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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Niemann in einer Stunde einen Termin vor der Wohnung. Leider ist die Bude schon wieder vermietet. Eventuell vorhandene Spuren sind bestimmt nicht mehr auszumachen«, merkte Kratz an.
    »Wir werden sehen.« Christian deutete auf den Zettel: »Saubere Arbeit.«
    Zum ersten Mal grinsten Kratz und Christian sich an.
    Petra Rahnberg fuhr nervös nach Hause. Sie wartete auf einen ausführlichen Bericht von Kratz und versprach, sich so lange zu gedulden.
    Dann setzte sich die Maschinerie in Bewegung. Volker telefonierte mit Daniel in Hamburg, um ihn sofort auf verfügbare Daten über Thorsten Brinken anzusetzen. Striebeck wies einen Kollegen in die erforderliche Recherche ein. Kurz darauf war klar, dass es in Amsterdam keinen Thorsten Brinken gab. Die Adresse war frei erfunden. Also wurde die Suche auf alle Thorsten Brinken, Brink und Brinker oder Ähnliches in Deutschland erweitert. Das würde dauern. In der Zwischenzeit schickte Striebeck einen Beamten zur Mitwohnzentrale. Christian und Volker machten sich mit Kratz auf den Weg zu der Mietwohnung. Die Spurensicherung würde ihnen auf dem Fuße folgen.
     
    Erst gegen Abend versammelten sich alle wieder. Ausgehungert gingen sie gemeinsam von Striebecks Büro aus in ein nahe gelegenes Steakhouse, wo sie sich gegenseitig im Bestellen von schwergewichtigen Fleischportionen überboten. Kratz gewann. Er nahm ein Rib Eye von sechshundert Gramm.
    Abgesehen davon, dass sie alle Hunger hatten und das Bedürfnis, den Tag mit einem kühlen Bier hinunterzuspülen, ging es bei dem üppigen Essen auch darum, Leere zu füllen. Am Morgen waren noch große Hoffnungen auf einen entscheidenden Schritt vorwärts genährt worden. Nun hatte sich Enttäuschung breitgemacht. Die Spurensicherung war auf Unmengen von Fingerabdrücken gestoßen – vermutlich alle vom Vermieter und dem Pärchen, das das Apartment vor wenigen Tagen bezogen hatte und nun vorerst in ein Hotel umquartiert worden war. Der Mieter namens Thorsten Brinken hatte nicht mal ein Fitzelchen seiner Anwesenheit hinterlassen. Zurzeit lief immer noch eine groß angelegte Suche nach Zeugen, die diesen Brinken möglicherweise ein Gesicht geben konnten. Die Formalien bei der Mitwohnzentrale hatte er per Mail erledigt. Er war nur zur Schlüsselübergabe aufgetaucht. Die Angestellte der Mitwohnzentrale beschrieb ihn als groß, vermutlich mittelblond, unrasiert und attraktiv. Mehr konnte sie nicht sagen. Sie hatte sich mit ihm in einem Biergarten getroffen, wo er ihr mit Sonnenbrille und Baseballcap getarnt seine Unterlagen übergeben hatte. Auch die bisher vernommenen Nachbarn konnten nichts Erhellendes zur Personenbeschreibung beitragen. Nur zwei Frauen war er aufgefallen, wobei die eine ihn als dunkelhaarig und die andere ihn als definitiv blond beschrieb. Die Sonnenbrille und die Mütze trug er anscheinend immer. Nun waren Beamte dabei, die umliegenden Kioske, Geschäfte und Kneipen zu durchforsten, um vielleicht noch ergänzende Aussagen zu bekommen. Diese Befragungen würden sich noch den ganzen morgigen Tag hinziehen. Vermutlich ebenfalls ohne Ergebnis. Sie wussten alle, dass die Chancen äußerst gering waren. Zeugen sahen grundsätzlich nur das Unangepasste, das aus ihrer eigenen Wahrnehmungswelt hervorstach. Genau das vermied jedoch jeder halbwegs intelligente Täter. Oder die Zeugen sahen das, was sie erwarteten, und dabei sah dann jeder etwas gänzlich anderes.
    »Rätselhaft nur, dass ein so vorsichtiger Mensch einfach einen Stuhl klaut«, sagte Striebeck kauend.
    »Dafür wird es eine Erklärung geben. Vermutlich eine ganz banale«, mutmaßte Volker.
    Christian nickte: »Fehler machen sie alle. Selbst die Klügsten. Sonst würden wir nie einen fassen.«
    Der Rest der Steak-Völlerei verlief weitgehend schweigend ab. Jeder war in seine Gedanken über den alltäglichen Frust der Polizeiarbeit versunken.

Bonn.
    Als Clarissa an diesem Abend in der Ackermann-Villa eintraf, wurde ihr von Herberts Frau Irene geöffnet. Irene gehörte genau zu der Sorte Gattinnen, die sich Clarissa immer geweigert hatte zu werden: Die eigenen Lebensträume hatten sie zugunsten der Karriere ihres Mannes begraben, der aufgrund seiner Geschlechtszugehörigkeit die besseren Chancen hatte, sich am Markt durchzusetzen. Auch wenn die Frau häufig die höhere Intelligenz und bessere Bildung besaß. Dann gebaren die Frauen, zogen den vielversprechenden Nachwuchs auf und wenn der aus dem Haus war, schufen sie sich künstlichen Terminstress zwischen

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