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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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versuchte, ein Stö hne n zu unterdrücken. Schweißperlen standen auf seiner Stirn.
    » Sie schläft, ich hole sie. Aber was ist mit dir, hast du Schmerzen?« Sarah ließ ihre Mutter los und eilte zu ihm.
    » Ein wenig, aber sie werden geringer, seitdem ich dich anschauen kann, Tochter. Komm her zu mir, ganz nahe.«
    Sarah kniete neben ihrem Vater. Miguel streichelte ihr Haar, und endlich konnte Sarah ihren Tränen freien Lauf lassen. Mirijam trat herzu und beugte sich über die beiden. Ihre Arme umfassten Mann und Tochter, und auch sie weinte.
    Lea war atemlos die Treppe hinaufgelaufen, und nun stand sie in der Tür und brachte kein Wort hervor. Sie umklammerte den Suppentopf, der ihr als Ausrede dienen sollte. Was für ein Anblick!
    Wenn sie alles richtig deutete, so waren offenbar Sarahs Vater und Mutter gekommen . Irgendwann einmal hatte Sarah von Flucht und Fehlern geredet und dass sie ihren Eltern nicht mehr unter die Augen treten könne – und nun waren sie hier! Scheu glitt ihr Blick über die drei Menschen, die einander an den Händen hielten, lächelten und redeten, dann wieder weinten und sich umarmten und nur langsam ihre Fassung zurückerlangten. Sogar Yasmîna kauerte am Boden, hatte die Hände vor das Gesicht geschlagen und weinte.
    Auch Lea musste schlucken, doch sie nahm sich zusammen. Irgendjemand musste schließlich die Übersicht behalten. Sie stellte den Topf ab und räusperte sich, und als Sarahs Mutter den Kopf hob und sie ansah, machte sie unwillkürlich einen Knicks. » Die Männer lassen fragen, was mit den Kisten in der Kutsche geschehen soll?«
    » Bitte sagt ihnen, sie sollen alles heraufbringen. Aber sie dürfen keinen Lärm machen. Das Kind schläft.«
    Die Matrosen schafften zwei schwere Truhen ins Haus und stellten sie am Eingang ab. Lea nickte den Männern zu und schloss die Tür hinter ihnen. Dann endlich erinnerte sie sich daran, was die Höflichkeit gebot. » Tu etwas«, wisperte sie Yasmîna zu. » Willst du nicht Tee kochen? Die drei sind ja völlig aufgewühlt, sie brauchen jetzt eine Stärkung.« Doch noch bevor sich Yasmîna besinnen konnte, vernahmen sie krampfartiges Husten aus dem angrenzenden Raum.
    Als der Abend heraufzog, ruhten Mirijam und Sarah erschöpft auf den Polstern neben der kranken Margali. Tür und Fenster waren geschlossen, und die Glut von drei Feuerschalen erwärmte den Raum.
    » Wenigstens hat sie sich nun entspannt, und auch das Fieber sinkt«, sagte Mirijam. Den Zusatz » Ihre Lungen sind nicht kräftig genug« behielt sie jedoch für sich. Die blauen Lippen der Kleinen, der im Krampf gekrümmte Körper, die angstvoll aufgerissenen Augen, wenn sie nicht ausreichend Luft bekam, all das sagte ihr, wie ernst es um das Kind stand.
    Sie hatten es abwechselnd herumgetragen, Sarah und sie, und Mirijam hatte ihre Tränen der Rührung ebenso wenig zurückhalten können wie Miguel. Dieses wunderschöne kleine Mädchen, dieses Kind ihres Kindes, dieses perfekte Wesen – vom ersten Augenblick an floss ihr Herz über vor Liebe. Staunend hatte sie die zarten Gliedmaßen der Kleinen gestreichelt, die weiche Haut und das schwarze Haar berührt und ihre bemerkenswerten Augen betrachtet. Dann aber hatte sie sich gefasst. Das kleine Mädchen war ernstlich krank, dieser trockene Husten, die Atemnot und das Fieber … Gemeinsam mit Sarah hatte sie versucht, zumindest das Fieber zu senken.
    Inzwischen durchkämmten sowohl Yasmîna als auch Miguels Männer in ihrem Auftrag die Stadt auf der Suche nach Ephedra, auch Meerträubel genannt, einem Gewächs, aus dessen Stängeln sie einen Aufguss herzustellen gedachte. In Mogador und Santa Cruz, wo dieser Husten in der Winterzeit ebenfalls gelegentlich vorkam, hatte sie damit schon einige Male Erfolg gehabt. Allerdings waren die Kinder älter und vor allen Dingen kräftiger gewesen als dieses kleine Mädchen.
    Mirijams Augen ruhten auf Sarah, die unentwegt ihr Kind streichelte. Es war diese stete, sehr sanfte Berührung, die der Kleinen endlich zur Ruhe verholfen hatte.
    Sarah hatte sich verändert, sie handelte vernünftig und bemühte sich, die Übersicht zu behalten. Sie war erwachsen geworden in den vergangenen Monaten. Den ganzen Tag hindurch hatten sie sich beide um Margali gekümmert und sich dabei immer wieder mit wenigen, kurzen Sätzen, mit Gesten und Berührungen verständigt. Wenn die Lage nicht so kritisch gewesen wäre, hätte sie glücklich sein können über das unmittelbare gegenseitige Verständnis und über

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