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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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erfahrenen Rat bitten.«
    Roth nickte zufrieden und erhob sich wieder. »Wie schmeichelhaft, Frau Wedekind. Und wie wohltuend. Dann will ich Sie nun aber nicht länger aufhalten. Sie haben gewiss jede Menge zu tun.«
    Er wollte gerade gehen, als von draußen ein unverhohlener Protest von Tanja zu hören war. Die Bürotür wurde aufgerissen, und ein strahlender Niklas stand vor Clarissa und Rüdiger Roth, in der Hand eines der Clarissa nur zu gut bekannten Päckchen und einen bunten Blumenstrauß. Tanja warf Clarissa einen entschuldigenden Blick zu und schloss die Tür.
    »Oh, wenn ich gewusst hätte, dass du Besuch hast, wäre ich nicht so hereingeplatzt. Aber ich wollte dich überraschen, deswegen habe ich deine Sekretärin überrumpelt.«
    Clarissa stockte der Atem. Bevor sie die Fassung wiedererlangen konnte, hatte Niklas Herrn Roth schon die Hand gereicht: »Frau Doktor Wedekind ist anscheinend so erfreut über meinen spontanen Besuch, dass es ihr die Sprache verschlagen hat. Wenn ich mich vorstellen darf: Stephan Wöhler, Atomphysiker auf der Durchreise aus Genf.«
    Clarissas Hirn funktionierte schlagartig wieder. »Wie schön, dass du vorbeischaust. Das ist Doktor Rüdiger Roth, Vorstandsvorsitzender von ›Aglaia‹.« Sie sah Niklas warnend an.
    Roth musterte Niklas interessiert: »Ein Physiker? Dann haben wir wohl beruflich nichts mit Ihnen zu tun?«
    Niklas lachte herzlich: »Nein, Clarissa und ich kennen uns semi-privat. Wir betreiben heimlich einen kleinen, illegalen Organhandel!« Dabei zwinkerte er Clarissa verschwörerisch zu und legte das Päckchen und die Blumen auf ihrem Schreibtisch ab.
    Roth brach in lautes Gelächter aus und wandte sich an Clarissa: »Ich werde Sie dem jungen Mann überlassen. Bei unserem nächsten Treffen müssen Sie mir unbedingt von diesem amüsanten Kerl und Ihrem Organhandel erzählen. Falls das lukrativ ist, möchte ich gerne einsteigen!«
    Clarissa lachte möglichst ungezwungen mit, brachte Roth zur Tür und schloss sie hinter ihm. Das aufgesetzte Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb. Weiß vor Wut wandte sie sich zu Niklas um: »Was fällt dir ein, hier aufzutauchen? Bist du irre?«
    Niklas hatte unaufgefordert in dem Besuchersessel Platz genommen und entspannt die Beine übereinandergeschlagen.
    »Dein Phantombild ist in allen Zeitungen!«
    »Jetzt komm mal wieder runter. Kein Schwein erkennt mich.«
    Clarissa besah ihn genauer. Er hatte recht. Niklas trug einen dichten schwarzen Bart, nussbraune Kontaktlinsen und die Haare schwarz gefärbt. Außerdem hatte er offensichtlich seine Wangen ein wenig aufgepolstert. Ein Wunder, dass sie auf Anhieb gewusst hatte, wer vor ihr stand. Dabei hatte es sich jedoch weniger um visuelle Wahrnehmung gehandelt als vielmehr um einen Schock instinktiver Erkenntnis. Ihr war schlicht für einen Moment das Herz stehen geblieben.
    »Du weißt also Bescheid über meine … Aktivitäten?«, fragte er amüsiert.
    »Das war nicht allzu schwierig nach den Päckchen. Du wolltest doch, dass ich Bescheid weiß!«
    »Stimmt.«
    Clarissa wies auf das neue Päckchen: »Darf ich davon ausgehen, dass du mir ein weiteres deiner makabren Geschenke zumuten willst?«
    »Was Hübsches aus Straßburg. Du wirst bald davon lesen!«
    Clarissa ließ sich resigniert zurücksinken. »Ich werde jetzt die Polizei rufen.«
    »Das wirst du nicht. Außerdem: Bis die kommt, bin ich über alle Berge.«
    »Wir haben einen hervorragend ausgebildeten Sicherheitsdienst. Gut bewaffnet.«
    Niklas sah sie verächtlich an: »Mach dich nicht lächerlich. Wir wissen doch beide, dass du nichts unternehmen wirst. Wo du so kurz vor deinem beruflichen Triumph stehst.«
    »Was willst du?«
    »Ein Freund aus Frankfurt hat mir gezwitschert, dass ein fetter, kleiner Mann meinen Spuren folgt. Ist das einer von deinem Sicherheitsdienst? Eher nicht, du wirst doch nicht so blöd sein, jemanden aus deiner Firma einzuweihen, oder?«
    »Es könnte einer von der Kripo gewesen sein.«
    »Negativ. Die haben keinen Schimmer, wer ich bin oder wo sie mit der Suche anfangen müssen. Du schon. Also zieh den Idioten zurück. Wenn er mir in die Quere kommt, ist er tot.«
    »Sonst noch Wünsche?«
    Niklas stand auf und betrachtete eingehend Clarissas Büro. Er ging zum Fenster.
    »Schön hast du’s hier. Hat dein Scherge dir erzählt, wie ich während meines Studiums in Genf leben musste? Ich habe in einem feuchten, dreckigen Kellerloch gehaust mit Ratten als WG-Kumpels. Ich musste die Miete bei der feinen

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