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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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würdige Sheïks aus der Region. Alle trugen ihre besten Gewänder, wie es anlässlich eines offiziellen Besuchs beim amghar üblich war.
    Saïd glitt aus dem Sattel und begrüßte sie, hielt sich jedoch nicht mit dem Abladen seiner Lastkamele auf. Das übernahm Abdallah. Mit knappen Worten und sparsamen Gesten sorgte er dafür, dass alle Getreidesäcke, die Krüge voll Öl sowie die Körbe mit Gemüse, zwei frisch geschlachtete Ziegen und auch die gerbas mit dem Trinkwasser aus dem Brunnen vor der Stadt von den Kamelen gehoben und unverzüglich in Nurzahs Teil der Kasbah gebracht wurden.
    Danach verließ Abdallah mit den Tieren den Hof. Vor dem Tor ließ er sich im Schatten der Mauern nieder. Den Becher mit Wasser, den ihm ein Diener reichte, wies er stumm zurück.
    Die beiden Sheïks berieten sich, dann folgten sie ihm nach draußen. Sie ließen sich neben Abdallah nieder und begannen leise ein Gespräch.
    Saïd eilte in den Innenhof vor den Gemächern seiner Mutter. Ihr kleiner Garten war schön wie immer, mit duftenden Blumen, aber auch mit Küchenkräutern wie Minze, Knoblauch und Koriander. Das erste Mal seit seiner Rückkehr nach Sijilmassa gelang es ihm, seine verkrampften Kiefer zu lockern.
    Seine Mutter sah ihm entgegen, ihre Augen forschten in seinem Gesicht.
    Am liebsten hätte er ihr das Herz ausgeschüttet. Alle Sorgen ausbreiten, von Hussein reden und von seiner Furcht, die Familie könne auseinanderbrechen, von der Angst um Douda und um ihre Söhne sprechen, aber auch von seiner Lust, Hussein den Dolch an die Kehle zu setzen … Was für eine Erleichterung das wäre! Das jedoch tat kein Masir, zu dessen Tugenden nun einmal Zurückhaltung und unbedingte Diskretion gehörten.
    Er zwang sich zur Ruhe. Wie jeder gute Sohn küsste er Nurzahs Hand, legte sie an seine Stirn und an sein Herz. » Wie geht es Douda?«, erkundigte er sich.
    Nurzah legte ihre Hand auf seine geballten Fäuste. » Mektoub, der Wille Allahs geschehe. Wenn es wirklich, wie du sagst, das Gift des Sodomsapfels ist, das man ihr eingeflößt hat, dann …« Sie barg das Gesicht in den Händen.
    Saïd legte den Arm um sie und zog sie an sich. Erneut verhärteten sich seine Züge. Nach einer Weile fragte er: » Hast du Nachrichten von Azîza?«
    » Ungefähr vor zwei Monaten ließ sie mich wissen, dass sie der Tante hilft und an einem neuen Teppich webt, und auch um ein Fohlen kümmert sie sich. Sie wäre gern wieder hier bei uns, ich aber bin unendlich froh, sie dort in Sicherheit zu wissen! Nicht auszudenken …« Nurzah wischte über ihr Gesicht und richtete sich auf. » Ach, wie entsetzlich das alles ist. Aber zumindest du bist heil wieder da. Was ist das, mein Sohn, die Diener tragen eine Menge an Lebensmitteln und Öl und Wasser herbei? Ich nehme an, diese guten Dinge stammen von dir?«
    » Ouacha, Abdallah und ich brachten vier Kamelladungen für deinen und Doudas Haushalt mit. Ich bitte dich, achtet darauf, ausschließlich von diesen Speisen zu essen. Seid wachsam! Trinkt kein anderes Wasser, als das aus unseren gerbas. Wenn sie leer sind, bitte Abdul, dir neue Vorräte zu besorgen. Ich werde mit ihm sprechen. Er wird hier im Garten eine eigene Kochstelle für dich und die Deinen einrichten, die alte Fatiha, Abduls Mutter, kann für dich kochen. Ihr müsst vorsichtig sein, wir wissen nun, wozu sie fähig sind.« Falten standen auf Saïds Stirn, und seine Stimme klang hart.
    Nurzah nickte. Sie hob die Hand, als wolle sie ihm wie früher die Wange streicheln. Saïd sah zornig aus und sehr müde. Sie ließ ihre Hand sinken. » Soll ich deine Räume herrichten lassen? Du musst erschöpft sein.«
    Saïd schüttelte den Kopf. » Ich kann nicht, Mutter. Unter einem Dach mit ihm, das verkrafte ich nicht.« » Was hast du vor?« » Es hängt von Hussein ab. Aber vermutlich werde ich nach Taroudant zum Sultan reiten.«
    Nurzah zog die Brauen hoch. » Eine Klage gegen deinen Bruder? Wegen unserer Familienprobleme? Sollten wir sie nicht unter uns klären?«
    Saïd wollte etwas einwerfen, doch Nurzah fuhr bereits fort: » Was mich und mein Vermögen angeht, darum können sich mein Bruder und dessen Söhne kümmern. Für Douda und ihre Kinder sieht es anders aus, Doudas Vater ist zu krank. Außerdem muss man schnellstens Cherif und M’Barek finden. Doudas und ihrer Kinder Angelegenheiten werden also deine Aufgaben sein. Und auch dein Erbe gilt es zu schützen, doch darum ist mir nicht bange. Sprich also mit dem amghar. Mach ihm klar, worum es

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