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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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lavendelfarbene Augen unter langen, hellen Wimpern, die aussahen, als würden gleich Goldstäubchen von den Spitzen abfallen.
    »Bist du öfter hier?« Im selben Moment, da ihm die Frage über die Lippen kam, wurde ihm klar, wie unpassend sie klang. Da traf er diese Göttin in einer abgewrackten Ruine und fragte sie, ob sie öfter in diesem Loch herumhing?
    Hinter ihr landete geräuschlos eine Katze am Boden und zog sich mit drei schwungvollen Sprüngen an ihrer Kleidung empor. Beiläufig streichelte das Mädchen ihr übers Fell, während ihr Gesicht einen prüfenden Ausdruck annahm.
    Das Fell der Katze schimmerte rötlich-golden, wo die Sonne es traf. Das Gefühl von Unwirklichkeit wurde stärker. Und dann traf die Wucht des Déjà-vu ihn wie eine Faust.
    »Du bist –« Die Zunge klebte ihm förmlich am Gaumen fest. »Ich habe dich –«
    Ihr Lächeln wurde breiter, doch jetzt lag noch etwas anderes darin. Berechnung? Als wäre ihr soeben eine brillante Idee gekommen.
    Mit einem einzigen großen Schritt überbrückte sie die Entfernung zwischen ihnen, vergrub ihre Hände in seinem Haar und zog seinen Kopf dicht heran, bis ihre Münder sich trafen. Ihr Kuss war kurz, doch intensiv, ihre Zähne streiften seine Lippen und die Berührung löste eine ganze Explosion von Empfindungen in ihm aus. Verwirrung, ein heftiges Begehren und einen plötzlichen Stich von Verlust, als sie sich von ihm löste.
    »Danke«, wisperte sie.
    »Wofür?« Er tastete mit der Zunge über seine Lippen und schmeckte Blut. Wow. Was für ein Kuss! Er fühlte die blödsinnige Versuchung, an sich selbst zu riechen. Lag das am Deo? Was war anders mit ihm als sonst, dass alle Frauen, die er heute traf, ihn sofort auf den Mund küssten?
    Sie zwinkerte ihm zu und glitt zurück in die Schatten. Trat zwischen zwei Säulen, stand dort für eine Sekunde, machte noch einen Schritt und – war verschwunden.
    Darauf war er schon einmal hereingefallen. Was war das für ein Trick?
    Er kam nicht dazu, ihr nachzulaufen, denn im gleichen Moment erklang eine männliche Stimme hinter ihm. »Hey!«
    Meine Güte, hier war mehr los als in einem Freizeitpark. Er drehte sich um, erkannte den Mann aber nicht sofort, weil das Gegenlicht ihn in eine schwarze Silhouette verwandelte.
    »Wusste ich doch, dass wir ihn hier finden.« Die Stimme klang vage vertraut. Ein kanadischer Akzent, die Silben schlampig gesprochen.
    Ein zweiter Mann tauchte vom Eingang her auf. Dann ein dritter, Pats Kumpel Alvin. Und noch zwei von der anderen Seite der Halle, die im Schatten gewartet haben mussten.
    Kens Nacken fühlte sich mit einem Mal an, als liefe Eiswasser daran herunter. Pats Gang. Einen der Typen, ein hakennasiges Schwergewicht, hatte er gestern Nacht bei der Übergabe gesehen. Wieso lief der schon wieder frei herum? Weil jemand seine Kaution bezahlt hat, gab er sich selbst die Antwort.
    »Hey.« Sein Herzschlag beschleunigte sich. »Was macht ihr denn hier?«
    »Ja was machen wir denn hier?«, äffte Hakennase die Frage nach und erntete brüllendes Gelächter.
    »Wer war die Kleine?«, fragte ein Latino mit Cornrows, den alle nur Doggie nannten.
    »Keine Ahnung.«
    »Seht mal nach ihr«, befahl Hakennase den beiden, die zuletzt gekommen waren. »Sie soll zusehen, dass sie ihren hübschen Arsch von hier fortschafft.«
    Das war nicht gut.
    Die hatten auf ihn gewartet. Waren extra hergekommen, um ihn abzupassen. Was immer sie von ihm wollten, es hatte mit Pat zu tun. Und sie konnten keine Zeugen brauchen.
    Der perfekte Abschluss für einen perfekten Tag.
    Ken O’Neill, an seinem neunzehnten Geburtstag bei Gangstreitigkeiten erschossen. Okay, jetzt wurde er melodramatisch. Denk nach, Idiot! Er versuchte sich zu sammeln, einen klaren Gedanken zu fassen. Er konnte versuchen, ihnen davonzulaufen, aber sie waren sicher bewaffnet und hatten keine Skrupel, ihm in den Rücken zu schießen. Oder in die Beine. Seltsamerweise jagte ihm die Vorstellung, verkrüppelt zu werden, mehr Angst ein als der Gedanke an einen tödlichen Treffer.
    Hakennase blieb vor ihm stehen, Doggie glitt zur Seite. Alvin postierte sich irgendwo hinter ihm. Kens Nacken brannte wie Feuer.
    »Nervös?« Doggie kicherte.
    Hakennase entblößte schlechte Zähne. »Wir wollen nur ein bisschen reden. Verrate uns mal, was du den Bullen erzählt hast.«
    »Ich habe ihnen nichts erzählt.«
    »Ich glaube aber doch.«
    »Was denn?« Ken schätzte seine Chancen ab, zwischen den beiden hindurchzuschlüpfen und den Ausgang zu

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