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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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worden. Das einzig Dynamische an der Untersuchung war Frau Professor Petra Rahnberg, die vor allem Volker, an dem sie einen Narren gefressen zu haben schien, mit permanenten Anrufen und Nachfragen unter Druck setzte.
    Trotz Christians mäßiger Laune über das Stocken der Ermittlungen schienen seine Kollegen recht zufrieden und grinsten ihn entspannt an. »Wir haben was«, eröffnete Herd den Hamburger Bericht. »Wird dir gefallen.«
    »Zuerst ich!«, drängelte sich Yvonne vor. Sie schlug einen kleinen Block auf und fasste zusammen: »Ich habe in den letzten beiden Tagen zwei Anrufe bekommen von einer Elisabetha Stamminger aus Tübingen. In ihrem Haus wurde am 3. Februar diesen Jahres eine junge Studentin von ihrem Freund erstochen. Frau Stamminger hat von dem Mordfall in Berlin in der Zeitung gelesen und ist fest überzeugt, dass der Tübinger Täter und der Berliner identisch sind. Und sie hat gelesen, dass der berühmte Hamburger Kommissar Beyer den Fall bearbeitet. Deswegen hat sie sich bis in unsere Butze in der Schanze durchtelefoniert.«
    Yvonne sah von ihrem Block auf. »Allerdings ist Frau Stamminger über siebzig Jahre alt und liest zu viele Krimis. Sagen zumindest die von der Tübinger Kripo. Die habe ich nämlich angerufen und gefragt, ob sie die Stamminger kennen. Tun sie – sie nennen sie aber nur Miss Marple und würden sie am liebsten einweisen lassen, weil sie ihnen mit ihren Theorien die Haustür einrennt. Sie sagen, der Fall in Tübingen hätte absolut null mit denen in Berlin oder München zu tun. Es war ein Mord im Affekt, ein Streit unter Liebenden. Nix mit Theaterschminke oder Konservierung und so. Gar nix, alles ganz normal.«
    »Haben Sie den Täter?«, fragte Christian.
    »Noch nicht. Aber bald, da waren sie ganz zuversichtlich. Ich habe die Akten angefordert. Du kannst sie dir ja ansehen, wenn du magst.«
    Christian nickte seufzend: »In Berlin haben sich auch jede Menge angeblicher Zeugen gemeldet. Die Besitzerin eines Ladens für Spezialkosmetik erzählte ganz aufgeregt von einem Kunden, der ihr äußerst unheimlich erschien und viel weiße Schminke gekauft hatte. Klar war der gestört! Er war Künstler! Ein Performance-Künstler, der mit einer lebenden Kuh auf die Bühne kommt, ihr die schwarzen Flecken wegschminkt, und dann mit der Albinokuh den Kudamm rauf und runter spaziert. Fragt mich nicht nach dem künstlerischen Nährwert!«
    Yvonne lachte.
    Christian schüttelte erschöpft den Kopf: »Es ist einfach verdammt deprimierend, wie viel wertvolle Zeit wir immer damit vergeuden müssen, solch schwachsinnigen Hinweisen nachzugehen. Sonst hab ihr nichts?«
    Daniel klappte sein Laptop auf, das er wie immer bei sich hatte und als künstliche Extension seines Körpers betrachtete. »Ich habe mich ein wenig in den Servern von deutschen Mitwohnzentralen herumgetrieben, allen voran bei den Fuzzis, die die Berliner Bude an Brinken vermietet hat. Wie wir alle wissen, ist der Mensch ein Gewohnheitstier und wiederholt gerne erfolgreiche Handlungen. Ich habe die Daten in der Münchner Filiale gecheckt. Vier bis acht Wochen vor dem Münchner Mord. Junger Mann, alleinstehend. Die Liste war glücklicherweise nicht allzu lang. Kein Thorsten Brinken, aber …«
    »Wir haben alle, die infrage kamen, überprüft«, warf Herd engagiert ein.
    Daniel klickte auf seinem Laptop herum. »Und einen gefunden, der nicht existiert. Zumindest nicht in Deutschland. Gleiches Muster wie in Berlin. Die Ausweispapiere müssen gefälscht gewesen sein. Unter der angegebenen Meldeadresse residiert eine Firma, die Kloschüsseln herstellt.«
    »Bingo!« Christian war hocherfreut.
    »Er nannte sich in München Frank Niklas Stein, gab bei der Mitwohnzentrale sein Alter mit 29 an und behauptete, Politologe an der Uni zu sein. Alles erstunken und erlogen. Außer das mit dem Alter vielleicht, das weiß ich natürlich nicht. Noch nicht«, gab Daniel frustriert zu. Er hasste es, wenn er irgendetwas nicht herausbekam, selbst wenn er es nicht herausbekommen konnte. Das Wort »unmöglich« hatte er zu seinen Hackerzeiten aus seinem Vokabular verbannt.
    »Habt ihr schon mit Kommissar Zeiner in München gesprochen?«, fragte Christian.
    Herd verneinte. »Wir sind erst vor einer Stunde mit der Überprüfung der Namensliste durch gewesen und wollten zuerst mit dir reden.«
    Christians Telefon klingelte. Zu seinem Bedauern war es nicht Anna, sondern der aufgeregt klingende Striebeck: »Christian, ein Riesenfortschritt! Ich habe heute noch

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