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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Schultern. »Ich war verzweifelt, als du gesagt hast, daß es zwischen uns aus ist. Sie war da, und sie war willig, und außerdem war ich betrunken. Sonst trinke ich nie.« Er schluckte.
    Der Ober kam, und sie gaben ihre Bestellung auf: Juliette einen Salatteller. Claudio Pasta. Dazu Aqua minérale .
    »Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?« fragte Claudio.
    »Es ist viel passiert, seit wir uns zuletzt gesehen haben. Die Bilder aus meiner Galerie in München sind wieder aufgetaucht. Sie wurden sorgfältig verpackt in meiner Pension abgegeben.«
    »Das ist ja fantastisch!«
    »Ja, aber leider hatte die Sache einen Haken. Ein Anrufer stellte zwei Bedingungen. Wir sollten aus Rom verschwinden, und sie wollten die Mikrokassetten zurückhaben, in deren Besitz wir durch Zufall gelangt sind. Du erinnerst dich?«
    »Natürlich. Wie ich sehe, seid ihr auf die Forderungen nicht eingegangen.«
    »Stimmt.«
    »Das ist gefährlich, Giulietta! Erst gestern wurde der Museumswächter Bruno Meinardi verhaftet. Das meldeten heute die Nachrichtenagenturen.«
    »Verhaftet? Aus welchem Grund?«
    »Er wollte auf einer Bank 25 Millionen Lire einzahlen – Falschgeld. Die Vatikan-Mafia steckt dahinter, jede Wette.«
    Vom Brunnen auf der Piazza näherte sich ein Mann, den Juliette kannte und der seiner auffälligen Erscheinung wegen alle Blicke auf sich zog: Paul Sperling. Er trug wie immer einen Hut und ein weites Hemd, das über die Hose fiel, darüber eine Kette mit einem großen Medaillon.
    Juliette genierte sich ein wenig, weil sie schon wieder in Gesellschaft eines anderen Mannes war. Sie wußte nicht, ob es Absicht oder Zufall war, daß Sperling von der Seite statt von vorn auf seinen Tisch zusteuerte, so daß er nicht an ihr und Claudio vorüber mußte. Jedenfalls nahm er in der hintersten Ecke Platz und wandte ihnen den breiten Rücken zu, als wollte er andeuten, daß es ihn überhaupt nicht interessierte, mit wem Juliette sich hier aufhielt.
    Claudio bemerkte Juliettes Interesse an dem Schriftsteller, enthielt sich aber jeder Bemerkung. Vorsichtig legte er seine Hand auf die ihre und meinte: »Was muß ich tun, um dir meine Liebe zu zeigen, Giulietta?«
    Seine Worte wirkten rührend, wenngleich sie vermutlich geschwindelt waren. Immerhin gab der Junge sich alle Mühe, sie zurückzugewinnen, und das tat Juliette gut. Sie ließ ihre Hand in der seinen und schaute ihn lange und schweigend mit großen dunklen Augen an. »Ich möchte …«, sagte sie. Weiter kam sie nicht, da der Ober ihre Bestellung servierte.
    Ohne seine Pasta zu beachten, fragte Claudio: »Was möchtest du, Giulietta?«
    »Ich möchte mit dir schlafen«, antwortete Juliette, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Sie sprach so laut, daß Claudio den Blick nach allen Seiten wandte, ob sie jemand gehört hatte.
    »Und zwar sofort«, fügte Juliette hinzu.
    Claudio blickte sie an. Dann schob er den Teller beiseite, legte zwei Scheine auf den Tisch und sagte: »Komm!«
    Vor dem Lokal stiegen sie auf die Lambretta. Juliette hielt sich mit beiden Armen an Claudio fest, während er seinen Roller durch den dichten abendlichen Verkehr zu seiner Wohnung in Trastevere steuerte. Oben angelangt, schloß Claudio die Tür auf, trug Juliette über die Schwelle und gleich bis ins Schlafzimmer. Dann ließ er sich mit Juliette im Arm auf das breite Bett fallen.
    Sie stöhnte vor Wonne, als Claudio sie behutsam auszog. Er kam ihr vor wie ein kleiner Junge, der ein Geschenk auspackt und den Inhalt längst kennt, was seine Freude aber nicht im geringsten schmälert – im Gegenteil.
    Claudio fuhr mit den Lippen über Juliettes nackten Körper, wobei er keine Stelle ausließ. Juliette bäumte sich auf, als er zwischen ihren Schenkeln angelangt war.
    »Komm!« flüsterte sie ungeduldig. »So komm doch endlich!«
    Sie liebten sich mit unbändiger Leidenschaft. Dann lagen sie keuchend, mit bebenden Leibern nebeneinander.
    Juliette fand zuerst die Sprache wieder: »Du hast soeben eine Witwe glücklich gemacht.«
    Claudio richtete sich auf und schaute sie verständnislos an. »Was meinst du damit, Giulietta?«
    »Du hast richtig gehört. Ich bin Witwe. Mein Mann hat sich umgebracht.«
    »Ich dachte, dein Mann ist gelähmt und sitzt im Rollstuhl.«
    Juliette nickte. »Wer sein Leben verschleudern will, findet immer einen Weg.«
    »Das tut mir leid für dich«, sagte Claudio; dann nahm er allen Mut zusammen und fragte: »Und dieser Brodka? Liebst du ihn noch

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