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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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auch dieses Mal von mehreren Tätern aus?«
    »Ohne Zweifel«, sagte Dexter.
    »Heute Nacht jedenfalls war es nur einer«, erklärte Harry. »Wäre da noch jemand gewesen, wäre der uns nicht entkommen. Ganz sicher nicht.«
    Dexter nahm das schweigend zur Kenntnis, doch irgendetwas schien ihn daran zu irritieren.
    Auch Michael störte etwas. Nämlich die Tatsache, dass Harry in dieser Nacht in der Firma war, obwohl er keinen Dienst hatte. Deshalb sprach er ihn darauf an.
    »Ich war nur hier wegen der Sache mit dem Vogel«, knurrte Harry.
    »Welchem Vogel?«, fragte Michael.
    Dexter erklärte es ihm: »Ein Vogel hatte sich in die Empfangshalle verirrt und flatterte dort um zwei Uhr dreißig umher. Da der Sicherheitsdienst Order hat, bei jedem Vorkommnis sofort Harry zu informieren, wurde er angerufen.«
    »Genauso war es«, meinte Harry grimmig. »Und wie man sieht, war es auch gut so.«
    »Lassen Sie uns jetzt bitte mit der Rekonstruktion des Tathergangs beginnen«, sagte Dexter und forderte Harry auf, sich dorthin zu stellen, wo er in der Nacht gestanden hatte, und seine Handlungen genau zu wiederholen. John Dexter wollte detailgenaue Informationen.

    Somit ging Harry zwei Schritte zurück, schloss von außen die Stahltür, um sie gleich darauf wieder zu öffnen und das Licht einzuschalten. Dazu erklärte er: »Ich komme also ins Labor und will nach dem Rechten sehen, als plötzlich die Glasflaschen dort aus dem Regal fallen und dieser schwarz maskierte Typ an mir vorbeirennt. Ich natürlich sofort hinterher, den Gang entlang …« Ungläubig sah er Dexter an. »Soll ich jetzt auch …?«
    Der nickte. Daraufhin lief Harry im leichten Laufschritt los, bis kurz vor die Toilettentür, wo er stehen blieb und darauf wartete, dass die anderen sich dort einfanden. Dann fuhr er mit seinen Ausführungen fort: »Genau hier krieg ich den Typ zu fassen. Ich schnapp ihn am Arm und verpass ihm eine. Aber ordentlich!« Nun holte er mit seiner Rechten kräftig aus und schlug in die Luft. »Aber er geht nicht zu Boden. Ganz im Gegenteil, er gibt mir eine zurück, rennt ins Klo und macht sich aus dem Staub. So war es!«
    »Wo haben Sie ihn denn getroffen?«, fragte Michael. »Im Gesicht?«
    Irritiert zog Dexter seine Augenbrauen hoch. »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Bist du hier der Detektiv oder Herr Dexter?«, blaffte sein Vater ihn an.
    Harry jedoch antwortete ganz unbeirrt: »Ich habe ihm voll eins auf die Zwölf gegeben. Nur war der Typ hart im Nehmen, sonst hätte er das nicht überstanden, das dürfen Sie mir glauben.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte Michael zufrieden. Und tat das sogar sehr gerne, weil genau diese Tatsache vollkommen
unmöglich machte, was er für einen kurzen Moment befürchtet hatte.

    Als Michael endlich allein in seinem Büro saß, atmete er erst einmal erleichtert auf. Lisa konnte mit der Sache nichts zu tun haben. Zwei Dinge sprachen dagegen: Erstens gab es am Eingangstor der Villa in dieser Nacht keinerlei Bewegung; und zweitens hätte sie heute Morgen ein blaues Auge haben müssen. Aber in ihrem Gesicht war nicht einmal ein blassblauer Fleck gewesen.
    Er lehnte sich beruhigt zurück und machte den Computer an. In all dem Durcheinander war er noch nicht einmal dazu gekommen, seine E-Mails abzufragen. Den ganzen Vormittag hatte sich alles nur um den Einbruch und Dexters neues Sicherheitskonzept gedreht, das seiner Meinung nach auf großen Protest bei den Mitarbeitern stoßen würde. Fenster, die sich nicht öffnen ließen, und eine Kameraüberwachung rund um die Uhr im gesamten Bürogebäude waren schlichtweg unzumutbar. Aber seinem Vater war das alles gleichgültig.
    Er rief seine E-Mails auf. Es war nichts Besonderes dabei, bis auf eine von Martin Schuster, die lautete: Muss Sie dringend sprechen. Bin in der Angelegenheit vorangekommen
    Er stutzte und las die Mail ein zweites und auch noch ein drittes Mal, weil er sie recht seltsam fand. Der letzte Satz hatte keinen Punkt, und es fehlte die Signatur. Normalerweise setzte Martin Schuster unter jede E-Mail FG - MS , was bedeutete: Freundliche Grüße - Martin Schuster.

    Er schaltete die Sprechanlage ein und bat Frau Meierhöfer, im Labor anzurufen. »Richten Sie Herrn Schuster aus, er soll bitte sofort zu mir kommen.«
    »Wird gemacht«, erwiderte sie, meldete sich aber keine drei Minuten später zurück. »Herr Schuster ist gar nicht da. Er ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen und hat sich auch nicht entschuldigt. Im Labor macht man sich

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