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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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aber ein kurzer Traum vom bescheidenen Glück.«
    Er griff zum Telefon und wählte Sydows Nummer.
    »Hier Brodka. Meinardi wurde verhaftet. Das Bestechungsgeld war Falschgeld.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sydow am anderen Ende der Leitung. »Die Meldung lief heute über den Ticker. Woher haben Sie die Nachricht, Brodka?«
    »Es stand doch in der Zeitung.«
    »Nein. Oder haben Sie schon die Zeitung von morgen?«
    Brodka schwieg und blickte Juliette hinterher, die über die Treppe nach oben verschwand.
    »Ihnen ist doch klar«, meinte Sydow nach kurzem Nachdenken, »daß Meinardi mit Hilfe unserer Zeugenaussage freikommen könnte?«
    »Ja. Allerdings würde ich dann eine Gegenleistung verlangen. Meinardi muß auspacken. Er muß sagen, wofür er das Falschgeld bekommen hat. Erst dann sind wir zu einer Zeugenaussage bereit. Einverstanden?«
    »Einverstanden. Ich habe einen Informanten im Polizeipräsidium. Der kann mir sagen, wo Meinardi einsitzt. Eine Besuchserlaubnis zu bekommen ist nicht schwer. Wann können Sie morgen in Rom sein?«
    »Sagen wir, um elf. Treffpunkt wie gestern. Bei Nino, Via Borgognona.«
    Brodka legte auf.
    Juliette stellte sich schlafend, als Brodka ins Bett kam.
    Er lauschte in die Nacht, die hier, am Rande des Kratersees so still war, daß man sogar die Fledermäuse vernehmen konnte, die in der Dunkelheit um die Dächer schwirrten. Doch Brodka war zu aufgewühlt, um einschlafen zu können. Er warf sich von einer Seite auf die andere. Irgendwann knipste er die Nachttischlampe an und starrte mit hinter dem Kopf verschränkten Händen zur Decke. Wieso hatte Juliette ihn belogen, als sie sagte, in der Zeitung von Meinardis Verhaftung erfahren zu haben?
    Brodka drehte sich auf die Seite, betrachtete ihr Gesicht. Das Zucken ihrer Augenwinkel verriet, daß sie mit geschlossenen Augen wachlag. Deshalb wunderte er sich nicht, als sie plötzlich und ohne ihn anzuschauen fragte: »Woran denkst du?«
    Nach einer Pause erwiderte Brodka halblaut: »Mir gehen tausend Dinge durch den Kopf.«
    »Geht mir genauso.«
    Schließlich begann Brodka erneut: »Wie lange kennen wir uns jetzt?«
    »Dumme Frage. Das weißt du so gut wie ich.«
    »Sag es.«
    »Über drei Jahre.«
    »Stimmt. Und wie fandest du unser Verhältnis? Ich meine, empfandest du dabei Glück oder nur Spaß? Oder hast du das Ganze nur als eine Zweckverbindung betrachtet?«
    Juliette fühlte deutlich, worauf Brodka hinauswollte, und das gab ihr alles andere als ein gutes Gefühl. Dennoch stellte sie sich unwissend: »Warum fragst du das, wo du doch die Antwort genau kennst? Ich erkläre hiermit feierlich und nicht zum erstenmal, daß die vergangenen drei Jahre die glücklichsten meines Lebens waren. Genügt das?«
    »Du solltest das nicht ins Lächerliche ziehen.«
    »Tue ich das?«
    »Ich jedenfalls empfinde es so.«
    »Entschuldige, das war nicht meine Absicht.«
    Wieder entstand eine lange Pause, bis Brodka sie mit der Frage unterbrach: »Wie oft hast du mich in diesen drei Jahren belogen?«
    Juliette schaute ihn an. Sie fühlte sich ertappt, sagte sich aber, Angriff ist die beste Verteidigung. »Und wie oft hast du mich belogen? Oder mir Affären verschwiegen? Was soll die Frage? Soll das ein Verhör sein?«
    »Keineswegs. Du mußt auch nicht antworten. Ich meine nur, wir sollten uns immer die Wahrheit sagen.«
    »Hast du einen Grund für deine Moralpredigt?«
    »Es gibt keinen Grund«, antwortete er scheinbar gelassen. »Oder kennst du einen?«
    Juliette setzte sich auf. Ohne Brodka anzuschauen, meinte sie: »Was hältst du davon, wenn ich morgen mit dem Wagen nach München fahre? Ich mache mir Sorgen, solange meine Bilder hier im Schrank liegen. Du weißt, sie sind gut und gerne eine halbe Million Mark wert. Und einer Kunstspedition möchte ich sie nicht noch einmal anvertrauen. Außerdem gibt es zu Hause eine Menge zu erledigen. Ich will die Galerie auflösen. Die Klinik soll verkauft werden. Und was mit dem Haus geschehen soll, weiß ich auch noch nicht.«
    »Wie lange willst du bleiben?«
    »Eine Woche vielleicht.«
    Brodka drehte sich wieder auf den Rücken. »Weißt du«, sagte er nachdenklich, »vielleicht ist es gar nicht verkehrt, wenn wir für ein paar Tage getrennte Wege gehen.«
    Juliette beugte sich zu Brodka hinüber. »Das tun wir doch schon seit Wochen«, sagte sie. »Ich fahre morgen nach München, in Ordnung? Ich muß über uns nachdenken. Du sicher auch, nicht wahr?«
    Brodka antwortete nicht.
    Am nächsten Morgen trennten sich

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