Puppenspiele
Gab es denn nur diese drei Toten oder auch noch andere?«
»Die drei«, behauptete Christian. »Zudem die Entführung eines zehnjährigen Mädchens, das ebenfalls Ergebnis einer künstlichen Befruchtung hier im Hause ist. Und jetzt kommen Sie mir bitte nicht mehr mit Zufall!«
Svensson schwieg eine Weile und trommelte mit seinen perfekt manikürten Fingern auf die Tischplatte.
»Sagen Sie uns wenigstens, wie viele es sind. Uns interessiert die Zahl der Frauen, die zwischen – sagen wir mal 1978 und 2000 – geboren wurden«, konkretisierte Zeiner.
Svensson lachte auf: »Das sind Tausende, Tendenz steigend. Wissen Sie, wie viele Kinder allein in den letzten zehn Jahren durch künstliche Befruchtung gezeugt wurden? Wollen Sie denen alle auf unbestimmte Zeit Personenschutz geben? Jetzt seien Sie doch mal realistisch, Herr Kommissar!«
»Es geht nicht um irgendwelche Befruchtungen. Die bisherigen Opfer waren alle Ergebnis der ›Elite-Spender‹. Das schränkt den Kreis ja wohl erheblich ein. Wenn ich mich recht erinnere, waren Ihre Tarife für die Samen von Nobelpreisträgern und anderen Vertretern der intellektuellen Upper Class recht gepfeffert. Das konnten sich nur die wenigsten leisten.« Auch Petras Ton war schärfer geworden.
»Das Programm ist schon lange eingestellt. Leider findet sich in unserer Gesellschaft nur wenig Akzeptanz für das Bestreben, den Genpool der Menschheit zu verbessern.«
»Kein Wunder, das hatten wir alles schon mal«, warf Christian verächtlich ein.
Svenssons Blick war hochmütig: »Ich sehe keinerlei Veranlassung, dieses Thema mit Fachfremden zu diskutieren.«
»Frau Rahnberg und ich wollen wissen, wer damals unsere Spender waren«, platzte Sybille heraus.
»Ein reichlich naives Ansinnen, liebe Frau Weininger. Sowohl den Spendern als auch den Empfängerinnen wird, wie Sie sich sicher erinnern, absolute und dauerhafte Anonymität zugesichert. In beiderseitigem Interesse.«
»Wir entbinden Sie von der Schweigepflicht. Sie könnten die Spender anrufen, so viele Nobelpreisträger hatten Sie garantiert nicht in Ihrem Portfolio. Wenn Sie denen dann die besonderen Umstände erklären, werden sie sicher bereit sein, die Daten freizugeben«, sagte Petra.
Svensson schüttelte den Kopf: »Wem wäre damit geholfen? Außerdem bin ich sicher, dass die meisten Ihre Bitte ablehnen würden. Weder wollen die Eltern des Kindes, dass irgendwann der biologische Vater vor der Tür steht und Ansprüche anmeldet, und seien es auch nur emotionale. Noch will der Spender irgendwelche Verwicklungen.« Svensson wandte sich an Christian und Zeiner: »Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie haben in der Blüte Ihrer Manneskraft und aus Überzeugung Samen gespendet. Inzwischen sind Sie aber längst verheiratet und haben zwei, drei oder vier eigene Kinder. Wollen Sie dann, dass Ihre Frau plötzlich erfährt, dass noch andere Kinder aus Ihren Lenden entsprungen sind? Nein, das wollen Sie nicht!«
Sybille Weininger insistierte: »Während wir hier sitzen, quält der Mörder vielleicht schon sein nächstes Opfer. Sie allein können Kommissar Beyer die Adressen der Betroffenen geben.«
Svensson legte genervt seine Stirn in Falten. Er blickte seine Besucher an wie ein Lehrer, der an der Debilität seiner Schüler verzweifelte.
Christian zeigte Svensson das Passfoto von Niklas Schmitt. Svensson besah es genau und gab es kopfschüttelnd zurück. »Nie gesehen.«
Christian wurde langsam ungeduldig: »Trotzdem brauche ich Zugang zu Ihren Personalakten. Es ist durchaus möglich, dass der Mörder hier mit falschen Papieren arbeitet oder gearbeitet hat. Irgendwie muss er an die Daten herangekommen sein. Und da Ihr Sicherheitssystem laut Ihrer Aussage so perfekt ist, dass man von außen nicht herankommt, muss er sich von innen Zugang verschafft haben.«
Svensson erhob sich: »Ich werde Ihr Anliegen prüfen und mich mit meinen Partnern beraten. Selbstverständlich werde ich dabei mein Möglichstes tun, Sie zu unterstützen. Im Rahmen meiner und der gesetzlichen Möglichkeiten. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden?«
Zeiner reichte ihm die Hand zum Abschied: »Überlegen Sie nicht zu lange. Sonst werden wir von der Kripo München unser Möglichstes tun, Sie beim Nachdenken zu unterstützen. Und dabei werden wir die gesetzlichen Möglichkeiten bis zur Neige ausschöpfen.«
»Soll das eine Drohung sein?«
Zeiner zuckte die Achseln und ging hinaus.
Als Svensson sich von den beiden Frauen verabschiedete, gab er
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