Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
herunter und lüftete mit der Spitze seines Krummschwertes Lucias Hemd. Er grinste, als sein Blick auf die üppigen Brüste des blonden Mädchens fiel, und machte eine launige Bemerkung, die die Piraten mit lüsternem Grölen beantworteten. Sie johlten, schlugen sich gegenseitig auf die Schultern, und manche griffen sich bereits voller Vorfreude an den Hosensack.
    Plötzlich stand der heilkundige Maure an der Seite seines Herrn und hob die Hand. Er kniete sich neben Lucia auf das Deck, befühlte ihre Stirn und prüfte ihren Atem. Dann erhob er sich unter Mühen, und wandte sich an den Kommandanten. Er machte eine kleine Verbeugung, bevor er mit ruhiger Stimme sagte: » Vergeudet nicht Euren Reichtum, denn Allah liebt die Verständigen, heißt es. Verzeiht, Herr, doch ich weiß, Ihr wäret mir gram, wenn ich Euch meinen Rat vorenthielte.«
    Nach einem kurzen Blickwechsel mit dem Korsaren wandte er sich den umstehenden Piraten zu. Auf seinen Stock gestützt, hob er die Hand, wartete, bis Ruhe einkehrte, und rief laut, damit ihn alle verstehen konnten: » Bedenkt, ihr kühnen und mutigen Kämpfer zum Ruhme Allahs: Diese Goldhaarige wird euch sehr viel Gold und Ehre einbringen, wenn ihr sie jungfräulich einem reichen Herrn verkauft. Überlegt gut, ob der kurze Rausch, den nur einer von euch erleben kann, es wirklich wert ist, auf Ruhm und Ansehen für euch alle zu verzichten. Ihr wisst, Allah der Gerechte liebt die Klugen unter seinen Kindern besonders!«
    Chair-ed-Din beugte sich erneut zu Lucia hinunter und befühlte eine ihrer Haarsträhnen. Mit den Fingern öffnete er ihren Mund und besah die Zähne. Dann richtete er sich wieder auf, schürzte die Lippen, strich über seinen Bart und überlegte. Schließlich nickte er und erklärte der Mannschaft, wie viele Florin oder Golddukaten sie für eine jungfräuliche Blondhaarige wie dieses Mädchen erzielen würden.
    » Unser Hakim hat recht, sie wird uns ein Vermögen einbringen, wenn sie unberührt ist. Von dem Geld kann sich jeder von euch eine eigene Jungfrau leisten.«, grinste er.
    Wie zufällig legte er bei diesen Worten die Hände auf die beiden Krummschwerter, die in seinem Gürtel steckten. Die Geste war eindeutig, niemand konnte sie missverstehen.

10
    Zwei Piraten in roten Pluderhosen trugen Lucia nach unten und legten sie auf die Koje. Einer von ihnen, kaum älter als Lucia, machte große Augen, als der Ältere unter dem Vorwand, das Mädchen bequemer betten zu wollen, Lucias Kleid über der Brust zurechtzupfte und mit der anderen Hand wie zufällig ihre Beine entlangstrich.
    » Lass die Finger von ihr!« Mirijam drängte sich dazwischen. Sie loderte vor Empörung. » Ich warne dich, du hast gehört, was der Kommandant gesagt hat!«
    Der Mann hob entschuldigend die Hände und trat einen Schritt zurück. Wahrscheinlich hatten beide außer » Kommandant« kein Wort verstanden, doch das schien ausgereicht zu haben. Hastig zog Mirijam Lucias arg malträtiertes Gewand wieder herunter, legte eine Decke über sie und stellte sich als Verteidigung vor die Bettstatt.
    Der Ältere lachte, dann grummelte er etwas und schob den Jungen vor sich her nach draußen.
    In der Kajüte sah es wüst aus. Die wenigen Möbel lagen in Trümmern, ihre Reisetruhen waren durchwühlt und die Kleider und Schuhe sowie Schmuck, Spiegel und alle sonstigen wertvollen Sachen verschwunden. Selbst die Vertäfelung war teilweise von den Wänden gerissen. Die Tür hing schief in den Angeln und ließ sich nicht schließen, also richtete Mirijam ihre Reisetruhe auf und schob sie vor die lädierte Tür. Wenigstens würde jetzt niemand unbemerkt ihre Kammer betreten können. In einer stinkenden Urinlache entdeckte sie Lucias Bibel. Anscheinend hatten die Piraten ihre Verachtung für das heilige Buch der Christen auf drastische Art kundgetan. Ob man die Seiten trocknen konnte? Die Bibel gehörte zu dem wenigen, was sie überhaupt noch besaßen. Also stellte Mirijam das Buch aufgeblättert auf den Tisch, damit Luft an die Seiten gelangen konnte. Sie stöberte weiter, fand aber nichts als ein wenig Leinenzeug und Unterwäsche.
    Sie sank zu Boden und schlug die Hände vors Gesicht. Seit dem Auftauchen der Barbareskenschiffe hatte sie das Gefühl, ins Bodenlose zu fallen, Lucia würde vermutlich sagen, sie fuhren in Richtung Hölle. Mirijam stöhnte. Sie wusste nicht mehr ein noch aus. Lucia und sie waren machtlos, Opfer der entsetzlichen Wendung, die diese Schreckensreise genommen hatte. Konnte es wahr

Weitere Kostenlose Bücher