Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
nur kurz. Stattdessen erklärte sie, wie sehr ihr inzwischen bewusst war, sich geirrt zu haben, wie richtig ihre Mutter mit ihrer Einschätzung gelegen hatte und wie sehr sie bedauerte, ihnen Kummer bereitet zu haben. Zum Schluss aber hatte sie von ihrem Kind geschrieben, von ihrem unvergleichlich schönen Töchterchen, ihren verschiedenfarbigen Augen, ihren pummeligen Ärmchen und ihrem Lächeln. Es war schließlich ein dickes Bündel engbeschriebener Seiten geworden, das sie Pacelli übergeben hatte.
    Von der nahen Kirche klang Glockengeläut herüber, als nun die Sonne aufging und die Farben der Stadt in den goldenen Lichtbahnen aufleuchteten.
    Sarah betrachtete ihren neuesten Entwurf. Gestern hatte sie eine Karawane skizziert, die Silhouetten von fünf Kamelen vor einer hellen Sanddüne. Das könnte auf dunklem Samt gut zur Wirkung kommen, hatte sie gedacht. Jetzt, im hellen Licht, wurde ihr klar, dies war keine ihrer gewöhnlichen Vorlagen. Während des Zeichnens waren immer mehr Details hinzugekommen, wie Steine oder der Himmel, Pferde, Zelte und sogar Palmen, und zu guter Letzt hatte sie auch noch Saïd in den Vordergrund gestellt. In seinen weiten, blauen Gewändern stand er dort, aufrecht und mit leicht erhobenen Händen.
    Wie wohl sie sich in seiner Gesellschaft gefühlt hatte. Saïd hatte sie geachtet, hatte Rücksicht auf sie genommen, sich um ihre Sicherheit gesorgt, sogar sein Leben hatte er für sie aufs Spiel gesetzt . Doch das war lange her, und als Entwurf für ein Perlenmuster ließ sich die Zeichnung nicht verwenden. Dennoch konnte sie ihre Augen kaum von dem Blatt lösen. Vielleicht, überlegte sie, sollte sie es als Wandbild sticken, um sich immer an die Heimat und an ihre abenteuerliche Reise zu erinnern. Und an den stolzen Berberfürsten.
    Plötzlich erbebte die Haustür von stürmischem Klopfen. Drei Schläge, und nach einer Pause noch einmal. Himmel, für Besuch war es viel zu früh. War etwas geschehen? Yasmîna hatte das Haus bereits verlassen, daher rannte Sarah selbst die Treppe hinunter und riss die Tür auf.
    Filippo stand draußen, trat von einem Fuß auf den anderen und sprudelte, erhitzt vom schnellen Lauf, atemlos hervor: » Emmanuele schickt mich.«
    » Komm herein.«
    » Keine Zeit. Der capo sagt, der Bucklige sucht wieder nach dir, du weißt schon, Andrea Capello, der Ratsherr. Er ist zu allen am Rialto furchtbar freundlich, verteilt Münzen an die Bettler und hat sogar eine Belohnung ausgesetzt. Anscheinend ist er dir bereits auf den Fersen, sagt Emmanuele. Er sagt, du sollst sicherheitshalber das Haus nicht verlassen und auch die Tür nur auf unser Zeichen öffnen. Wir klopfen drei Mal und dann wieder drei Mal, so wie eben. Ach ja, und dann soll ich bestellen, die San Pietro e Paolo liegt draußen vor dem Lido, sie läuft noch heute ein. Der Kapitän kommt zurück!«
    Mit capo, wusste Sarah, bezeichneten die Jungen Emmanuele, der ein Auge auf sie hatte und ihnen gelegentlich sogar Arbeit verschaffte. Sie wusste, seitdem sie damals ohnmächtig und geschwächt von Aufregung und Hunger vom Stuhl gefallen war, fühlte sich Emmanuele auch für sie verantwortlich. Außerdem verdiente er hin und wieder etwas durch sie, aber er hatte so wi eso ein weiches Herz, selbst wenn er das nie zugeben würde.
    Und nun erneut dieser Bucklige . Was nur konnte er von ihr wollen?
    Das erste Mal hatte sie in der Nacht von Margalis Geburt über den Verwachsenen reden hören, inzwischen jedoch hatte sie ihn fast vergessen. Kein Wunder, musste sie sich doch jetzt um ihr Töchterchen kümmern, dazu kamen die vielen Aufträge … Auch hatte seither niemand mehr von ihm gesprochen. Er sei Marinos Onkel, hatte sie irgendwo gehört, und ein einflussreicher Ratsherr. Emmanuele glaubte also, vor dem Mann sollte sie sich in Acht nehmen? Und auch sie spürte, mit einem Capello wollte sie nichts zu tun haben!
    Wie gut, dass der Kapitän zurück war! Rasch holte sie etwas Naschwerk aus der Küche und drückte es dem Jungen in die Hand. » Danke, Filippo«, sagte sie. » Auch an Emmanuele.« Filippo winkte und verschwand.
    Um die Heimkehr des Kapitäns zu feiern, hatten Yasmîna und Sarah ein Abendessen mit Muscheln und Hühnchen, mit Oliven und allerlei Gewürzen aus der Heimat zubereitet. Das ganze Haus duftete danach.
    Sie hatten gegessen und getrunken und Pacellis Bericht über die Reise nach Wahran gelauscht, die er in Rekordzeit hinter sich gebracht hatte. Jetzt räumten Giulio und Yasmîna die Küche auf,

Weitere Kostenlose Bücher