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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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vergangen.«
    Sydow nippte an seinem Cappuccino. »Das alles klingt wirklich verrückt und völlig unlogisch. Aber gerade das macht die Sache interessant. Wenn Sie gestatten, würde ich mich gern eingehender mit dem Fall beschäftigen. Man müßte an Smolenski herankommen. Fragt sich nur wie …«
    Allmählich füllte sich das Lokal. Und unter den Gästen waren auch einige Herren mit weißem Stehkragen. Brodka lag auf der Zunge, daß er sehr wohl über ein Mittel verfüge, an Kardinal Smolenski heranzukommen: die Kassetten. Aber er war nicht sicher, ob er Sydow vorbehaltlos trauen konnte, auch wenn er einen positiven Eindruck von ihm hatte.
    Schließlich meinte er: »Smolenski und seine Leute haben es gar nicht gern, wenn man sich mit ihnen beschäftigt.«
    »Woher wollen Sie das wissen? Sprechen Sie etwa aus Erfahrung?«
    Brodka nickte. »Was würden Sie davon halten, wenn Ihnen eines Tages zwei bezahlte Tickets mit Ihrem Namen ins Haus flattern? Flugtickets, die Sie nie bestellt haben?«
    »Das ist Ihnen wirklich passiert?«
    »Wenn ich es Ihnen sage.«
    »Aber Sie sind nicht auf das Angebot eingegangen. Besser gesagt, auf die Drohung.«
    »Doch.«
    »Warum sitzen Sie dann hier?«
    »Meine Lebensgefährtin und ich sind zum Schein aus Rom verschwunden. Wir haben unser Hotel verlassen, sind zum Flughafen gefahren, haben eingecheckt und sind durch einen Nebenausgang verschwunden. Jetzt haben wir in den Albaner Bergen ein Haus gemietet und können hoffentlich unbeobachtet unsere Recherchen fortsetzen.«
    »Ganz schön raffiniert.«
    Brodkas Aufmerksamkeit wurde von einem Gast in Anspruch genommen, der das Lokal betrat und nach jemandem Ausschau hielt. Als er den Gesuchten nicht fand, nahm er am Fenster Platz und blickte gelangweilt nach draußen.
    Der Mann kam Brodka gleich bekannt vor. Es war Titus.
    Während Sydow weiterredete, beobachtete Brodka aus sicherer Entfernung, wie sich ein älterer Herr zu Titus gesellte, und schon bald kam eine lebhafte Diskussion in Gang.
    Sydow stockte, folgte Brodkas Blick und beobachtete ebenfalls die Männer vor dem Glasfenster. Plötzlich schmunzelte er und machte eine Kopfbewegung zu den beiden hin. »Wissen Sie, wer das ist? Ich meine, der Ältere.«
    »Nein. Aber Sie werden es mir sicher gleich sagen.«
    »Sein Bild stand vor ein paar Tagen in allen Zeitungen. Eine rührende Geschichte. Sein Name ist Bruno Meinardi. Vierzig Jahre war er Aufseher im Raffael-Saal in den Vatikanischen Museen. Vierzig Jahre lang stets dieselben Bilder vor Augen. Meinardi behauptete, jeden Fliegenschiß auf seinen Gemälden zu bemerken. Vor ein paar Tagen meinte er, an Raffaels Madonna eine Veränderung festgestellt zu haben. Die Madonna, behauptete Meinardi, habe plötzlich einen schmutzigen Fingernagel. Man stelle sich das vor! Der arme Kerl. Vierzig Jahre in Gesellschaft ein und desselben Gemäldes haben ihn offenbar verrückt gemacht.«
    »Interessant.«
    Sydow sah Brodka an, ob der sich über ihn lustig machte.
    Doch Brodkas Miene war ernst. »Kennen Sie den anderen Mann?« fragte er.
    »Nein. Nie gesehen. Kennen Sie ihn?«
    »Ja. Sein Name ist Titus. Nicht sein richtiger Name, aber das tut nichts zur Sache. Viel interessanter ist, daß er mal Smolenskis Sekretär war. Es gab offenbar Krach zwischen den beiden. Entweder hat Smolenski ihn rausgeworfen, oder Titus hat sich heimlich aus dem Staub gemacht. Jedenfalls haben Smolenskis Leute ihn bis nach Wien verfolgt, wo er untergetaucht ist, weil er Angst …« Brodka hielt inne. »Sehen Sie nur!«
    Der Mann, von dem Brodka behauptet hatte, er sei Titus, reichte dem anderen, den Sydow als Bruno Meinardi erkannt haben wollte, einen Umschlag. Meinardi öffnete das Kuvert und zählte unauffällig Geldscheine, was Titus sichtlich unangenehm war, denn er blickte nervös nach allen Seiten, ob jemand sie beobachtete. Nachdem Meinardi die Scheine gezählt hatte, nickte er zufrieden, steckte das Geld in seine Jackentasche, erhob sich und schüttelte Titus die Hand. Gemeinsam verließen sie das Lokal.
    »Kommen Sie!« Sydow warf einen Geldschein auf den Tisch. »Sie behalten diesen Titus im Auge. Ich übernehme Meinardi. In einer Stunde treffen wir uns wieder hier im Lokal. Hier ist meine Telefonino -Nummer!« Er reichte Brodka seine Karte.
    »Einverstanden.«
    Brodka gefiel die Entschlossenheit von Sydows, die ihn als guten Reporter auswies. Beider Informationen zusammen ergaben in der Tat eine interessante Kombination, die nur einen Schluß erlaubte. Und

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