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Puppenspiele

Puppenspiele

Titel: Puppenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marina Heib
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Samenbank konnten sich auf Datenschutzgesetze berufen. Petra und Sybille kannten Professor Svensson, den Chef-Eugeniker und Leiter der Samenbank, persönlich. Sie hofften auf sein Verständnis und seine Unterstützung. Kratz war ausgebootet worden. Die Presse war bei »Living Angels« sicher noch weniger erwünscht als die Polizei. Beleidigt verzog er sich in eine Kneipe. Er brauchte ein Frustbier.
    Striebeck brachte seine Hamburger Kollegen zurück nach Charlottenburg zum Hotel. Er verabschiedete sich wortkarg und fuhr nach Hause. Daniel überredete Christian und Anna, noch zum Irish Pub zu gehen. Trotz des anstrengenden Tages ließen sie sich leicht überzeugen. Sie hatten bislang kaum etwas gegessen und hofften auf ein deftiges Stew. Sie bekamen es. Und sie brauchten es. Es war klar, dass sie noch lange nicht schlafen würden. Es gab Arbeit. Volker und Herd würden beide innerhalb der nächsten Stunde nach Berlin kommen und ausführlich Bericht erstatten. Anna würde ein Täterprofil erstellen und Christian mit den anderen die weitere Vorgehensweise besprechen. Es würde eines langen Tages lange Nacht werden.
    TEIL IV
ENDSPIEL
    3. September 2009:
München.
    Professor Doktor Gernot Svensson entsprach perfekt dem Bild des Wissenschaftlers, von dem man sich vertrauensvoll mitten in einem Restaurant auf dem Tisch neben Lachsfilet im Wildreisrand liegend einen Luftröhrenschnitt mit dem stumpfen Fischmesser würde machen lassen. Sein schlohweißes, schütteres Haar legte sich wie ein zaghafter Heiligenschein um den Schädel, unzählige Lachfalten zeugten von Lebenslust. Er begrüßte Petra Rahnberg und Sybille Weininger wie verlorene Töchter, gab ihnen gezierte Wangenküsschen und fragte verschmitzt, welche der beiden Damen denn nun zu welchem dieser attraktiven Herren gehören würde. Petra stellte Christian Beyer und Udo Zeiner als Hauptkommissare aus Hamburg und München vor. Sofort fiel ein Teil des Charmes von Svensson ab. Als er dann auch noch hörte, weswegen die vier bei ihm waren, verschwand das Bild des gütigen Wissenschaftlers in Gänze. Vor ihnen saß nun ein Geschäftsmann, der alles tun würde, um seine Pfründe zu schützen.
    »Das ist außerordentlich grauenvoll, was Sie mir da eröffnen, Herr Beyer. Ich bin zwar Wissenschaftler, aber glauben Sie mir, wenn ein Kind, bei dessen Zeugung ich sozusagen Pate gestanden habe, das Licht der Welt erblickt, bin ich immer wieder gerührt von dem Wunder des Lebens. Umso mehr erschüttert es mich, hören zu müssen, dass da draußen ein kranker Mensch herumirrt, der dieses Wunder nicht zu respektieren weiß und gewaltsam zerstört.« Svensson richtete einen bedauernden Blick auf die beiden Mütter: »Mein zutiefst empfundenes Mitgefühl. Ich weiß wie kaum jemand, was Sie alles auf sich genommen haben, um Ihre kleinen Engel empfangen zu können. Es muss schrecklich für Sie sein.«
    Nach ein paar angemessenen Schweigesekunden wandte er sich wieder an Christian: »Dennoch ist mir nicht klar, wie ich Ihnen in dieser scheußlichen Sache behilflich sein kann. So sehr ich es wünsche …«
    »Es besteht Grund zu der Annahme, dass der von uns gesuchte Mörder Zugang zu Ihren Datenbanken hat …«
    »Das ist vollkommen unmöglich!«, unterbrach Svensson. »Wir arbeiten nur mit modernsten Programmen und beschäftigen Fachpersonal, das unsere Computersysteme gegen jeden Spyware oder wie das heißt erfolgreich absichert.«
    »… und deshalb brauche auch ich Zugang zu Ihren Daten«, beendete Christian ungerührt von der unhöflichen Unterbrechung seinen Satz.
    »Auch das ist unmöglich!« Svenssons Ton wurde noch ablehnender. »Sie werden verstehen, dass gerade bei einem Institut wie dem meinen die Kundinnen größten Wert auf Diskretion legen. Dem entspreche ich schon aus Überzeugung und Verständnis. Dazu kommen die ärztliche Schweigepflicht und die Datenschutzgesetze. Mit einem Wort: ausgeschlossen.«
    Petra Rahnberg mischte sich ein: »Professor Svensson, damit Sie das recht verstehen: Es geht nicht darum, in der Intimsphäre Ihrer Kundschaft herumzuschnüffeln, sondern darum, sie zu warnen! Drei junge Frauen, die hier in Ihrer Klinik gezeugt wurden, sind tot. Alle anderen, die unter den gleichen Umständen geboren wurden, sind in akuter Lebensgefahr!«
    Svensson schüttelte ablehnend den Kopf: »Das ist nur eine These und keine glaubwürdige dazu. Es mag von jeder Wahrscheinlichkeit abweichen, aber vielleicht ist es Zufall, dass die Opfer alle hier geboren wurden.

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