Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
Vom Netzwerk:
lassen würde. Memet hatte ihr schon mehrfach fest versprochen, sie in den nächsten Semesterferien mal mit nach Berlin zu nehmen. Dann würde seine Mutter sogar mit ihr in eine Moschee gehen. Allerdings war bislang immer etwas dazwischengekommen, denn Memet arbeitete in den Ferien stets an der Uniklinik, um sein Studium zu finanzieren.
    Liesel blätterte nach vorne. Auch sie pflegte die rätselhafte Angewohnheit, eine Zeitung von hinten nach vorne zu lesen. Auf der zweiten Seite prangte in großen Lettern die Überschrift: »Der Mörder, der die Herzen stiehlt«. Voller Neugier las Liesel den spannend geschriebenen Bericht eines Reporters namens Jochen Kratz. Es ging um zwei Morde an jungen Frauen, einer Studentin in München, einer in Berlin. Der bislang unbekannte Mörder, vermutlich ein junger Mann, hatte der Berlinerin das Herz herausgeschnitten. Ebenso war es dem Opfer in München im April ergangen.
    Liesel Stamminger spürte, wie ihr eigenes Herz zu klopfen begann. Jeden Tag dachte sie daran. Fragte sich, ob sie es hätte verhindern können, wenn sie nicht einfach so am Küchentisch gesessen hätte wie jetzt. Dagesessen und zugehört hatte sie und vermutet, dass sich das junge Paar sicher wieder versöhnen werde. Wenn sie hinuntergegangen wäre und sich eingemischt hätte in den Streit, würde Sarah noch leben. Sie hörte es noch allzu deutlich. Wie Sarah ihrem neuen Freund an den Kopf warf, dass er kein Herz habe. Und wie er bedrohlich flüsterte, dass sie das niemals, niemals wieder zu ihm sagen wird.
    Liesel befiel die gleiche innere Unruhe, die sie an jenem Februartag verspürt hatte, als sie mit Sarahs Wohnungsschlüssel in der Hand die Treppe hinuntergestiegen war. Und Sarah tot auffand. Mit einem Messer im Herzen, und von dem Freund keine Spur.

Berlin.
    Nach einer recht erholsamen Nacht nahm Christian mit Volker im Hotel ein kräftiges Frühstück zu sich. Er erzählte ihm von Annas ersten Seminaren in den USA und der Body Farm des FBI. Bis schließlich der Hotelchef zu ihnen an den Tisch trat und diskret darum bat, ihre Gesprächsthemen zu wechseln. Den Gästen neben ihnen, die Christian nicht einmal bemerkt hatte, war über ihrem Rührei schlecht geworden. Sie hatten sich beim Hotelmanager beschwert und ihm nahegelegt, die Polizei zu rufen, da der unheimliche Glatzkopf und der zerknitterte Mittfünfziger am Fensterplatz vermutlich gesuchte Mörder waren. Schließlich sprachen sie die ganze Zeit von vergrabenen und verfaulten Leichen. Christian vermutete, dass die Übelkeit wohl eher an dem lauwarmen und pappigen Großküchen-Ei gelegen haben mochte. Volker entschuldigte sich höflich für das unappetitliche Tischgespräch und seinen rüpelhaften Kollegen.
    Christian ließ sich seine Rechnung fertig machen. Er plante, Berlin heute zu verlassen, um mit Herd von Hamburg aus die Koordination der weiteren Ermittlungen zu übernehmen. Außerdem brauchte er dringend frische Klamotten. Volker sollte als Christians Kontaktmann und Soko-Speerspitze hier vor Ort bleiben, um den sofortigen und steten Informationsfluss zu gewährleisten und Striebeck zu unterstützen.
    Nach dem Frühstück fuhren sie ins Präsidium, wo Christian sich bis auf Weiteres verabschiedete. Striebeck schien wenig erfreut, ab sofort wieder der offizielle Ansprechpartner für Vorgesetzte, Presse und Staatsanwaltschaft zu sein.
    Als Christian gerade gehen wollte, tauchte Petra Rahnberg mit dem völlig durchgeschwitzten Jochen Kratz im Präsidium auf. Es war noch nicht mal zehn Uhr morgens, aber die Augustsonne heizte der Stadt schon gehörig ein. Nach einer knappen Begrüßung berichtete Petra, dass sie mit Sybille Weininger in München telefoniert, aber nichts Wesentliches in Erfahrung gebracht hatte.
    »Ihr Engagement in allen Ehren, Petra«, mahnte Christian. »Aber mir wäre es sehr recht, wenn sie diesbezügliche Aktivitäten zuerst mit mir oder jemandem vom Team abstimmen würden. Woher haben Sie überhaupt den Namen?«
    »Das war nun wirklich nicht schwierig. In München weiß jeder, wer Mira W. war«, warf Jochen Kratz ein. »Prominente Familie. Und München ist ein Dorf.«
    Christian wandte sich ungehalten an Kratz. »Darf ich erfahren, was Sie zu uns führt? Sind Sie jetzt der persönliche Sekundant von Frau Professor Rahnberg, oder wollen Sie nur ein wenig herumschnüffeln?«
    Jochen Kratz lächelte: »Es ist bekannt, das Sie mit meinem Berufsstand auf Kriegsfuß stehen. Ich hoffe, ich kann Sie durch eine konstruktive

Weitere Kostenlose Bücher