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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wußte, Sie würden
mich eines Tages finden. Ich hätte nur nicht erwartet, daß es so
schnell geschieht. Kommen Sie herein!«
    Brodka und Juliette warfen sich einen raschen, verwunderten Blick zu, dann folgten sie der Aufforderung.
    Im Haus war es angenehm kühl, wozu auch der Steinfußboden beitrug,
mit dem viele Häuser Italiens in Strandnähe ausgestattet sind. Nachdem
sie auf rustikalen Holzstühlen Platz genommen hatten, die auf dem
Steinboden kreischende Geräusche von sich gaben, begann Walter
Keyserling zu reden, ohne daß seine Besucher auch nur ein Wort darüber
verloren hatten, weshalb sie überhaupt gekommen waren.
    »Fasolino ist ein Schwein«, sagte er. »Ich will gar nicht lange
herumreden. Mein Erfolg als Society-Fotograf hält sich in Grenzen. Es
gibt einfach zu viele. Vielleicht bin ich auch nicht penetrant und
skrupellos genug, um jene indiskreten Bilder zu schießen, die das große
Geld bringen. Jedenfalls war ich froh, wenn ich von Fasolino ab und zu
einen Auftrag bekam. Er zahlte gut, zumindest am Anfang. Und wenn die
Kasse stimmt, ist mir egal, was ich fotografiere. Sie verstehen. Doch
allmählich gewann ich den Eindruck, daß Fasolino mich für irgendwelche
kriminellen Machenschaften mißbrauchte. Bei seinen Aufträgen sagte er
nie, was dahintersteckte; aber es lag auf der Hand, daß es um
irgendwelche krummen Dinger ging. Für den Auftrag, in München eine
Gemäldeausstellung, die Lokalität und sämtliche Anwesenden zu
fotografieren, versprach er mir zehn Millionen Lire. Als ich die Bilder
ablieferte, bekam ich fünf Millionen mit der Begründung, mehr seien die
Fotos nicht wert. Vielleicht verstehen Sie jetzt meinen Zorn auf
Fasolino.«
    Brodka wollte Keyserlings Redefluß nicht stoppen. Doch nachdem
dieser geendet hatte, meinte er in freundlichem Tonfall: »Das ist uns
alles nicht neu, Herr Keyserling. Vor allem ist das nicht der Grund für
unser Kommen.«
    Keyserling blickte irritiert. Er rief nach seiner attraktiven Frau,
sie möge eine Flasche Prosecco bringen. Nachdem sie wortlos eine
schwarze Weinflasche und Gläser auf den Tisch gestellt hatte und wieder
verschwunden war, fragte Keyserling verwundert: »Weshalb sind Sie dann
hier?«
    In Brodkas Stimme schwang ein drohender Unterton mit, als er
erwiderte: »Weil Sie sich etwas angeeignet haben, das nicht Ihnen
gehört, sondern mir.«
    »Ach ja?« erwiderte Keyserling belustigt. »Und was soll das sein? Ich weiß überhaupt nicht, wovon Sie reden, Herr …«
    »Brodka. Frau Collin brauche ich Ihnen ja nicht namentlich vorzustellen.«
    Irritiert, als wüßte er wirklich nicht, was die Besucher von ihm
wollten, öffnete Keyserling umständlich die Flasche. Als er die Gläser
gefüllt hatte, erkundigte er sich vorsichtig: »Was habe ich mir
denn … angeeignet, das Ihnen gehört?«
    »Der Inhalt des Schließfachs 101 im Tresorraum des Hotels Excelsior in Rom.«
    Keyserling ergriff sein Glas, schüttelte kurz den Kopf und trank es
in einem Zug leer. Dann knallte er das leere Glas auf den Tisch. »Sie
werden mir lästig, Herr …«
    »Brodka.«
    »Und was haben Sie mit diesem gottverdammten Schließfach zu schaffen? Es gehörte Arnolfo Carracci, Fasolinos Hausdiener.«
    Brodka wurde lauter. »Die Verhältnisse im Hause Fasolino sind uns
hinreichend bekannt. Es geht darum, daß Sie sich den Inhalt des
Schließfachs widerrechtlich angeeignet haben!«
    »Widerrechtlich? Daß ich nicht lache! Ich habe zehn Millionen Lire dafür bezahlt.«
    »Was?«
    »Ja! An Baldassare Cornaro, Arnolfos Neffen. Dafür gab er mir einen
Schlüssel und das Versprechen, in dem Schließfach belastendes Material
gegen Fasolino vorzufinden.« Keyserling erhob sich und verließ das
Zimmer.
    Brodka fiel es wie Schuppen von den Augen. »So ein Gauner, dieser Baldassare! Hättest du das von dem Kerl gedacht?«
    Keyserling kehrte zurück und hielt einen Schlüssel in der Hand, eine
perfekte Kopie, wenn auch ohne die Gravuren des Originals. »Ich hatte
gehofft, belastendes Material gegen Fasolino vorzufinden –
jedenfalls behauptete das Baldassare. Ich wollte es diesem Fasolino
heimzahlen, daß er mich mehrfach um mein Geld betrogen hat. Statt
dessen hat Baldassare mich betrogen. Wie es scheint, tauge ich eben doch nicht zum Gauner.«
    »Inwiefern hat Baldassare Sie betrogen?« fragte Juliette. »Was war denn in dem Schließfach?«
    Keyserling verzog das Gesicht zu einer Grimasse, als bereitete ihm
der Gedanke daran körperlichen Schmerz. »Ich hoffte

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