurde. Offenbar gab es nur Platz für einen John Rebus. Ja, noch konnte sie die Gelegenheit beim Schöpf fassen. Allerdings: Falls sie den Job annahm, war sie Gill Templer zu absoluter Loyalität verpflichtet, musste ihre Anweisungen befolgen, sich jederzeit bedingungslos hinter sie stellen und durfte keine Risiken mehr eingehen. Falls sie sich dazu durchringen konnte, befand sie sich allerdings auf der sicheren Seite: mit eingebauter Aufstiegsgarantie... Zuerst Inspektorin und dann mit ungefähr vierzig vielleicht Hauptkommissarin. Plötzlich begriff sie, dass Gill sie vor allem deshalb zu der kleinen Party eingeladen hatte, um ihr zu zeigen, wie man das machte. Man umgab sich mit den richtigen Freunden und behandelte sie mit der nötigen Zuvorkommenheit. Man übte sich in Geduld und wurde beizeiten dafür belohnt. Eine bittere Lektion für Ellen Wylie und eine ganz andere für sie selbst.
    Sie ging wieder in das Cafe und sah z wie Grant Hood das
    u, Kreuzworträtsel ausfüllte, die Zeitung dann beiseite legte, sich auf seinem Stuhl zurücklehnte und den Stift in der Brusttasche verschwinden ließ. Dabei gab er sich redlich Mühe, nicht zum Nebentisch hinüberzuschauen, wo eine junge Frau ihn über den Rand eines Taschenbuches hinweg interessiert beobachtet

Weitere Kostenlose Bücher