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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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durchgeführt. Darauf besteht mein Vater.«
    »Sind hier auch überall Kameras?« Lisa warf einen prüfenden Blick zur Decke.
    Michael lachte. »Nein. Nur die zwei, die du hier siehst. Aber sie sind ausschließlich in der Nacht eingeschaltet, um den Gang zu kontrollieren. Ansonsten gibt es im Bürogebäude keinerlei Kameras. Ich glaube, das würde unseren Mitarbeitern nicht gefallen.«
    Sie kamen zu einer dicken Stahltür, die aussah wie der Tresor der Bundesbank. Achtung - Labor stand in orange leuchtenden Großbuchstaben darauf. Zugang hatte nur derjenige, der über eine entsprechende Magnetkarte und den passenden Zahlencode verfügte.
    Michael zog seine Karte aus der Jackentasche, steckte sie in das Lesegerät an der Wand und drückte die Zahlenkombination ein. Dass Lisa ihm dabei zusah, störte ihn keineswegs.
    »92556?«, fragte sie erstaunt. »Ihr benutzt denselben Code wie für das Eingangstor der Villa?«
    Er lachte kurz auf, sah sich um, ob auch niemand in der Nähe war, und flüsterte ihr ins Ohr: »Wir benutzen für alles denselben Code.«
    Überrascht sah sie ihn an. »Das ist nicht dein Ernst?«
    »Doch.« Er grinste. »Mein Vater hat eine kleine Schwäche, von der kaum jemand etwas weiß. Er kann sich keine Zahlenkombinationen merken. Er kennt nicht einmal unsere Telefonnummer auswendig. Hätten wir überall
andere Codes, käme er nirgendwo hinein. Deshalb gibt es nur diese eine Zahlenkombination, und zwar für alles. Für die Firma, die Villa, das Tor, die Garagen … Witzig, nicht wahr?« Und achselzuckend fügte er hinzu: »Aber welcher moderne Einbrecher rechnet schon damit? Deshalb ist das System wahrscheinlich sehr sicher. Bis jetzt jedenfalls ist noch nie etwas passiert.«
    Er zog die Karte aus dem Lesegerät und öffnete die Stahltür.
    Im Labor brannte Licht, und jemand saß an einem der Arbeitstische hinter den hohen Regalen am Computer. Martin Schuster.
    »Guten Abend, Herr Schuster«, grüßte Michael freundlich.
    Erschrocken drehte der Chemiker sich um. »Herr Westphal … guten Abend … Sie haben mich jetzt ganz schön erschreckt.«
    »Sie arbeiten noch um diese Zeit?«
    Martin Schuster nickte und wollte gerade etwas antworten, als Harry ins Labor kam.
    »Ach, Sie sind es, Herr Westphal«, sagte Harry, bemerkte dann aber Martin Schuster und fragte in scharfem Ton: »Was machen Sie denn hier, Herr Schuster? Laut Abmeldeprotokoll sind Sie doch vor zwei Stunden gegangen.«
    »Ich hatte etwas vergessen«, rechtfertigte sich Schuster, während er blitzschnell, mit einem Mausklick, die benutzten Programme schloss und den Computer herunterfuhr. Dabei wirkte er nervös und bekam sogar rote Flecken am Hals. Er wandte sich an Michael: »Wollten
Sie gerade gehen, Herr Westphal?«, fragte er, und ohne die Antwort abzuwarten, fügte er hinzu: »Ich komme mit Ihnen.«
    »Gerne«, erwiderte Michael, fand Martin Schusters Verhalten aber etwas eigenartig. Während sie gemeinsam zum Parkplatz liefen, überlegte er, ob er ihn darauf ansprechen sollte. Doch bevor er sich dazu durchgerungen hatte, war Martin Schuster in seine zitronengelbe Ente eingestiegen und davongefahren.

    Grübelnd saß Michael zu Hause auf dem Sofa vorm Kamin und schaute in die Flammen.
    »Was beschäftigt dich?«, wollte Lisa wissen. Sie hatte sich in die dicken Sofakissen gekuschelt, trug wieder einen von Michaels Schlafanzügen, in denen sie sich besonders wohlzufühlen schien, und trank eine Tasse japanischen Tee.
    »Als wir vorhin im Labor waren, wirkte Herr Schuster auf mich sehr nervös«, sagte Michael nachdenklich. »Oder habe ich mir das nur eingebildet?«
    »Ich kenne den Mann zwar nicht«, entgegnete Lisa, »aber seine Nervosität war nicht zu übersehen. Welche Position hat er in der Firma?«
    »Er ist der Assistent des Chefchemikers. Ein ausgesprochen kompetenter und fleißiger Mann - und sehr, sehr aufmerksam«, fügte Michael hinzu und dachte an die Sache mit den Strycon-Tests. Martin Schuster war nicht nur der Erste gewesen, sondern bisher auch der Einzige, dem dieser gravierende Fehler in den Testergebnissen
aufgefallen war. Eigentlich hätte das der Chefchemiker selbst bemerken müssen.
    Lisa stellte noch eine andere Überlegung an: »Kann es sein, dass er nicht deshalb so nervös war, weil wir in das Labor kamen, sondern weil dieser Harry dort auftauchte?«
    Michael wehrte ab. »Dazu besteht kein Grund. Harry hat nur seinen Job gemacht. Er hat im Labor Licht gesehen, und weil laut Protokoll niemand dort sein sollte,

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