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Puppentod

Titel: Puppentod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Winter
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…«
    »Ein zweites Kind?«, fragte Michael erstaunt. Er wusste nur von einem - einer Tochter, die blind war und wunderschön Klavier spielte.
    »Die Frau war hochschwanger«, erzählte der Beamte. »Das weiß ich noch genau. Ich selbst habe die Anzeige ja entgegengenommen. Die junge Frau hat mir leidgetan, sie wirkte total verstört, und es ging ihr wirklich nicht gut. Ich war kurz davor, den Notarzt zu holen, aber das wollte sie nicht. Das plötzliche Verschwinden ihres Mannes hat sie sehr mitgenommen. Aber leider kommt so etwas immer wieder vor, und oft dort, wo man es nicht vermutet.«
    »Und Frank Berger ist bis heute nicht mehr aufgetaucht?«, wollte Michael wissen.
    Der Beamte warf einen Blick in die Akte. »Nein, der Mann ist spurlos verschwunden«, sagte er und fügte, wie zum Trost, hinzu: »Trotzdem darf man in solchen Fällen die Hoffnung nie aufgeben.«
    »Selbstverständlich …«, murmelte Michael geistesabwesend, denn ihm schoss gerade ein Gedanke durch den Kopf und so fügte er hinzu: »Ich würde mich gerne noch über einen anderen Vermisstenfall informieren. Dabei handelt es sich um ein kleines Mädchen, das ebenfalls vor zehn Jahren verschwand. Eine Lisa Marie Elbert.«
    »Lisa Marie Elbert? Ach, du lieber Himmel«, rief der Beamte, während er noch einmal aufstand und das Büro verließ. Als er mit der Akte unterm Arm zurückkam, sagte
er: »Auch daran erinnere ich mich genau. Das war im Jahr 1998. Eine tragische Geschichte! Die Kleine verschwand an ihrem zehnten Geburtstag. Tagelang haben wir mit den Sondertrupps von München die ganze Gegend abgesucht, jedes Stück Wald und jedes Stück Wiese durchkämmt. Herrgott, war das schlimm. Alles war im Einsatz, Hunde, Hubschrauber und sogar die Leute aus den Dörfern haben mitgeholfen. Doch es gab keine Spur, das Mädchen war weg.«
    Der Mann reichte ihm ein Foto. Darauf war das Gesicht eines kleinen Mädchens zu sehen - ein süßes, rundes Gesicht mit aufgeweckten, blaugrauen Augen, umrahmt von strohblonden Kringellöckchen.
    »Das ist Lisa Marie Elbert?«, fragte Michael heiser. Der Beamte nickte, und Michaels Herz begann zu pochen. Das Mädchen auf dem Foto glich einem Engel - ihre Augen waren blau, nicht schwarz, ihre Haut war hell, und ihre Haare hatten nicht die Farbe von Mahagoniholz. Dieses Mädchen war nicht die Frau, die er geheiratet hatte. Ganz bestimmt nicht.
    Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und fragte: »Ist es richtig, dass Lisa Marie Elbert in der Nacht vom dritten zum vierten April verschwand?«
    Der Beamte las in der Akte. »Richtig.«
    »Und wann verschwand Frank Berger?«, wollte Michael jetzt wissen.
    Daraufhin warf der Mann erneut einen Blick in seine Unterlagen und sagte, fast ein wenig erstaunt: »In genau derselben Nacht. Das war mir gar nicht mehr in Erinnerung. Wahrscheinlich deshalb, weil Frau Berger erst drei
Tage später zu uns kam. Schlimm, wenn Menschen einfach so verschwinden, nicht wahr? Vor allem Kinder. Das ist doch grausam.«

    Das Standesamt hatte schon geschlossen, als Michael dort ankam. So ein Mist, dachte er verärgert und studierte die Öffnungszeiten. Er musste sich bis morgen gedulden, daran führte kein Weg vorbei.
    Also fuhr er zurück zur Firma und parkte den Wagen auf dem für ihn reservierten Parkplatz. Anstatt aber ins Bürogebäude zu gehen, steuerte er auf die Produktionshallen zu und schlug den Weg zum Hochregallager ein, wo Herr Wiesner, der Hausmeister, sein Büro hatte. Allerdings war Herr Wiesner dort nur selten anzutreffen, weil es irgendwo in der Produktion immer etwas zu reparieren gab. Auch jetzt war er nicht da.
    »Wenn Sie den Wiesner suchen, der ist in Halle zwei«, rief ihm jemand vom Gabelstapler aus zu. »Die Ampullenmaschine spinnt mal wieder.«
    Michael bedankte sich und ging in Halle zwei, wo er Herrn Wiesner unter der Ampullenabfüllmaschine liegend antraf, umringt von einigen Frauen in langen, weißen Kitteln und Hygienehauben auf den Köpfen.
    »Bin gleich fertig«, rief Wiesner, nachdem Michael sich bemerkbar gemacht hatte. Währenddessen schoss ein entnervter Produktionsleiter auf ihn zu.
    »Gott sei Dank, dass sich endlich einmal jemand von oben darum kümmert«, rief der Mann verzweifelt. »Seit Tagen ist die Maschine defekt. Wie sollen wir da unser Wochenpensum schaffen? Dabei machen meine Damen
schon jeden Tag Überstunden. Ihr Vater reißt mich in Stücke, wenn wir bis Ende der Woche mit der Abfüllung nicht fertig sind.«
    Da Michael mit der Problematik

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