Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
mit der Hand. » Aber auch die Lieferungen aus dem Süden kommen sicher bald wieder in Gang, glaubt Ihr nicht auch?«
» So ist es. Und womit handelt Ihr, Señor Juan?«
» Einerseits mit bemalten und glasierten Fliesen, Señor. Ihr wisst schon, sie machen ein einfaches Haus erst zu einem schönen und leicht zu reinigenden Heim. Nach meinen Musterfliesen könnt Ihr Bestellungen aufgeben, die anschließend eigens für Euch angefertigt werden. Aber speziell für Miknas habe ich etwas Außergewöhnliches im Angebot, das wird allerdings wohl eher die Frauen Eures Hauses interessieren, Señor. Ich bin dankbar, unter Eurem Geleit reisen zu können, daher rate ich Euch: Achtet auf Euren Geldbeutel!« Juan lachte verschwörerisch. Er setzte sich in seinem Sattel bequemer zurecht. Der Weg war noch weit, und zum Glück kam nun eine Unterhaltung in Gang.
» Seht Euer Zaumzeug an«, forderte er und deutete auf das Pferd des Sheïks. » Wunderschön, diese Lederstickerei und die bunten Zöpfe und Quasten. Dazu kann man Euch nur beglückwünschen. Nun, so ähnlich könnt Ihr Euch meine Produkte vorstellen, Señor. Ich lasse nämlich Pantoffeln und Tücher mit Perlen verzieren, versteht Ihr? Erlesen, das kann ich Euch versichern, und genau das Richtige für eine Frau mit Sinn fürs Schöne.« Er beugte sich vor, um dem Anführer ins Gesicht zu sehen. Dessen Augen aber, das einzige, das nicht hinter dem Tuch im Verborgenen lag, blickten eher mäßig interessiert.
So rasch gab Juan jedoch nicht auf. Er wusste, in den Dörfern und Burgen der Berberfamilien lebten große Sippen mit zahlreichen Frauen. Eine interessante Kundschaft, besonders, wenn sie so offenkundig vermögend war wie diese Familie. Und hatte er erst einmal die Frauen auf seiner Seite, wer weiß, ob sich nicht der Hausherr für die Fliesen erwärmte?
» Ihr müsst wissen, meine Schuhmacher fertigen exquisit gearbeitete Pantoffeln aus weichem Leder, und meine Weber feine Tücher, die noch dazu in den schönsten Farben leuchten. Eine sehr begabte Stickerin dekoriert das alles mit wunderschönen, farbigen Ziersteinen und Perlen. Ihr solltet ihre bestickten Sandalen sehen.« Er küsste seine Fingerspitzen. » Eine Freude! Übrigens fertigen wir natürlich auch in diesem Fall auf Bestellung, falls Ihr also etwas Spezielles im Auge habt?«
Der Berber sah ihn forschend an. » Sagtet Ihr bestickte Sandalen? Nun, Señor, ich bin sicher, die Frauen im Haus meines Onkels, besonders aber meine Schwester wird entzückt sein.«
Freudentriller zahlreicher Frauen begleiteten Saïds Ankunft im Haus der Verwandten, besonders Nurzah hatte mit den Tränen zu kämpfen, als sie die Knaben wohlbehalten zwischen den Männern entdeckte. Während Cherif in seiner Rolle als der Ältere die Aufregung eher verlegen hinnahm, ließ es M’Barek gern zu, dass Großmutter und Tante ihn umarmten, herzten und küssten.
Im allgemeinen Begrüßungstrubel ging der spanische Händler zunächst unter, Saïd jedoch sorgte dafür, dass dessen Pferde in den Ställen des Onkels versorgt und seine Bündel ins Haus gebracht wurden. Und später, als er seine Waren im Innenhof vor den Frauen ausbreitete, bekam Juan alle Aufmerksamkeit, die er sich nur wünschen konnte.
Azîzas Augen weiteten sich vor Überraschung. Rasch bückte sie sich, nahm ein Paar Sandalen in die Hand und prüfte sie genauer. » Señor, das ist ja … Woher, ich meine, wie kommt Ihr an solche Schuhe? Sie sind ganz eindeutig …«
Bevor sie weitersprechen konnte, trat Saïd hinter sie, nahm ihr die Pantoffeln aus der Hand und betrachtete sie. Ihre Blicke trafen sich. Er wirkte beinahe erschrocken. Hatte er die Perlenarbeiten auch erkannt? Sie öffnete den Mund, doch Saïd schüttelte unauffällig den Kopf. Nichts sagen, hieß das, lieber sich gedulden.
Azîzas Gesicht nahm einen unbeteiligten Ausdruck an. » Ich meine, das ist eindeutig – eine sehr gute Arbeit.« Sie reichte einen der Pantoffeln ihrer Mutter und nahm den zweiten gründlich in Augenschein. » Oder kannst du einen Makel entdecken, Mutter?« Nurzah sah jedoch nur flüchtig hin. Ihre Aufmerksamkeit galt dem kleinen M’Barek, der ihr sehr dringend etwas aus Féz erzählen musste. » Auf den ersten Blick nicht«, sagte sie und wandte sich erneut dem Knaben zu.
Endlich gab Saïd seiner Schwester ein Zeichen, zog sich einige Schritte zurück und lehnte mit verschränkten Armen an der Hauswand. Er beobachtete den Händler.
» Señor, Eure bestickten Waren – sie kommen
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