Purpurfalter
bei uns.“ Zufrieden stieg König Wor ab. Er musste sich am Sattel festhalten, um nicht umzufallen. Rote Flecken zierten seine wächserne Haut. Missmutig bemerkte Loreena das Tuscheln seiner Gefolgsleute.
Mogall kniete sich ans Flussufer und schaufelte Wasser in sein Gesicht. „Wenn wir in Föhn sind, füllen wir unsere Vorräte auf.“
„Auch die der Menschen?“ Wor stolperte mehr auf den Vampir zu, als dass er ging und nahm auf einem Ast Platz. Wie ein Buckliger saß er neben dem knienden Blutsauger. Seine rechte Hand rieb die zitternden Finger der Linken, damit sie sich beruhigten. Stumpf sah sein Bart aus, erschöpft seine Augen.
Loreena beobachtete die beiden Männer, während sie vom Schimmel glitt und ihre Ledertasche schulterte. Ihr missfiel, dass ihr Vater immer öfter die Nähe des Vampirs suchte.
Fast mitleidig blickte Mogall zu ihrem Vater auf. „Vampire brauchen keinen Proviant. Sie bedienen sich natürlicher Quellen. Heute Nacht werden wir nicht losziehen, sondern morgen Föhns Gastfreundschaft genießen.“
„Was tragt Ihr in den riesigen Säcken mit Euch?“ Fragend zog Wor die silbergrauen Augenbrauen hoch.
Ein Lächeln formte Mogalls dünne Lippen zu einer Sichel. „Das werdet Ihr noch früh genug erfahren.“
König Wor hielt sich plötzlich den Bauch und würgte unter einer Hustenattacke. Erschrocken schauten seine Gefolgsleute zu ihm hinüber. Die Krieger tuschelten, verzogen verächtlich die Gesichter. Einige machten ihrem Unmut Luft, indem sie die Korbtaschen mit dem Proviant wütend auf den Boden schmissen. Andere dagegen gingen lieber tiefer in den Graupel Wald hinein, um die Wandlung Wors nicht mit ansehen zu müssen.
Besorgt trat Loreena an ihren Vater heran. Sie setzte sich neben ihn auf den Ast und legte einen Arm um ihn. „Soll ich dir einen Becher Rotwein holen, Vater?“
„Wein ist nicht, was er benötigt.“ Scharf klangen Mogalls Worte. Er benässte ein letztes Mal sein Gesicht mit dem Ankerle-Wasser und stand auf. „König Wor, wir sollten gemeinsam nach Föhn vorreiten. Dort bekommt Ihr, was Ihr Euch weigert der Natur zu entnehmen.“
„Niemals!“ Angewidert rieb Wor sich mit der Hand über den Mund. Loreena bemerkte die purpurne Schleimspur auf dem Handrücken. Ihr Vater erhob sich und ging hustend zum Lagerfeuer.
Innerlich aufgewühlt stand Loreena auf und stellte sich Mogall in den Weg. „Weshalb geht es ihm so schlecht? Die Wandlung müsste längst abgeschlossen sein. Er quält sich fürchterlich.“
Der Vampir strich seine nassen Haare aus dem Gesicht und Loreenas Herz setzte einige Takte aus bei dem himmlischen Anblick. Seine grünen Augen strahlten sie an. Ein Wassertropfen hing an einem Barthaar und würde jeden Moment heruntertropfen. Loreena war mit einem Mal durstig. Sie fühlte den Drang, den Tropfen mit ihrem Mund aufzufangen und ihre Zähne im Bart zu vergraben.
„Der König Ingrimms wehrt sich innerlich gegen die Wandlung“, antwortete er mit sanfter Stimme und streichelte unvermittelt ihre Wange. „Täte er dies nicht, wäre die Wandlung ein Kinderspiel.“
„Könnt Ihr ihm nicht helfen?“ Wie zum Gebet faltete sie die Hände. Als sie sein heroisch-lüsternes Grinsen erblickte, biss sie sich auf den Zeigefinger und bereute sogleich, eine Bitte an den Vampir gestellt zu haben. Sie wollte sich nicht erniedrigen vor einem Blutsauger! Aber weshalb kribbelte es in ihrem Unterleib? Wieso zitterten ihre Beine vor Aufregung? Abrupt drehte sie sich um und flüchtete zu ihrem Vater.
Hinter sich hörte sie Mogall knurren: „Ein Kelch mit köstlichem Blut würde seine Qual mildern.“
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Die Nacht brach herein. Fledermäuse flogen über ihre Köpfe hinweg. Misstrauisch beäugten sie das Heer Ingrimms und die Armee von Valkenhorst. Die Leute saßen jeder bei ihresgleichen und tauschten kein einziges Wort aus. Die Männer Ingrimms bissen in ihren gepökelten Schinken, beobachtet von angewiderten Blicken der Vampire. Kälte zog ein, obwohl der Graupel Wald Schutz vor den eisigen Nord-Winden bot. Wie frostig würde es erst sein, wenn sie in den Norden vordrangen und die Wälder hinter sich ließen? Den Blutsaugern schien dies weitaus weniger anzuhaben. Lässig gekleidet saßen sie fernab des Feuers. König Wor und seine Krieger zogen ihre Ledermäntel fest um ihre Körper und wärmten die steifen Finger an den Flammen. Loreena freute es, dass ihr Vater noch nicht mit offenem Mantel neben ihr saß.
Nach dem langen Ritt fühlte sie den Wunsch
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