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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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ausgestreckt … Mit Schaudern dachte sie an diesen Tag zurück.
    Aber dann war Saïd gekommen ! Wie er sich auf Marino gestürzt und ihn mit einem einzigen gezielten Faustschlag kampfunfähig gemacht hatte! So kannte sie ihn gar nicht. Andererseits, kannte sie ihn denn überhaupt? Was wusste sie schon über ihn? Er kümmerte sich, übernahm Verantwortung, war rücksichtsvoll … Und er roch gut. Seinen Geruch hatte sie in der Zwischenzeit fast vergessen gehabt, diese Mischung aus Hölzern und Leder, aber als er vor ihr stand, war er ihr sofort wieder vertraut gewesen.
    Die folgenden Tage hatte sie gewartet, hatte auf Schritte gelauscht, darauf, dass er plötzlich in der Tür stand. Doch die Zeit verging, und er kam nicht. Vermutlich hatte sie ihn missverstanden, als er ankündigte, sie demnächst zu besuchen. Vielleicht hatte ihn Marino auch stärker verletzt, was sich erst später herausgestellt hatte? Sie wusste nicht, wo er wohnte, konnte sich also nicht nach ihm erkundigen.
    Sie würde ihn gern wiedersehen. Und natürlich auch Azîza, setzte sie rasch hinzu. Bis heute aber wartete sie vergebens.
    Selbst Lea, die in der Regel über alle Neuigkeiten Bescheid wusste, konnte nicht helfen. » Unser Rabbi sagte, der Botschafter des Sultans weilt in der Stadt und nimmt täglich mit seiner kleinen Delegation an den Beratungen teil. Näheres sagte er nicht.« Sie verschwieg, dass der Rabbi ihr stattdessen eine längere Rede über die Neugierde gehalten hatte, Lots Weib war darin vorgekommen …
    Vielleicht, überlegte Lea, konnte sie Slimane bewegen, sich nach Sheïk Saïd zu erkundigen? Immerhin hatten sie diesem gegenüber eine Dankesschuld abzutragen, und Slimane würde der Rabbi ja wohl kaum über den Mund fahren. Gleich beim Nachtessen wollte sie ihren Mann fragen. » Gute Nacht«, winkte Lea u nd verließ Sarahs Werkstatt. Sie hatte es plötzlich sehr eilig.
    Während Yasmîna Margali schlafen legte, entzündete Sarah ihre Arbeitslampe. Diese dämmerigen Tage, seufzte sie, dann wandte sie sich erneut dem Zusammennähen der Taschen zu. Da es sonst kaum etwas zu tun gab, hatte sie diese Arbeit selbst übernommen. Ohne ihre jungen Gehilfinnen waren ihre Tage recht eintönig, manchmal fühlte sie sich sogar fast einsam, nur mit Yasmîna als Gesellschaft und höchstens noch Leas täglichem Besuch. Dennoch kam es ihr nicht ungelegen, dass die Mädchen derzeit nicht zur Arbeit erschienen. Juan war nun schon ziemlich lange unterwegs. Von seiner letzten Verkaufsrunde hatte er ihr zwar ihren Anteil ausgezahlt, da sie davon jedoch den Lederhändler bezahlt hatte, ging das Geld allmählich zur Neige. Ihre Ersparnisse aber wollte sie nur ungern angreifen.
    Im Vergleich zur Stickerei handelte es sich bei dem Aneinanderfügen der einzelnen Lederteile um eine einfache Aufgabe, die allerdings den Vorteil hatte, dass man seine Gedanken schweifen lassen konnte.
    Die Lampe summte, sonst war es still in der Werkstatt, fast ein wenig zu still.
    *
    Miguel biss die Zähne zusammen, als Mirijam ihm an Deck half. Falls er jedoch glaubte, sie sähe nicht die Qual auf seinem Gesicht, so hatte er sich geirrt.
    Die Seereise hatte ihm allerdings wider Erwarten gutgetan, offenbar hatte seine rastlose Kapitänsseele aus Wind und Wellen Kraft schöpfen können. Andererseits nässte die Wunde in der feuchten Kälte noch mehr. Vorsorglich hatte sie sie bereits heute Morgen in aller Frühe mit einer Mischung aus Rotwein und Thymiansud ausgewaschen und den Verband erneuert.
    » Sieh hin, Weib, was für eine nette Stadt sie sich ausgesucht hat, unsere Sarah.« Stolz, als habe die Tochter dies alles eigenhändig geschaffen, deutete Miguel auf Hafen, Festung und auf die Häuser und Moscheen von Melilla.
    Und Mirijam sah hin, während sie ihr warmes Tuch fester um die Schultern zog, und nickte. » Allerdings könnten im Hafen durchaus ein paar mehr Schiffe liegen«, brummte Miguel. » Ein paar Fischerboote, ein Spanier und nun wir – das ist doch gar nichts!«
    Mirijam nickte erneut. Was immer Miguel auch redete, vormachen konnte er ihr nichts. Es war die Anspannung, die aus ihm sprach, denn sicher ging es ihm kaum anders als ihr. Sie jedenfalls zitterte und spürte, dass sie den Tränen nahe war. All die Aufregung und Sorgen, die quälende Angst und die Sehnsucht – zu sprechen getraute sie sich nicht.
    Miguel saß in einem Sessel an Deck, mit einem Hocker davor, auf dem das kranke Bein lag. Er legte den Arm um ihre Mitte. » Bald haben wir sie wieder,

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