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Purpurdämmern (German Edition)

Purpurdämmern (German Edition)

Titel: Purpurdämmern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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leerer Blick, Moms Ducken vor Vaters betrunkenen Hieben.
    Es fühlte sich an wie ein Seidenschal, der blitzschnell durch eine Öse gezogen wird. Die Hitze, das Brennen in seinen Augen, die pochenden Fingerspitzen – das alles entzündete sich an der raschen Bewegung und breitete sich rasend schnell aus. Im ersten Moment begriff er nicht einmal, dass er es war, der das Lagerfeuer auf der Kreuzung zur Explosion brachte. Er starrte in die Flammen, während die Wut seinen Geist überschwemmte. Die Lohe verdoppelte, verdreifachte sich und verwandelte sich in eine sechs Meter hohe Säule, die vom Sturm gebeutelt wurde und schließlich mitten durch die Gangster hindurch auf das Gebäude zuraste.
    Der Feuersturm versengte Ken die Härchen auf den Armen und ließ ihn aus seinem Versteck taumeln, fort von dem brennenden Haus. Schreie brachen aus, Panik, fliehende Menschen. Ken rannte auf die Dalzelle Street. Er konnte Grünauge sehen, die Ledertasche in den Händen. Ein Flimmern lief über das Leder, und eine Sekunde später war die Tasche verschwunden. Stattdessen stieß Nessa sich mit einem wütenden Jaulen vom Arm des Gangsters ab und flüchtete mit weiten Sprüngen. Santino packte Marielle im allgemeinen Durcheinander und zerrte sie mit sich. Grünauge starrte für einen Moment der Katze nach, dann zog er den Revolver. Schüsse krachten.
    »Bringt sie zur Strecke!«, hallte es durch die wütenden Flammen.
    Vor Panik schmeckte Ken seinen Herzschlag in der Kehle.
    Santino und Marielle rannten direkt auf ihn zu. Eine lange Maschinengewehrsalve riss den Asphalt hinter ihnen auf. Ken schwang sich ins Innere des Chevy Cabrios und wollte die Verkleidung unter der Lenksäule abreißen, um das Ding kurzzuschließen, als er bemerkte, dass der Schlüssel steckte. Gott sei Dank.
    »Hierher«, brüllte er. »Steigt ein!«
    Santino stieß Marielle auf den Rücksitz und hechtete hinterher.
    Ken gab Gas und ließ den Chevy aus der Parklücke schießen. Er rammte den Kotflügel des anderen Wagens und riss den Seitenspiegel ab, wendete mit brüllendem Motor und jagte die Vierzehnte Straße hinunter. Er verspürte grimmige Genugtuung. Nur weil er kein Auto besaß, hieß das noch lange nicht, dass er keins fahren konnte.
    Im Rückspiegel tauchten Scheinwerfer auf. Sie kamen rasch näher, und es wurden immer mehr.
    »Die folgen uns«, brüllte er gegen den Fahrtwind an.
    Santino riss Marielle das Klebeband vom Mund, was sie mit einem überraschten Schrei quittierte.
    »Ich hätte nie gedacht«, keuchte sie, »dass ich mich freuen würde, dich hier zu sehen.«
    »Kannst du ein Tor machen?«, gab er zurück.
    »Können wir anhalten?«
    »Nein.«
    »Dann brauche ich eine Brücke.«
    Santino beugte sich nach vorn. »Du hast es gehört. Sie braucht eine Brücke. Und versuch möglichst viel Abstand zwischen uns und die anderen zu bringen.«
    Zwei Meilen entfernt verlief die Interstate 75 , da gab es jede Menge Brücken. Ken drückte das Gaspedal auf den Boden durch und betete, dass niemand vor ihm auf die Straße lief. Blitz und Donner erschütterten den Himmel im Sekundentakt und verwandelten die Bäume in Schwarz-Weiß-Scherenschnitte. Er musste kämpfen, um den Wagen gegen die Sturmböen auf der Spur zu halten. Die verdammten Büffelhörner auf der Motorhaube versperrten ihm noch zusätzlich die Sicht.
    Mit viel zu viel Gas schleuderte er auf die Bagley Street und überquerte die Eisenbahnschienen. Dort, wo sich die Straße in eine Ansiedlung von Läden und Restaurants hinabsenkte, blockierten brennende Tonnen die Bürgersteige. Große Ölfässer waren in gleichmäßigen Abständen aufgestellt. Der Wind riss qualmende Fetzen aus den Flammen.
    Eine Feuergarbe zertrümmerte die Heckscheibe. Vor Schreck verriss Ken das Lenkrad. Der Wagen taumelte, schoss knapp an einer Tonne vorbei und streifte den Bordstein, bis er ihn wieder in die Spur zwang.
    »Alles okay?«, brüllte er, ohne sich umzusehen.
    »Kein Problem«, gab Santino zurück. »Halt du nur das Auto unter Kontrolle und bring uns zu der verdammten Brücke.«
    Die Auffahrt auf den Freeway führte durch eine Großbaustelle. Das Cabrio krachte von einem Schlagloch ins nächste. Ken konnte sich nicht erinnern, dass die Rampe in so schlechtem Zustand war, doch schließlich bremste er aus Angst, sich die Achsen zu brechen. Wenigstens schienen ihre Verfolger die gleichen Probleme zu haben, denn die Scheinwerfer fielen zurück.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist«, rief

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