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Purgatorio

Purgatorio

Titel: Purgatorio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tomás Eloy Martínez
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Großtat – einige dieser Buchstaben sind schwierig. Das G und das N erfordern mehr als zwei Krümmungen. Manchmal hatte Emilia das Gefühl, er spreche zu ihr wie zu einem geistesschwachen Kind, so, wie er es auch mit der Mutter getan hatte. Argentinien, die Buchstaben auf dem Rasen und dazu der Takt des Grenadierorchesters. Großartig, nicht? Wir müssen los. Bei den Gymnastikvorführungen werden die Kommandanten mit ihren Frauen zugegen sein, ich kann nicht allein gehen, und du gefällst ihnen, Emilia. Sie wissen, was mit deiner Mutter ist. Das ist ein Fest für alle, und dabei dürfen die Frauen nicht fehlen.
     
    Dupuy interessierte sich nicht für Fußball, doch die Weltmeisterschaft war, wie er unermüdlich wiederholte, ein patriotischer Kreuzzug. Er thronte bereits auf der Wolke der unmittelbar bevorstehenden Großtat und hatte nicht vor, wieder auf den Boden zu kommen. Er kehrte spät heim, mit vom Rotstift seines Zorns gezeichneten ausländischen Illustrierten und Zeitungen. Zum Essen blieb er nicht da, die Tochter sah ihn kaum. Überall gibt es ungerechten Hass auf uns, klagte er, eine Anti-Argentinien-Kampagne. Was die Subversiven mit ihren Bomben nicht erreicht haben, versuchen sie jetzt mit dem Gift der Worte.
    Die europäischen Zeitschriften brachten Zeichnungen, die den WM -Ball in einem Gang mit elektrisch geladenen Zäunen wie in Auschwitz zeigten, zogen den Aal ins Lächerliche, indem sie ihn in der Kutte des Todes zeigten und mit einer Sense ausstatteten. So viel Respektlosigkeit ist unerträglich, empörte sich der Doktor. Er träumte davon, die Urheber dieser Unverschämtheit gefangen zu nehmen und sie in den Stahlbändern der Folter verenden zu sehen. Es erbitterte ihn, dass sie ungreifbar waren für seine Justiz. Gegen Bezahlung ließ er »die besten Federn des Landes« Lobeshymnen auf den Frieden und das Glück im WM -Land verfassen, Artikel, die die Verleumdungen von Julio Cortázar, Manuel Puig und anderen Marxisten in Käseblättern wie
Le Monde, La Repubblica, Paris Match, L’Express, Il Manifesto
unter sich begraben sollten. Wieder zitierte er die Journalistin herbei, die an Weihnachten erfolglos die Jungfrau Maria dargestellt hatte, und trug ihr auf, die Redaktionen der feindlichen Organe aufzusuchen und bei jedem einzelnen Schreibtisch herauszufinden, worauf so viel Erbitterung gegen Argentinien zurückzuführen war, wie viel Geld die feindlichen Federfuchser (es wurde überall mit Federn gekocht) bekamen und was sie über die Vorgänge wirklich wussten. Frag also, sagte er, ob sie Geständnisse von Subversiven bekommen haben, sag ihnen, all das ist falsch, bevor sie Blödsinn schreiben, sollen sie herkommen und sehen, wie glücklich und ruhig wir leben, wir werden ihnen Tür und Tor öffnen.
    Er ließ Tausende Postkarten mit vorgeprägten Briefmarken drucken, damit die Kinder der öffentlichen Schulen den eingeladenen Fußballern eigenhändige Botschaften schrieben. Die Lehrerinnen sollten ihnen schmerzlich-vorwurfsvolle Sätze diktieren wie: »Obwohl ihr weit weg seid von uns, wagt ihr es, uns zu richten. Ihr schenkt den subversiven Verbrechern Glauben, die uns ruinieren, und nicht den Patrioten, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um uns zu vermachen, was wir jetzt haben, Frieden.« Es war die Pflicht der Lehrerinnen, darüber zu wachen, dass die Karten auch weggeschickt wurden, und die Kinder anzuzeigen, die es nicht taten. »In unserem Argentinien gibt es keinen Platz für Nestbeschmutzer«, schrieb Dupuy in seinem Editorial in
La República
. Je näher die WM rückte, desto höher flogen sein Patriotismus, seine Regimetreue, sein Vertrauen, dass die drei heiligen Wörter, die er auf die Fahne zu schreiben träumte – Gott, Vaterland, Familie – schon fest eintätowiert wären in dem von ihm so genannten nationalen Wesen oder der argentinischen Seele, das lief auf dasselbe hinaus.
    Emilia langweilte die Weltmeisterschaft, und man sah es ihr an. Zwei Jahre später, als Chela und Marcelito Echarri sie in einer flüchtigen Szene des Films
Unser aller Fest
sahen, machten sie sich darüber lustig, dass die Kameras sie bei einem ihrer Gähner ertappt hatten. Sie hatte Grippe und leichtes Fieber, sie hätte lieber ihre Mutter nach Hause gebracht und sich zu ihr ins Bett gelegt, doch sie sollte Dupuy zum Endspiel im River-Stadion begleiten, und das durfte sie nicht ausschlagen.
    Das Spiel begann um drei Uhr nachmittags, die ganze Stadt bewegte sich in Zeitlupe, und der Fahrer von
La

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