Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste
graças a Deus .« Seine Stimme schwankte.
» Hoffentlich.«
» Mach dir keine Sorgen.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. » Dieser Pacelli wird uns schon keine Lügenmärchen erzählt haben. Und wir sind hier. Schneller als wir schaffen diese Strecke nur die Vögel.« Stolz deutete Miguel über Deck und Segel. » Keine neun Tage von Santa Cruz, das schafft nur meine Santa Anna – sie ist ein gutes Schiff!«
Er hatte recht, natürlich. In Windeseile hatten sie ein paar Truhen gepackt, das Schiff seeklar machen lassen und die Anker gelichtet. Unterwegs hatten sie zwar mit Wind und Regen zu kämpfen gehabt, und mit Miguels schwärender Wunde, aber wenigstens waren sie von Piraten verschont geblieben. Die Reise hätte wirklich nicht besser verlaufen können. Sie beugte sich zu Miguel nieder und küsste sein Haar.
Noch bevor das Schiff richtig festgemacht hatte, hatte er Diego, seine rechte Hand und wichtigsten Offizier, bereits zum Hafenamt entsandt, damit er ihre Ankunft anzeigte. Andere Besatzungsmitglieder kümmerten sich inzwischen um ihr Quartier in einer guten Herberge, und Carlos, dem jüngsten Matrosen, hatte sie den Auftrag erteilt, unverzüglich das Haus des jüdischen Kupferschmieds Slimane ausfindig zu machen, den Pacelli in seinem Brief erwähnt hatte.
Hand in Hand starrten sie nun auf die Stadt, in der sich ihre Sehnsucht erfüllen sollte.
Obwohl sie vor Aufregung und Ungeduld kaum atmen konnte, geduldete sich Mirijam am Fuße der Treppe, bis die beiden Matrosen Miguel aus der Kutsche geholfen und ihm seine Stöcke gereicht hatten.
» Nun helft ihm noch die Stufen hinauf, und dann wartet hier«, befahl sie ihnen. » Wie lange es auch dauern mag.«
Oben angekommen, schloss Miguel kurz die Augen, bevor er ihr zunickte. Mirijam atmete tief durch. Und dann klopfte sie.
Drinnen rührte sich nichts. Mirijam und Miguel getrauten sich kaum, einander anzusehen. Mirijam wusste, auch Miguel war in diesem Augenblick von der Angst erfüllt, ihre Informationen könnten falsch sein. Doch gerade, als sie aufs Neue die Hand zum Türklopfer ausstreckte, öffnete sich die Tür.
Es war Yasmîna, die sie mit offenem Mund anstarrte und dann auf die Knie sank. » Allah u aqbar, meine Gebete wurden erhört«, schluchzte sie. » Baraka Allah u fiq, welch ein Segen. Lâlla Sarah! Lâlla Sarah, komm, komm ganz schnell!« Sie rief, sie weinte, sie lachte und klatschte in die Hände, während sie erneut rief: » Komm, komm schnell.«
Nach einem letzten Blick auf die kleine Margali, die endlich eingeschlafen war, durchquerte Sarah die Werkstatt. Seit beinahe zwei Wochen war Margali nun schon krank, den einen Tag ging es ihr besser, doch schon am nächsten stieg das Fieber wieder, und auch Husten und Atemnot wurden schlimmer. Ihre Mutter wüsste sicher ein Heilkraut oder eine Medizin, seufzte sie und strich sich die Haare aus der Stirn. Vielleicht sollte sie noch einmal den jüdischen Arzt um Rat fragen? Bisher hatte er nicht viel für Margali tun können, Lea aber hielt dennoch große Stücke auf ihn.
» Nicht so laut, ich komm ja schon!«
Yasmînas Gesicht war tränennass, und gleichzeitig lachte sie. Sarah schaute zur Tür.
Sie träumte.
Oder doch nicht?
Die letzten Schritte rannte Sarah. » Mama! Papa!« Sie stolperte, aber da lag sie schon in den Armen ihrer Mutter.
63
Sie waren hier, bei ihr! Sie konnte ihre Mutter und ihren Vater anschauen, konnte sie berühren, ihre Stimmen hören, sie waren wahrhaftig hier! Sagen konnte sie allerdings nichts. Und auch wenn sie wusste, schon bald würde sie sich den Fragen der Eltern stellen müssen, fühlte sie sich in diesem Moment außerstande, irgendwelche Überlegungen anzustellen außer dieser einen: Ihre Eltern waren gekommen.
Als sich ihr Vater, geführt von ihrer Mutter und gestützt auf seine Krücken, durch den Raum zu den Sitzpolstern mühte, riss sie sich zusammen.
» Du bist krank, Papa?«
Er besah die Polster, dann wandte er sich ab. » Nur ein Kamelbiss, der schlecht heilt. Aber bei deiner Mutter bin ich in guten Händen. Wo ist sie denn?«
» Na, hier.« Sarah schlang einen Arm um Mutters Taille, und wie von selbst legte sich deren Arm um Sarahs Schulter. Sie schauten einander an, aufgewühlt und staunend, als könnten sie kaum begreifen, was sie erlebten.
» Querida, ich bin lahm, aber nicht blind. Wo unsere Enkeltochter ist, habe ich gemeint.«
Mit diesen Worten ließ sich der Kapitän vorsichtig auf einem Stuhl nieder. Seine Kiefer mahlten, und er
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