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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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erklären? Sie haben sicher einen persönlichen Grund, daß Sie so hartnäckig hinter der Geschichte her sind.«
    »Wenn ich Ihnen das sage«, antwortete Brodka, »halten Sie mich wahrscheinlich für verrückt. Ich habe jedenfalls Grund zu der Annahme, daß bei der Nacht-und-Nebel-Aktion auf dem Campo Santo meine Mutter beigesetzt wurde. Ihre Beobachtung bestätigt meine Vermutung. Meine Mutter starb in München.«
    Theodorus zeigte sich weniger überrascht, als Brodka erwartet hatte. Im diffusen Licht in der abgedunkelten Zelle konnte er erkennen, daß der Padre nachgrübelte. Schließlich sagte er: »Das ist eine recht abenteuerliche Behauptung, Signore. Welchen Grund sollte es dafür geben, wenn ich fragen darf?«
    Brodka nickte mutlos. »Das habe ich mich auch gefragt. Bisher habe ich jedenfalls keine Erklärung. Wüßte ich eine, wäre der Fall vermutlich gelöst.«
    Vom Klosterhof drang Lärm nach oben, und der Mönch, der noch immer durch die Läden spähte, wurde unruhig.
    Plötzlich drehte er sich um. »Sie müssen sofort verschwinden. Ich glaube, der Buckelige hat Sie verraten. Sehen Sie nur!«
    Brodka und Sydow traten ans Fenster und blinzelten durch den winzigen Spalt, den die Flügel der Fensterläden freiließen. Im Hof scharte sich eine lärmende Meute alter Männer mit Äxten, Mistgabeln, Hacken, Dreschflegeln und Knüppeln um zwei Mönche, die sich in ihrem hellen Talar deutlich von den übrigen abhoben.
    »Das sind die beiden Oberen!« erklärte Padre Theodorus besorgt. »Kommen Sie, schnell! Sie müssen weg von hier. Man darf uns nicht zusammen sehen.«
    Der Padre drängte Brodka und Sydow zur Tür hinaus. Auf dem Gang nahmen sie die andere Richtung als die, aus der sie gekommen waren, und gelangten zu einer engen Wendeltreppe mit gefährlich abgetretenen Sandsteinstufen. Sie stiegen zwei Stockwerke hinauf. Mit einem Mal befanden sie sich auf der Empore der Klosterkirche, deren Campanile sie schon aus der Ferne gesehen hatten.
    Ein angenehm kühler Wind wehte ihnen ins Gesicht, doch der Mönch drängte zur Eile und öffnete einen schmalen Einlaß auf der gegenüberliegenden Seite der Empore. Von hier führten hölzerne Treppen nach unten zu einem Vorraum. Aus zwei Löchern im Deckengewölbe hingen die Glockenseile.
    Padre Theodorus öffnete das einzige Fenster, eine rundbogige Maueröffnung. »Hier«, sagte er und zeigte nach draußen, »es ist nicht sehr hoch, und Sie beide sind ja noch jung!«
    Brodka lehnte sich über die Brüstung und blickte nach unten. Zweieinhalb Meter mochten es sein. Er zog sich die Kutte über den Kopf. Sydow tat es ihm gleich. Dann warfen sie hintereinander ihre Verkleidung aus dem Fenster.
    Als Brodka dem Padre zum Abschied die Hand schüttelte, fragte er: »Sie sind doch neu hier, Padre. Woher kannten Sie diesen Fluchtweg?«
    Padre Theodorus schmunzelte traurig. Aus seinen Gesichtszügen sprach Resignation. »Ich habe ihn schon am Tag nach meiner Ankunft ausgespäht. Aber inzwischen weiß ich, daß es sinnlos ist, von hier zu fliehen. Leben Sie wohl.«
    Brodka schwang sich auf den Sims und ließ sich, mit den Beinen voraus, rückwärts aus dem Fenster gleiten, gefolgt von Sydow.
    Unten rollten sie ihre Kutten zu einem Bündel zusammen und schlichen ein Stück im Schatten der Klostermauer entlang; dann rannten sie über die freie Ebene bis zum Waldsaum, wo sie sich schnaufend und keuchend unter einer Pinie niederließen.
    »Armer Kerl«, sagte Sydow, nachdem sein Atem sich beruhigt hatte, und blinzelte zum Kloster hinüber. »Er tut mir leid.«
    Brodka reagierte nicht auf Sydows Worte, sondern stocherte mit einem dürren Ast im Waldboden herum. Mit dem Ärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn; dann sagte er, ohne aufzusehen: »Mir auch. Aber wir wissen jetzt, was wir wissen wollten: In dem Grab auf dem Campo Santo liegt der Leichnam meiner Mutter. Daran habe ich keine Zweifel mehr.«
    Sydow nickte. »Aber das ist so, als hätte Marilyn Monroe im Kreml ihre letzte Ruhe gefunden, wenn Sie diesen Vergleich entschuldigen. Warum wurde Ihre Mutter auf dem Campo Santo beigesetzt?«
    »Ja, warum?« Brodka schleuderte den Ast von sich. Dann erhob er sich, nahm das Bündel mit der Kutte unter den Arm und sagte: »Kommen Sie, Sydow!«
    Juliette setzte sich ins Auto und machte sich auf den Weg nach Rom. Sie kam mit dem Leihwagen gut zurecht, jedenfalls besser als mit dem Verkehr, der immer chaotischer wurde, je näher sie der Stadt kam. Und die römischen Autofahrer

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