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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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Küche gehen, als er auf dem Sideboard wieder eine Puppe entdeckte. Irritiert blieb er stehen. Die Puppe hatte schwarzes, gelocktes Haar, braune Augen mit langen Wimpern und trug ein rotes Kleid mit einer weißen Spitzenschürze. Das Kleid war an verschiedenen Stellen eingerissen und die Schürze teilweise vergilbt. Er nahm die Puppe in die Hand. Ein muffiger Geruch haftete ihr an. Neu gekauft war sie jedenfalls nicht. Und dass sie Frau Becksteins Enkelin gehörte, bezweifelte er stark. Sie war viel zu altmodisch für ein Mädchen von heute. Genau wie die andere Puppe, die an dem Morgen hier saß, als Yakko gefunden wurde. Die mit den blonden Zöpfen und den Kulleraugen. Was war aus der geworden?
Er hatte seine Mutter nicht mehr danach gefragt.
    Er setzte die Puppe zurück auf das Sideboard und überlegte, ob er den Dexter-Leuten davon erzählen sollte. Doch das kam ihm komisch vor.
    Er sah jetzt schon ihre grinsenden Gesichter vor sich und hielt es für besser, erst einmal mit seiner Mutter darüber zu sprechen. Dexter konnte er auch später davon in Kenntnis setzen.
    Also zog er die obere Schublade des Sideboards auf und legte die Puppe zu Handschuhen, Mützen und Schals. Danach ging er in die Küche, wo Lisa und Hilde am oberen Ende des langen Tisches saßen.
    »Ihr sollt bitte ins Büro kommen«, sagte er.
    Sofort sprang Hilde auf. Ihre Wangen glühten vor Aufregung. »Haben sie etwas gefunden?«
    »Nein. Sie wollen nur wissen, wer zuletzt im Büro war«, erwiderte er.
    »Dein Vater natürlich. Wer sonst?«, sagte Hilde. Damit sollte sie recht behalten.
    Rudolf war tatsächlich der Letzte gewesen, der gestern zwischen drei und fünf Uhr nachmittags in dem Raum gewesen war.
    »Sind die Kameraaufzeichnungen vom Eingangstor schon ausgewertet?«, wandte Dexter sich an Harry.
    Der nickte. Dann nahm er seine Aufzeichnungen zur Hand, die auf Rudolfs Schreibtisch lagen, und las vor: »Michael Westphal hat gestern Abend, genau um neunzehn Uhr fünf, mit seiner Frau im Mercedes-Cabriolet das Grundstück verlassen …«

    »Wir waren zum Essen in der Villa am See und sind gegen elf wieder zurückgekommen«, sagte Michael.
    »Richtig«, bestätigte Harry. »Genau um dreiundzwanzig Uhr sieben haben Sie das Eingangstor passiert.«
    »Ist Ihnen etwas aufgefallen, als Sie nach Hause kamen?«, wollte Dexter wissen.
    »Nein«, erwiderte Michael und sah Lisa fragend an. »Dir vielleicht?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Als wir nach Hause kamen, schliefen meine Eltern schon«, fuhr Michael fort, »zumindest nahm ich das an, weil es im Haus ruhig war. Es war alles ganz normal.«
    »Wie lange waren Sie noch wach?«
    Michael kam sich vor wie bei einem Verhör. »Vielleicht eine Stunde oder länger. Ich weiß es nicht mehr. Ich habe noch etwas ferngesehen, meine Frau hingegen ist ziemlich schnell eingeschlafen.«
    Während Dexter die Fragen stellte, nahmen seine Leute das erste Bild von der Wand, Jacqueline mit Hut , und legten es auf Rudolfs Schreibtisch. Wahrscheinlich wollten sie es nach Spuren untersuchen, denn sie trugen weiße Baumwollhandschuhe.
    »Und es gab in dieser Nacht keine weiteren Bewegungen am Tor?«, wandte Dexter sich erneut an Harry. »Die Kameras haben nichts registriert?«
    »Nein«, antwortete er. »Erst wieder heute Morgen. Um halb zehn hat Herr Westphal mit seinem Jeep das Grundstück verlassen. Fünf Minuten nach ihm fuhr Lisa Westphal in ihrem Cabrio weg.«

    Plötzlich sagte einer von Dexters Leuten: »Wir haben etwas gefunden.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde herrschte erwartungsvolle Stille im Büro.
    Vorsichtig, ganz vorsichtig, drehten Dexters Leute das Bild um. Auf der Rückseite war ein weißer Briefumschlag mit einem Klebestreifen befestigt.
    »Wissen Sie davon?«, fragte Dexter, an Rudolf gewandt.
    »Hab ich noch nie gesehen«, antwortete der.
    »Dann hat Ihnen der Täter eine Nachricht hinterlassen«, mutmaßte die Profilerin.
    Nachdem der Briefumschlag von allen Seiten fotografiert worden war, nahm Dexter ihn ab und öffnete ihn. Darin befand sich eine herausgerissene Buchseite, wie es schien, aus einer Picasso-Biografie. Eine Textstelle war orange markiert: Der Sturz des Ikarus!
    »Sagt Ihnen das etwas?«, fragte Dexter.
    »Nein«, entgegnete Rudolf.
    Daraufhin überflog Dexter den Text und fasste zusammen: »Der Sturz des Ikarus ist der Titel eines Wandgemäldes, das Picasso für das UNESCO-Gebäude in Paris gemalt hat.« Wieder sah er Rudolf an. »Können Sie dazu eine Verbindung

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