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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Via Borgognona im Taxi zurück.
    Brodka sah Sydow in Jeans und blauem Blazer an einem Ecktisch sitzen. Sie waren sich nie begegnet, obwohl sie kurze Zeit für dasselbe Magazin gearbeitet hatten. Ob es nun der gemeinsame Hintergrund war oder nicht, auf jeden Fall waren sie sich auf Anhieb sympathisch.
    »Dorn hat mir einmal Ihren Namen genannt – im Zusammenhang mit Recherchen um die Immobiliengesellschaft ›Pro Curia‹. Und er sagte mir, Sie wären Hals über Kopf aus Deutschland verschwunden.«
    »O ja!« Sydow lachte und bestellte Cappuccino für beide. »Das ist nun schon ein paar Jahre her. Allerdings hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Dorn ist ein Hasenfuß. Er glaubte sich immer von irgendwelchen Leuten verfolgt, von der Mafia oder der Camorra. Alles Quatsch. Ich hatte andere Gründe, aus Deutschland abzuhauen.«
    Natürlich hätte es Brodka brennend interessiert, weshalb Sydow abgetaucht war, doch er hielt eine dahingehende Frage zurück. Statt dessen erkundigte er sich, wie Sydow vom Grab auf dem Campo Santo erfahren habe.
    »Ganz einfach«, erwiderte Sydow. »Ich habe die Fotos von jemandem bekommen, der einen nahen Verwandten im Vatikan hat. Ich habe eine ganze Menge Informanten. Italien ist ein Land von Denunzianten. Ob Ehebruch, Steuerhinterziehung oder ein besonderes Privileg – es gibt immer jemanden, dem dein Gesicht nicht gefällt und der dich bei irgend jemandem anschwärzt. Manche Zeitungen leben davon. Aber wenn ich ehrlich sein soll: Neunzig Prozent aller Anrufe erweisen sich als Seifenblase, angefüllt mit Bigotterie, Neid und Mißgunst.«
    »Und die restlichen zehn Prozent?«
    »Dahinter steckt wirklich eine Geschichte.«
    »So wie diese.« Brodka tippte mit dem Finger auf den Zeitungsartikel im ›Messaggero‹, der zusammengefaltet vor ihm auf dem Tisch lag.
    Sydow nickte. »So wie diese. Ich komme mit meinen Recherchen nur nicht weiter. Bei sämtlichen offiziellen Stellen renne ich wie gegen eine Wand. Erzählen Sie, was wissen Sie über den Fall?«
    Verlegen strich Brodka über die Zeitung. Er war sich bewußt, daß es für einen Außenstehenden ziemlich unwahrscheinlich klingen mußte, was er nun sagen würde. Aber dann faßte er sich ein Herz und erklärte: »Ich habe Grund zu der Annahme, daß meine Mutter Claire Brodka in dem Grab auf dem Campo Santo beigesetzt ist.«
    »Aha.« Sydows Reaktion war nicht gerade ermutigend. »Gibt es einen Beweis dafür?«
    »Sagen wir mal so: Es gibt mehrere Hinweise. Da sind zum einen die Namensinitialen und vor allem die Geburts- und Sterbedaten.«
    »Ihre Mutter wurde am dreizehnten Januar 1932 geboren und starb am einundzwanzigsten November 1998?«
    »So ist es.«
    »Verblüffend, in der Tat. Und welche Erklärung haben Sie dafür, daß Ihre Mutter neben St. Peter in Rom beerdigt wurde, auf einem alten Prominentenfriedhof auf dem seit langer Zeit niemand mehr bestattet wurde?«
    »Keine«, antwortete Brodka knapp. Nach einer Pause fuhr er fort: »Meine Mutter wurde offiziell auf dem Münchner Waldfriedhof beerdigt. Allerdings in meiner Abwesenheit.«
    Sydow rieb sich die Nase, als wäre ihm die Situation peinlich. »Ich will ehrlich sein«, meinte er schließlich, »wären Sie kein Kollege, sondern ein anonymer Informant, würde ich mich nun von Ihnen verabschieden. Also, hat Ihre Mutter der Kirche nun hundert Millionen gespendet oder nicht?«
    »Das sicher nicht. Aber es gibt da eine ganze Reihe Merkwürdigkeiten im Zusammenhang mit dem Tod meiner Mutter. Und je mehr ich mich damit beschäftigt habe, desto absurder und unerklärlicher hat sich das Geschehen dargestellt. Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, aber es gibt Hinweise, daß in ihrem Grab auf dem Münchner Friedhof ein leerer Sarg liegt.«
    »Und deshalb meinen Sie, Ihre Mutter wurde im Vatikan beigesetzt?«
    Brodka vernahm sehr wohl die Ironie in Sydows Worten. »Nein«, erwiderte er. »Ich weiß, das alles hört sich sehr verworren an …«
    »Hatte Ihre Mutter überhaupt irgendeine Verbindung zum Vatikan?«
    »Auch davon ist mir nichts bekannt. Es gibt da nur einen Brief an eine Freundin, in dem sie sich über Kardinal Smolenski ausläßt und die Frage aufwirft, warum er ihr ›das alles antue?‹.«
    »Was?« fragte Sydow, dessen Interesse plötzlich geweckt war.
    Brodka hob die Schultern. »Genaues weiß ich nicht. Das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir war sehr distanziert.«
    Andreas von Sydow war wie elektrisiert. Er schien Brodkas Einwand

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